Der Morbus Ledderhose (Ledderhose-Erkrankung) ist eine Wucherung von Bindegewebe innerhalb der Fußsohle. Die Krankheit gehört zu der Gruppe der gutartigen Fibromatosen. Als Frühzeichen können Jucken und Brennen im betroffenen Bereichen auftreten. Die Knoten sind anfangs weich und nicht schmerzhaft. Da sich im Laufe der Zeit an der Fußsohle verhärtete Knoten bilden, die sehr groß werden können, sind eine eingeschränkte Beweglichkeit und Schmerzen des Fußes möglich. In solchen Fällen kann manchmal eine Operation am Fuß erforderlich sein, aber auch andere Therapiemöglichkeiten können in Frage kommen wie Medikamente, eine Strahlentherapie oder eine Stoßwellentherapie. Die Erkrankung wurde nach dem deutschen Arzt Georg Ledderhose benannt, der sie als erster entdeckte und eine wissenschaftliche Arbeit über diese Veränderungen am Fuß veröffentlichte.
Der Morbus Ledderhose gehört zu einer Reihe von Erkrankungen, die unter dem Begriff Fibromatose zusammengefasst werden. Die bekannteste davon ist der Morbus Dupuytren, der zu entsprechenden Veränderungen an der Handfläche führt. Außerdem gehören eine Verhärtung am Bindegewebe des Penis (Induratio penis plastica = Morbus Peyronie), eine vergleichbare Bindegewebsveränderung, die zu einem Schiefhals führt (Fibromatosis colli) sowie Knötchen auf den Fingergelenken (englisch: knuckle pads oder Garrod's pads) dazu. Hat ein Patient eine dieser Erkrankungen, dann ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass auch eine andere der Fibromatosen auftritt.
Die Fibromatosen, zu denen die Ledderhose-Erkrankung gehört, sind Veränderungen des Bindegewebes an bestimmten Stellen. Bindegewebszellen zeichnen sich hier durch ein abnormes Wachstum aus, so dass sich Knötchen, Stränge und Verziehungen bilden. Die genaue Entstehung der Wucherungen ist nicht bekannt.
Die Ledderhose-Erkrankung wird durch eine Reihe von Faktoren begünstigt. Die Veränderungen in der Fußsehne werden wahrscheinlicher, wenn bereits eine gleichartige Erkrankung der Hand (Morbus Dupuytren) oder eine Peniserkrankung (Induratio penis plastica) besteht. Das Risiko für den Morbus Ledderhose wird vererbt. Männer bekommen ihn häufiger als Frauen. Ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder eine Epilepsie können einen Morbus Ledderhose hervorrufen sowie vermutlich auch Alkoholmissbrauch, Rauchen, Stress und Erkrankungen der Leber und der Schilddrüse. Aber auch Kinder und Jugendliche können schon einen Morbus Ledderhose entwickeln.
Der Morbus Ledderhose betrifft die Sehnenplatte aus Bindegewebe in der Fußsohle, die Plantar-Aponeurose. Dort kommt es zur Ausbildung von verhärteten Knoten. Die Knoten finden sich insbesondere in der Mitte der Fußsohle oder in der Nähe des Innenrandes des Fußes. Sie treten in der Regel in den Strängen zwischen der Großzeh und der 3. Fußzehe auf. Die Knoten können relativ groß werden und dazu führen, dass das Gehen erschwert wird. Manchmal besteht lediglich ein einzelner Knoten, bisweilen bilden sich auch Bindegewebsstränge. Im Bereich, an dem der Morbus Ledderhose auftritt, kann der Fuß schmerzen. Es bilden sich oft auch Verwachsungen dieses Bindegewebes mit der Umgebung, vor allem mit der Fußsohlenhaut und mit den Muskeln.
In vielen Fällen verläuft der Morbus Ledderhose in Schüben und schreitet im Laufe von Jahren fort. Dabei ist der Verlauf unregelmäßig. Manchmal wachsen die Knoten besonders schnell und dann gibt es wieder Phasen, in denen über lange Zeit keine Veränderung eintritt. Die Erkrankung ist gutartig. Sie betrifft bei etwa einem Viertel der Patienten beide Fußsohlen.
Der Arzt führt mit dem Patienten eine Befragung durch (Anamnese) und erfährt so über die Symptome und eventuelle Vorerkrankungen und Risikofaktoren. Er untersucht die Füße gründlich und schaut auch an anderen Körperteilen nach Auffälligkeiten. Manchmal ist der Morbus Ledderhose so typisch, dass ihn der Untersucher ohne weitere Maßnahmen diagnostizieren kann. In der Regel kommt ein Ultraschall zum Einsatz, um den Fuß weiter zu beurteilen. Auch eine Kernspintomographie (MRT) kann durchgeführt werden, die die Veränderungen in der Fußsohle deutlich zeigt.
Eine Knotenbildung unter dem Fuß kann viele Gründe haben. Dazu gehören eine abnorme Heilung von Verletzungen des Fußes oder Wucherungen anderen Ursprungs.
Das Ziel der Behandlung ist, dass der Patient wieder richtig gehen kann und dies auch in Zukunft möglich ist. Dazu werden vornehmlich die Schmerzen gelindert und die Entzündungsprozesse aufgehalten.
Schon einfache Maßnahmen können den Verlauf der Erkrankung verbessern. Weiche Schuheinlagen federn den Druck ab. Eine Physiotherapie und eine regelmäßige Streckung des Fußes können angewendet werden. Als Medikamente gegen die Ledderhose-Erkrankung eignen sich Mittel, die zu den NSAR (nicht-steroidalen Antirheumatika) gehören. Sie bessern nicht nur die Schmerzen, sondern wirken auch gegen die Entzündungsprozesse.
Eine Operation ist oftmals nicht vorteilhaft. Als besser erweist sich oft eine Behandlung mit Röntgen (Radiotherapie, weiche Strahlung). Eine Strahlentherapie wird durchgeführt, wenn die Funktion beeinträchtigt wird und die Symptomatik damit verbessert werden kann. Ohne relevante Symptome wird eine Strahlentherapie nicht durchgeführt. Das Ziel der Strahlentherapie ist es, den Knoten zu verringen, die Schmerzen zu reduzieren und die Funktion zu verbessern.
Eine Stoßwellentherapie (ESWT) kann ebenfalls Erfolge bringen und die Beschwerden verringern. Relevante Langzeituntersuchungen fehlen zu dieser Behandlungsmethode. Vielen Betroffenen helfen Spritzen mit Cortison in den Fuß. Sie können helfen, die Knoten zu verkleinern. Allerdings muss die Behandlung alle 1-3 Jahre wiederholt werden. Auch kann in den Fuß das Enzym Kollagenase eingespritzt werden. Es führt zu einer teilweisen Auflösung der Bindegewebsverhärtungen. Möglicherweise scheint eine Behandlung mit Kälte (Kryotherapie) Patienten ebenfalls zu helfen.
Manchmal ist eine Operation unumgänglich. Dies erfolgt, wenn die Erkrankung sehr fortgeschritten ist, das Gehen eingeschränkt ist, Schmerzen auftreten und die Symptome sich sonst nicht bessern. In vielen Fällen wird die Sehnenplatte entfernt. Wird versucht, schonend zu operieren und nur wenig zu entfernen, dann kommt es oftmals zu einem begünstigten Wachstum neuer Ledderhose-Knoten. Bei einer Operation müssen auch mögliche Komplikationen bedacht werden, wozu beispielsweise eine Verletzung von Nerven oder Muskeln gehört, die sich in der Nähe des Eingriffsgebiets finden. Die Nebenwirkungen können zum Teil erheblich sein. Nach der OP ist oft eine Gehhilfe erforderlich. Zudem kommt es in über 50% der Fälle zu einem Rückfall, der schlimmer sein kann als die ursprüngliche Situation.
Weitere Möglichkeiten der Behandlung ist das Medikament NAC (Acetylcystein). Dieses wird angewandt, um Schleim in der Lunge zu lösen. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung mit Acetylcystein erfolgsversprechend sein kann. Es fehlen dazu noch verlässliche Studienergebnisse.
Auch die Lasertherapie bietet eine Möglichkeit, Knoten zu verkleinern und die Schmerzen zu verringern. Auch für diese Behandlung fehlen Studien.
In wenigen besonderen Fällen kann sich das Lösen einer Verwachsung beziehungsweise Kontraktion lohnen (Fibrosen-Perforation). Beim Morbus Dupuytren (dieser Veränderung an der Hand) kommt dies häufiger zum Einsatz, weil sich das Bindegewebe dort meist mehr zusammenzieht.
Der Morbus Ledderhose ist eine gutartige chronische Erkrankung, die sich in Schüben weiterentwickelt und nicht endgültig heilbar ist. Mit unterschiedlichen Behandlungsmethoden lassen sich die Beschwerden meist erfolgreich reduzieren oder beseitigen. Doch eine weitere Entwicklung der Bindegewebswucherungen ist möglich. Mit einer Operation können die Knoten entfernt werden, doch auch nach einem Eingriff können Veränderungen erneut auftreten, dies passiert in einem Viertel der Fälle.
Altmeyers Enzyklopädie - Plantarfibromatose: https://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/dermatologie/plantarfibromatose-3119 (online, letzter Aufruf: 10.09.2019)
MSD Manual - Plantarfibromatose: https://www.msdmanuals.com/de/profi/erkrankungen-des-rheumatischen-formenkreises-und-des-bewegungsapparats/erkrankungen-der-f%C3%BC%C3%9Fe-und-sprunggelenke/plantarfibromatose (online, letzter Aufruf: 10.09.2019)
Ärzte Zeitung - Wo bei Morbus Ledderhose der Schuh drückt: https://www.aerztezeitung.de/medizin/fachbereiche/orthopaedie/article/602071/wo-morbus-ledderhose-schuh-drueckt.html (online, letzter Aufruf: 10.09.2019)
aktualisiert am 17.03.2022