Vor allem ältere Männer sind davon betroffen: Sie können die Hand zunehmend weniger bewegen und die Streckfähigkeit der Finger ist eingeschränkt. Diese Krankheit ist bekannt unter dem Namen Dupuytren’sche Krankheit oder Morbus Dupuytren. Die Haut verändert sich dabei narbenartig und die Narben ziehen sich zusammen, wodurch die Bewegungen immer mehr eingeschränkt werden. Die Veränderungen der Haut sind gutartig. Die Dupuytren’sche Krankheit tritt recht häufig auf, dennoch ist die Ursache für die Veränderung der Haut bislang ungeklärt. Wesentlich seltener tritt der Morbus Ledderhose auf, der auf ähnliche Weise entsteht, allerdings am Fuß auftritt. Dort finden sich verhärtete Gewebeknoten, die schmerzhaft sein können. Bei beiden Erkrankungen besteht eine Behandlungsmöglichkeit darin, Kollagenase zu spritzen.
Sowohl das Beüben der Finger als auch Medikamente oder Salben haben bislang keine Verbesserung oder Verlangsamung bei der Erkrankung gezeigt. Daher ist die Standardbehandlung bei Morbus Dupuytren eine Operation der betroffenen Hand. In den meisten Fällen wird die Operation ambulant gemacht, danach muss der Patient den Arzt in den folgenden Wochen mehrfach für eine Nachbehandlung besuchen. Verschiedene Komplikationen treten häufig auf. Auch bei der Erkrankung am Fuß, Morbus Ledderhose, ist eine Operation manchmal erforderlich, allerdings kommt es danach oft erneut zu der Veränderung.
Eine Alternative zu der Operation kann eine Spritze sein: Das Enzym Kollagenase, das Bestandteil von Xiapex® ist, wird in das vernarbte Bindegewebe der Hand oder des Fußes gespritzt. Das Enzym führt dazu, dass sich der vernarbte Strang auflöst. Das Verfahren wurde in den Vereinigten Staaten entwickelt. Die Spritze mit der Kollagenase sollte von geschulten Spezialisten gesetzt werden.
Kollagenasen sind eine bestimmte Gruppe von Enzymen. Sie können bestimmte Bindungen (Peptidbindungen) aufspalten und trennen Aminosäuren (die Eiweiß-Grundbausteine) voneinander. Dadurch können Kollagenasen das Eiweiß Kollagen abbauen, das im Bindegewebe für Stabilität sorgt. Für den Einsatz bei Morbus Dupuytren ist der Einsatz dieser Enzyme sinnvoll, denn die Vernarbung in den Händen entsteht durch eine Vermehrung von Kollagen in der Haut. Gleiches gilt auch für den Morbus Ledderhose sowie für eine weitere Erkrankung, die ebenfalls Bindegewebsstränge beinhaltet: die Induratio penis plastica. Die Kollagenase, die in dem Medikament Xiapex® eingesetzt wird, wird durch einen biotechnischen Prozess aus Bakterien gewonnen.
Ist die Dupuytren'sche Krankheit beziehungsweise die Ledderhose-Erkrankung bereits weit fortgeschritten und ein deutlicher vernarbter Strang in der Haut sichtbar, eignet sich der Patient für die alternative Behandlung mit der Spritze. Sie wird ambulant gesetzt, das Mittel kommt direkt in die vernarbte Haut. Im Anschluss wird die Hand oder der Fuß verbunden. Die Behandlung dauert etwa eine halbe Stunde.
Mit der Behandlung geht es einen Tag später beim Spezialisten weiter: Der Strang in der Haut wird durch Bewegung aufgelöst. Die Enzyme haben das Narbengewebe in den vergangenen Stunden bereits aufgeweicht, durch das Strecken der Finger wird der Narbenstrang dann komplett aufgebrochen. Die Hand oder der Fuß sollte danach noch für einige Tage geschont werden. Vernarbt die Hand oder der Fuß in den Folgejahren wieder, kann die Behandlung mit Kollagenase wiederholt werden.
Es fanden bereits einige klinische Studien zur Behandlung mit Kollagenase statt. Im Zeitraum von zwei Jahren gab es nur leicht höhere Rückfallraten für die Erkrankung bei Betroffenen als bei Patienten, die mit Operationen behandelt wurden. Eine Studie zur Kollagenase bei der Dupuytren-Erkrankung ergab, dass bei 64 Prozent der Patienten die Verkrümmung der Hand auf unter 5 Prozent zurückgegangen ist. Die Beweglichkeit des Gelenks verbesserte sich der Studie nach erheblich und es gab in keinem Fall eine Verschlechterung der Krankheit oder Nervenschäden in der Hand.
Allerdings wurden auch Nebenwirkungen bei der Behandlung festgestellt: So kann es zu Juckreiz oder Rötungen kommen, aber auch zu Schwellungen und Schmerzen. Bei jedem zehnten Patienten kam es zu Lymphknotenschwellungen, zudem gab es Sehnenrisse. Langzeitstudien liegen noch nicht vor. Für die Ledderhose-Erkrankung sowie für die Induratio penis plastica ist ebenfalls bislang noch nicht ausreichend untersucht worden, wie sich die Behandlung mit Kollagenase auswirkt.
Das Medikament ist in Deutschland mittlerweile vom Markt genommen. Das hat keine Gründe, die auf Gesundheitsrisiken basieren, sondern liegt daran, dass eine Nutzenbewertung des Instituts für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen negativ ausgefallen ist. Das Medikament ist sehr teuer: Eine Ampulle, die für die Behandlung eines Strangs reicht, kostet über 1000 Euro. Müssen also mehrere Stränge behandelt werden, ist eine Operation oft günstiger als die Therapie mit dem "Enzym-Messer". Allerdings sind laut Umfragen sehr viele Patienten zufrieden mit den Ergebnissen nach einer Behandlung mit Xiapex®. Eine Behandlung kann daher, in Absprache mit dem Arzt, nach Rücksprache mit den Krankenkassen und in Abwägung der Kostenfrage, durchaus sinnvoll sein und eine Alternative zur Operation darstellen.
aktualisiert am 11.03.2016