Die erblichen Voraussetzungen spielen beim Ausbruch der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose eine untergeordnete Rolle. Zum Tragen kommen sie, wenn eine Reihe von Umweltfaktoren oder vorangegangene bakterielle und virale Infektionen hinzukommen.
Weit oben in der Liste der „Verdächtigen“ steht das Epstein-Barr-Virus, bekannt auch als der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers, auch Mononukleose oder „Kusskrankheit“. Die Infektion findet über den Speichel infizierter Personen statt. Typische Symptome sind Fieber, Anschwellen der Lymphknoten, Kopf- und Gliederschmerzen. Diese Infektion kann langwierig und in extremen Fällen gefährlich sein. Eine schnelle Diagnose und Therapie sind für eine Heilung ausschlaggebend. Halten die Symptome länger als sechs Wochen an, droht ein Übergang zu einem chronischen Verlauf. Chronische Beschwerden können sich auch ohne vorhergehende akute Phase einstellen. Ein Symptom teilt die Infektion mit EBV mit Multipler Sklerose: Das Chronische Erschöpfungssyndrom tritt bei beiden Krankheiten auf. Noch können Wissenschaftler diese Zusammenhängen nur vermuten.
Wie bei einer Allergie greifen körpereigene Immunzellen vermeintliche „Feinde“ an. Im Falle von MS sind dies keine eindringenden Krankheitserreger, sondern eigene Gewebezellen. Betroffen sind die Myelinschicht oder Markscheiden, die die Nervenbahnen wie eine Isolation schützend umhüllen. Diese Angriffe lösen überall im Gehirn und Rückenmark Entzündungen aus, die das Nervensystem temporär oder dauerhaft schädigen.
Viren oder Bakterien, die eine extrem starke Immunantwort hervorzurufen scheinen, stehen unter Verdacht, das Immunsystem zu dieser Art Über-Reaktion zu provozieren.
Die Palette der EBV-Symptome ist lang. Sie überschneidet sich teilweise mit dem Krankheitsbild bei MS. Definitiv scheint nicht das Virus, sondern die körpereigene Immunreaktion einen großen Teil dieser Symptome auszulösen. Blut und Organe können betroffen sein. Häufig verläuft die EBV-Infektion in Schüben.
Symptome sind beispielsweise
Alle diese unangenehmen und bedrohlichen Symptome sind die direkte Folge von Entzündungsherden im Bereich der jeweiligen „Steuerung“ im Zentralnervensystem. Hier besteht eine weitere Parallele zu Multipler Sklerose.
Studien und Statistiken dokumentieren, dass die Wahrscheinlichkeit, an MS zu erkranken, bei einem höheren EBV-Antikörperwert ansteigt. Einige Studienprojekte befassen sich mit der Immunreaktion auf EBV und deren Auswirkung auf die Zerstörung des Myelins.
Mit Geduld kann das Virus erfolgreich unter Kontrolle gebracht werden: Neben Virostatika (Anti-Virus-Medikamente) hat sich ein gezielter Aufbau der Immunabwehr und der Immun-Balance bewährt. Mit einer Kombination aus Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren wird das Immunsystem weiter ermutigt, sich den Viren zu stellen. Trotz der Erschöpfungszustände ist mäßige sportliche Aktivität vorteilhaft.
Weitere potentielle „Störer“ des Immunsystems mit erhöhtem MS-Risiko sind beispielsweise
Mögliche Zusammenhänge zwischen diesen Krankheits-Erregern und ihrer Rolle bei einem späteren Ausbruch von MS sind Gegenstand intensiver Forschungen.
aktualisiert am 21.02.2023