Das Morton-Neurom (Morton-Neurinom, Morton-Neuralgie) ist eine Verdickung eines Nervs im Fuß, die zu starken Schmerzen führt. Frauen sind von der Erkrankung viel häufiger als Männer betroffen, da sie oft mit ungünstigem Schuhwerk zusammenhängt. Die Nervenverdickung (Neurinom) kommt durch eine Einengung zustande und tritt im Mittelfuß auf, meist im Bereich der mittleren Zehen. Die Schmerzen entwickeln sich beim Gehen und zucken meist bis in die Zehen. Ein Taubheitsgefühl begleitet die Schmerzen oft. Das Morton-Neurom wird in der Regel mit einer kleinen Operation behandelt. Es können zwar Schuheinlagen oder eine Injektion von geeigneten Wirkstoffen in den Fuß sinnvoll sein, doch häufig ist die nichtoperative Behandlung auf Dauer nicht erfolgreich.
Damit ein Morton-Neurom entsteht, muss ein Spreizfuß vorliegen. Das ist eine Fußfehlstellung, bei der die Mitte des Fußballens (Vorfuß) nicht nach oben gewölbt ist, sondern „durchhängt". Das führt dazu, dass ein Nerv zwischen zwei Mittelfußknochen (sowie den Bändern) eingeengt und mechanisch gereizt wird. Auf Dauer entsteht durch den Reiz eine schmerzhafte Verdickung am Nerv, das Morton-Neurom.
Enge, schlecht geeignete Schuhe fördern das Krankheitsbild. Besonders problematisch sind Schuhe mit hohen Absätzen, die den Druck auf den Fußballen vergrößern. Deshalb sind Frauen deutlich öfter von einem Morton-Neurom betroffen als Männer. Vorgeschwächtes Bindegewebe sowie sehr starke Beanspruchung der Füße, etwa im Beruf, begünstigen ebenfalls die Entwicklung der Krankheit.
Der krankhafte Nervenknoten findet sich am Nerv zwischen dem 3. und 4. Zehenstrahl oder nicht ganz so häufig zwischen dem 2. und 3. Zehenstrahl. Der betroffene Nerv ist im Ballenbereich bindegewebig verdickt. Durch das Neurom ergeben sich Schmerzen, hauptsächlich bei Belastung des Fußes oder beim Tragen von engem Schuhwerk.
Die Schmerzen kommen aus dem Mittelfußbereich (Metatarsalgie) und schießen oft in die Zehen. Sie sind brennend bis stechend. Dazu kommen in vielen Fällen Sensibilitätsstörungen.
Wenn der Fuß gerade nicht beansprucht wird, sind in der Regel die Schmerzen nicht vorhanden. Auch wenn die Belastung anfängt, zeigen sich die Schmerzen oft nicht sofort. Sie entwickeln sich während des Laufens oder der jeweiligen Fußtätigkeit. Fällt die Belastung weg, so geht üblicherweise der Schmerz rasch zurück. Auch wenn enge Schuhe ausgezogen werden, verringert sich der Schmerz. Schuhe, die viel Freiraum für die Füße lassen, sind für Patienten angenehmer zu tragen.
Das Untersuchungsgespräch (die Anamnese) gibt dem Arzt Hinweise auf ein mögliches Morton-Neurom. Die Art der Beschwerden, die der Patient schildert, deuten meist schon in die Richtung. Bei der körperlichen Untersuchung testet der Arzt, ob der Vorfuß schmerzt, wenn er zusammengedrückt wird. Bei sehr stark angeschwollenem Nerv kann der Arzt eine Verdickung direkt tasten.
In einem Test wird ein örtliches Betäubungsmittel an den Nerv gespritzt, um die Diagnose zu sichern und festzustellen, welcher Nerv exakt betroffen ist. Wenn der Schmerz nach Injektion nicht mehr da ist, steht das Morton-Neurom als Ursache fest. Eine Fußdruckanalyse (Podometrie) kann angezeigt sein, um ein weiteres Merkmal des Morton-Neuroms zu ergründen. Größere Nervenknoten können in einer Ultraschalluntersuchung dargestellt werden. Ein Röntgenbild wird angefertigt, um zu schauen, ob eine andere Erkrankung die Schmerzen bedingt. Manchmal wird ein MRT (Magnetresonanz-, Kernspintomographie) durchgeführt.
Das Morton-Neurom ist natürlich nicht der einzige Grund, wie Fuß- und Zehenschmerzen entstehen können. Zu Schmerzen und vergleichbaren Problemen wie beim Morton-Neurom können auch sonstige Erkrankungen führen, wie Entzündungen, Gelenkschäden, Weichteilerkrankungen (etwa Fußwarzen), Knochenbrüche (zum Beispiel bei Dauerbelastung) oder Fußfehlstellungen.
Die Therapiemöglichkeiten beim Morton-Neurom umfassen sowohl nicht operative (konservative) als auch operative (chirurgische) Maßnahmen. Die Behandlung wird meist erst konservativ begonnen, aber in vielen Fällen muss schließlich doch operiert werden.
Schon eine Schuheinlage, die das Fußgewölbe unterstützt, kann die Beschwerden lindern. Eine hintere Schuherhöhung beziehungsweise ein Vorfuß-Entlastungsschuh kann den Druck auf die Ferse richten und schont den Fußballen. Das wichtigste nicht operative Verfahren ist aber die Injektion von Wirkstoffen an den betroffenen Nerv. Örtliche Betäubungsmittel, Vitamin B12 oder Cortison gehören zu den Mitteln, die in den Fuß gespritzt werden können. Wirkstoffe können darüber hinaus als Medikament eingenommen werden (so genannte systemische Wirkung).
Krankengymnastik am Fuß und Massagen tragen dazu bei, dass die Beschwerden beim Morton-Neurom vermindert werden. Eine Kältetherapie lindert die Schmerzen am Vorfuß ebenfalls häufig. Auch möglich ist ein Versuch der alternativen Heilbehandlung mit Methoden wie Ultraschall oder Anwendung von Vibrationen.
Sollten andere Methoden nichts nützen und die Schmerzen verbleiben, so ist eine Operation am Morton-Neurom angezeigt. Die Operation erfolgt in örtlicher Betäubung, in Rückenmarknarkose oder unter Umständen in Vollnarkose. Der Eingriff wird über einen kleinen Schnitt von der Fußoberseite her vorgenommen. Manchmal wird stattdessen an der Fußsohle ein Schnitt angelegt.
Die eine Art der Operation hat das Ziel, mehr Raum für den Nerven zu schaffen und ihn so zu entlasten. Ein Band im Fuß, das den Nerv einengt, wird dazu durchtrennt.
Um die Probleme zu beseitigen, kann jedoch gleich der Nerv mit dem Morton-Neurom entfernt werden. Dafür muss eine bleibende Gefühlsstörung an einem kleinen Areal an den Zehen in Kauf genommen werden. Der knotenartig verdickte Teil des Nervs wird herausgetrennt, der Schleimbeutel wird mit entfernt.
Zum Schluss der Operation wird die Haut zugenäht. Die Fäden können nach ein bis zwei Wochen vom Arzt entfernt werden. In den ersten Tagen sollte das operierte Bein hochgelagert werden. Kühlen hilft, die Schwellungen zu reduzieren. Für die Zeit nach der Operation bekommt der Patient einen orthopädischen Schuh, der die Belastung nur auf die hinteren Bereiche des Fußes begrenzt. Später kann der Fuß wieder normal gebraucht werden.
Mögliche Komplikationen der Operation sind unter anderem Schwellungen, Blutungen und Blutergüsse sowie Narben und Wundheilungsstörungen. Infektionen sind sehr selten. Sensibilitätsstörungen treten entsprechend der Operation häufig auf, oftmals bestanden sie aber ohnehin schon vor dem Eingriff.
Ohne Behandlung kann das Morton-Neurom größer werden und die Schmerzen schlimmer werden. Engere Schuhe können nicht mehr getragen werden. Schließlich kann eine Berufsunfähigkeit entstehen, wenn Stehen und Gehen zum Job gehören. Die nicht operative Behandlung des Morton-Neuroms bringt nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen eine wirkliche Besserung (etwa 20 Prozent der Fälle).
Die anderen Patienten werden operativ behandelt. Die Erfolgsaussichten der Chirurgie beim Morton-Neurom sind sehr günstig, fast alle Patienten werden ihre Schmerzen los. Sehr selten bleiben die Schmerzen nach dem Eingriff bestehen. Nach einer Entfernung des Nervs verbleibt eine Gefühlsstörung an kleinen Bereichen der Zehen, für die der Nerv zuständig war.
aktualisiert am 08.12.2020