Das chronische Fatigue-Syndrom, kurz CFS genannt, betrifft allein in Deutschland etwa 250.000 Patienten. CFS ist typisch für Multiple Sklerose und wird in diesen Fällen durch die entzündlichen Prozesse im Zentralnervensystem ausgelöst.
Mediziner sprechen bei CFS oder myalgischer Enzephalomyelitis von einer eigenständigen Krankheit (schmerzhafte entzündliche Gehirn- oder Rückenmarkserkrankung), wenn die Erscheinungen sich etwa nach schweren Infektionen einstellen. Bestimmte Substanzen (Botenstoffe) im Gehirn, die bei chronischen Entzündungsprozessen im Körper freigesetzt werden, oder ein Mangel an Immunglobulinen (Antikörpern) sind vermutliche Ursachen eines CFS.
Bei Krebserkrankungen oder Depressionen ist chronische Müdigkeit über eine längere Zeit hinweg nahezu unvermeidlich. Lassen sich keine einleuchtenden Auslöser für die Symptome finden und dauern diese über sechs Monate lang an, wird die Diagnose „Chronische Fatigue“ gestellt. Die lange Liste der Symptome eines CFS gleicht in weiten Teilen Symptomen, die auch bei Multipler Sklerose bestehen.
Charakteristische Eigenschaften eines chronischen Fatigue-Syndroms sind beispielsweise
- anhaltende, lähmende Erschöpfung, geringe Belastbarkeit, mangelnde Erholung trotz Schlaf und Ruhephasen
- massive Schlafstörungen
- rasche Ermüdung bei jeder Art von Anstrengung
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Magen-Darm-Funktionsstörungen und Nahrungsmittel-Allergien
- Lymphknotenschwellungen
- Schwindelattacken
- Störung von Essverhalten und Appetit
Patienten können die chronische Erschöpfung mit folgenden Maßnahmen unter Kontrolle bringen:
- Eine entsprechende Einteilung und Organisation des Tagesablaufs und der eigenen Kräfte verhindert Überforderung und schafft ausreichende Erholungsphasen. Die eigenen Grenzen auszuloten und nutzbar zu machen, setzt einen längeren Lernprozess voraus. Das soziale Umfeld des Patienten muss mit einbezogen werden. Abläufe im Alltag sollten optimiert und erleichtert werden, um Kräfte zu sparen und Erschöpfungs-Einbrüchen vorzubeugen.
- CFS-Patienten reagieren nicht gut auf übermäßige Wärme. Wechselduschen, Kühlen, das Vermeiden von heißen Bädern oder von großer Hitze halten das Energieniveau dagegen hoch.
- Medikamente stimulieren die Patienten bei Tagesmüdigkeit (Modafinil, Vigil®) oder verbessern die motorische Kontrolle (Amantadin – üblicherweise bei Parkinson eingesetzt). Bei beiden Medikamenten fehlt die Zulassung für den Einsatz bei MS. Daher müssen die Patienten die Kosten für diese Behandlung selbst tragen.
Eine Reihe von aktivierenden Antidepressiva kommt ebenfalls zur Therapie in Frage. - MS- und Chronique-Fatigue-Patienten müssen gleichermaßen auf eine vollwertige Ernährung achten: Leichte, frische und vitaminreiche Kost und eine angepasste Energiezufuhr wirken sich positiv aus.
- Körperliche Aktivität im Rahmen des Möglichen hat sich als besonders hilfreich erwiesen: Die Patienten bleiben agiler, beweglicher und ausdauernder. Auch ihre Stimmung stabilisiert sich.