Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, die die Nervenleitfähigkeit in Mitleidenschaft zieht. Hinter dieser knappen Zusammenfassung verbergen sich beinahe so viele Erscheinungsbilder wie es Patienten gibt. Noch sind Ursachen und Auslöser der Multiplen Sklerose nicht vollständig erforscht. Auch kann die Erkrankung nicht geheilt und nur in ihrem Fortschreiten aufgehalten oder bestenfalls zum Stillstand gebracht werden.
Doch einige Eigenheiten von Multipler Sklerose sind eindeutig geklärt: Die Erkrankung wird nicht durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst. Daher handelt es sich nicht um eine Infektion und ist daher in keiner Weise ansteckend.
Vielmehr trägt eine Fehlsteuerung des Immunsystems die Schuld am Ausbruch einer MS. Die Immunabwehr bildet dabei Antikörper gegen das körpereigene Gewebe. Diese heften sich vorzugsweise an das Myelin, eine Substanz, die die Enden von Nervenfasern schützend umhüllt. Dabei kommt ein Entzündungsgeschehen in Gang.
Diese entzündlichen Prozesse beschädigen die Schutzschicht und das darunter liegende Nervengewebe kann vernarben. Die Leitfähigkeit der betroffenen Nerven ist in diesem Falle fortan eingeschränkt. Solche Schäden können überall im Gehirn auftreten. Entsprechend vielfältig sind die Folgen. Sie können von Missempfindungen wie Kribbeln oder Muskelzucken über Sehstörungen durch Entzündungen des Sehnervs bis hin zu motorischen Einschränkungen, Störung des Gleichgewichtssinnes und der allgemeinen Motorik führen. Die Entzündung selbst trägt vermutlich bei zum Chronischen Fatigue-Syndrom, dem anhaltenden Erschöpfungszustand, der viele MS-Patienten quält.
Das Entzündungsgeschehen als solches wird von Medizinern als Enzephalomyelitis disseminata, kurz ED, bezeichnet - eine Entzündung, die im Rückenmark und im Gehirn verstreut aufflackert und dabei dauerhafte Schäden anrichten kann.
Ob eine erbliche Veranlagung das Risiko erhöht, an MS zu erkranken oder nicht, konnte bislang nicht vollständig erklärt werden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine solche erbliche Disposition zumindest eine Rolle spielt. Intensive Forschungsarbeit dazu ist im Gange.
Bestimmte Infektionskrankheiten in jungem Alter, Umwelteinflüsse, Stress, Ernährung wirken vermutlich zusammen, um die Multiple Sklerose zum Ausbruch zu bringen und das Immunsystem nachhaltig zu beschädigen. Die Erkrankung verläuft in Schüben. In den dazwischenliegenden Phasen regenerieren sich Nervengewebe und Nervenfunktionen häufig wieder.
Zur Diagnose werden unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt. Entscheidende Informationen liefern bildgebende Verfahren wie die Computertomographie, eine Röntgenschichtuntersuchung, und die Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie. Ergänzend wird in der Rückenmarksflüssigkeit untersucht, auch als Nervenwasser oder Liquor bezeichnet. Dazu wird eine Lumbalpunktion durchgeführt. Die Entzündungen im Zentralnervensystem geben eine besondere Art von Eiweißmolekülen ab, deren Auftreten im Liquor auf die Erkrankung hinweist. Eine gesicherte Diagnose ergibt sich erst aus einem Überblick über eine Reihe von Untersuchungsergebnissen.
aktualisiert am 21.02.2023