Bei Morbus Cushing leiden die Patienten unter einem erhöhten Cortisolspiegel im Körper. Die hohe Cortisolausschüttung resultiert in den meisten Fällen aus einem Mikroadenom (kleiner Tumor) im Bereich der Hirnanhangdrüse (Hypophyse).
Cortisol ist ein spezielles Hormon, welches von der Nebennierenrinde produziert wird. Das Hormon dient unter anderem dazu, in Stresssituationen Energiereserven zu mobilisieren. Produziert die Nebennierenrinde des Menschen zu viel Cortisol, wirkt sich dies negativ auf die Gesundheit aus. Bei den Patienten zeigen sich durch das vermehrte Cortisol verschiedene Symptome. Übergewicht, eine hohe Anfälligkeit auf Infektionen oder ein schneller Kräfteverlust sind hierbei häufig. Dieses Beschwerdebild wird auch als Cushing-Syndrom bezeichnet. Morbus Cushing lässt sich in den meisten Fällen erfolgreich behandeln. Beispielsweise ist es möglich, den ursächlichen Tumor in der Hypophyse zu entfernen. In den meisten Fällen sind Frauen von dieser Erkrankung betroffen. Benannt wurde die Erkrankung nach dem Neurochirurgen Harvey Cushing.
Um die genauen Ursachen für Morbus Cushing aufzuzeigen, ist es wichtig zu wissen, wie der Körper dazu veranlasst wird, in der Nebennierenrinde Cortisol zu produzieren. Die Cortisolproduktion wird durch ein weiteres Hormon mit der Bezeichnung Corticotropin (kurz ACTH) angeregt. Das ACTH produziert der Körper in der Hypophyse, in der Hirnanhangdrüse. Bei Menschen mit Morbus Cushing ist die natürliche Produktion von ACTH gestört. Dies resultiert in vielen Fällen aus einer Tumorerkrankung im Bereich der Hypophyse. Durch das vermehrte ACTH im Körper wird die Nebennierenrinde des Betroffenen übermäßig dazu angeregt, Cortisol zu produzieren. Die Mediziner sprechen hierbei von einem ACTH-abhängigen Hypercortisolismus. Durch die hohe Cortisolausschüttung stellen sich die für Morbus Cushing typischen Symptome ein.
Morbus Cushing wird von den Ärzten zu den endogenen Hypercortisolismus-Formen gezählt. Bei diesen Erkrankungen produziert der Körper ohne äußere Einflüsse zu viel ACTH und Cortisol. Bei den exogenen Form wird die Überproduktion von ACTH und Cortisol durch äußere Faktoren verursacht. Die Erkrankungen der endogenen Gruppe sind weitaus seltener als die der exogenen. Die Erkrankung tritt vor allem bei Frauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren auf. Bei drei Vierteln dieser Frauen resultiert Morbus Cushing aus einem Tumor der Hypophyse. Hierbei handelt es sich in vielen Fällen um einen gutartigen Tumor (Mikroadenom). In seltenen Fällen kann ein Tumor der Nebennierenrinde für die erhöhte Cortisolausschüttung verantwortlich sein. Des Weiteren kann Morbus Cushing durch die langzeitliche Therapie mit Glucocorticosteroiden entstehen (einer Substanzgruppe von Hormonen, zu denen das Cortisol gehört).
Das Cortisol ist eines der wichtigsten Hormone im Körper, dessen Fehlen im Körper zum Tode des Menschen führen würde. Durch eine Überproduktion des Hormons stellen sich verschiedene Symptome ein, welche die Ärzte unter dem Begriff Cushing-Syndrom zusammenfassen. Das Cortisol sorgt für
Auf einen erhöhten Cortisolspiegel reagiert der Körper mit verschiedenen Symptomen. Hierbei leiden die Patienten häufig unter einer stammbetonten Fettsucht mit Gewichtszunahme und unter einer verstärkten Körperbehaarung. Des Weiteren können die folgenden Veränderungen und Symptome auftreten:
Einige Patienten leiden zudem unter einer Zuckererkrankung (Diabetes mellitus), unter einem Kalium-Defizit sowie unter Depressionen. Diese Symptome treten in den meisten Fällen nicht alle in Kombination auf und beginnen schleichend mit einer zunehmenden Intensität.
Kommt bei einem Allgemeinmediziner der Verdacht auf Morbus Cushing auf, überweist er den Patienten an einen Endokrinologen. Der Facharzt für hormonelle Störungen setzt in erster Linie eine Anamnese an. Im Rahmen dieses Gesprächs befragt der Mediziner den Patienten zu dessen Krankheitsgeschichte, wobei vor allem folgende Fragen von Wichtigkeit sind:
Nach dieser Befragung führt der Facharzt eine körperliche Untersuchung durch. Hierbei nimmt er vor allem die Hautfarbe und eventuelle Hautveränderungen in Augenschein. Des Weiteren klopft der Arzt die Wirbelsäule des Patienten ab und befragt ihn zeitgleich, ob Schmerzen auftreten. Es erfolgt ein Test der Muskelkraft des Patienten. Hierfür muss der Patient in die Hocke gehen und anschließend wieder aufstehen. Nach dieser Untersuchungsreihe nimmt der Mediziner Blut ab und veranlasst eine Blutuntersuchung im Labor. Die Laborangestellten untersuchen das Blut hinsichtlich verschiedener Werte. Hier sind der Cortisolgehalt im Blut, der Blutzuckerspiegel und die Cholesterinkonzentration wichtig. Ferner geraten die Anzahl der Abwehrzellen und die Elektrolytkonzentration in den Fokus der Laboranten.
Leidet der Patient unter Morbus Cushing, zeigt sich im Blutbild ein erhöhter Cortisolwert, der sich im Verlauf des Tages nicht verändert. Zudem ist bei den Patienten der Blutzuckerspiegel erhöht, was aus einer vermehrten Produktion von Glukose (Traubenzucker) durch die Leber resultiert. Ferner zeigen sich erhöhte Cholesterinwerte und eine vermehrte Anzahl bestimmter Blutzellen (Thrombozyten, Leukozyten und Erythrozyten). Andere Zellen sind im Blut der Patienten in verminderter Anzahl vorhanden (Lymphozyten und eosinophile Granulozyten).
Neben der Blutuntersuchung greifen die Mediziner in den meisten Fällen noch auf spezifische Testverfahren zurück. Eines dieser Verfahren bezeichnen die Ärzte als den Dexamethason-Hemmtest. Der Patient erhält hierbei abends vor dem Schlafen ein spezielles Präparat mit der Bezeichnung Dexamethason. Es handelt sich dabei um ein Glucocorticoid, welches eine starke Ähnlichkeit mit dem Cortisol aufweist. Am kommenden Morgen nach dem Schlaf sollte bei Gesunden der Cortisolspiegel im Blut gefallen sein. Ist der Wert erhöht, setzen die Ärzte weitere Spezialtests an. Mitunter ermitteln die Ärzte hierbei die Menge an Cortisol im Urin des Patienten über einen Zeitraum von 24 Stunden. Liegt Morbus Cushing vor, ist die Cortisolmenge im Urin konstant erhöht.
Des Weiteren gilt es festzustellen, ob ein ACTH-abhängiger Hypercortisolismus beim Patienten vorliegt. Hierfür bestimmen die Ärzte die ACTH-Konzentration im Blut. Ist die Menge an ACTH im Blut des Patienten erhöht, liegt Morbus Cushing vor. Daraufhin wird ein MRT (Kernspintomographie) des Kopfes veranlasst, um festzustellen, ob ein Tumor des Hypophysenvorderlappens vorliegt. Nicht bei allen Patienten sind diese Tumore auf den Bildern des MRT zu sehen, da sie sehr klein sein können.
Mitunter können anderweitige Erkrankungen und die Einnahme bestimmter Medikamente ähnliche Symptome auslösen wie Morbus Cushing. Die Ärzte müssen sichergehen, dass die erhöhten Cortisolwerte nicht aus folgenden Faktoren und Erkrankungen resultieren:
Können die Ärzte diese Faktoren mithilfe entsprechender Untersuchungen zielsicher abgrenzen, lautet die Diagnose „Morbus Cushing“.
Sofern ein Tumor in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) des Patienten für die Erkrankung Morbus Cushing verantwortlich ist, setzen die Ärzte eine OP an. Im Rahmen dieser OP soll das Mikroadenom entfernt werden. Hierfür verschafft sich ein Neurochirurg Zugang zur Hypophyse des Patienten, was entweder über die Nase oder über das Keilbein (einen Knochen im Schädel) geschieht. Konnte der Tumor entfernt werden, muss der Patient eine bestimmte Zeit nach der OP künstliches Cortisol einnehmen.
In einigen Fällen ist diese OP jedoch nicht möglich. Vor allem, wenn der Patient zu schwach für die OP ist oder im Rahmen des MRT kein Mikroadenom gefunden und lokalisiert werden konnte, wird die OP nicht durchgeführt. Ist dies der Fall, greifen die Ärzte auf anderweitige Behandlungen zurück. Die Patienten erhalten spezielle Medikamente, welche die Bildung von Cortisol unterdrücken. Häufig wird hierfür das Medikament Ketoconazol verabreicht, welches ursprünglich ein Präparat gegen Pilzbefall ist. Eine Nebenwirkung dieses Medikaments ist die Unterbildung der Cortisolproduktion in der Nebennierenrinde des Patienten. Unter bestimmten Umständen wird eine Bestrahlung der Hypophyse angesetzt, um das Mikroadenom zu zerstören. In seltenen Fällen müssen im Rahmen einer Adrenalektomie beide Nebennieren des Patienten entfernen. Die Patienten müssen daraufhin ihr Leben lang Cortisol und Mineralocorticoide (diese sind wichtige Hormone für den Wasser- und Salzhaushalt) einnehmen. Der Körper kann diese lebenswichtigen Stoffe nach der OP nicht mehr eigenständig produzieren.
Von der Erkrankung Morbus Cushing geht aufgrund der vielschichtigen Wirkung von Cortisol im Köper die Gefahr auf verschiedene Komplikationen aus. Beispielsweise kann es durch Morbus Cushing vermehrt zu Knochenbrüchen kommen. Ferner steigt das Risiko auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aus diesem Grund ist es wichtig, Morbus Cushing fachgerecht zu behandeln. Die Operationen, in deren Rahmen ein Mikroadenom in der Hypophyse entfernt wird, weisen eine Erfolgsrate von 80 Prozent auf. Die meisten Patienten zeigen kurz nach dem Eingriff einen normalen ACTH-Spiegel im Blut auf. Sofern dies nicht der Fall ist und eine medikamentöse Behandlung ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg bringt, müssen die Nebennieren des Patienten entfernt werden. Daraufhin ist die Cortisolproduktion im Körper nicht mehr eigenständig möglich, und der Zustand des Patienten verbessert sich. Allerdings ist nach diesem Eingriff die Einnahme von künstlichem Cortisol unabdingbar.
Einem Morbus Cushing lässt sich nur vorbeugen, sofern diese Erkrankung nicht aus einem Tumor der Hypophyse resultiert. Beispielsweise ist es möglich, dass die Erkrankung aus der Einnahme von cortisolhaltigen Medikamenten resultiert. Diese Medikamente kann der Patient nach Absprache mit dem Arzt eventuell absetzen oder die Dosis reduzieren. Allerdings ist es von Wichtigkeit, diese Präparate nicht abrupt abzusetzen, sondern deren Dosis langsam und schrittweise zu reduzieren. Auf diesem Weg ist der Körper in der Lage, sich wieder langsam an die eigenständige Produktion von Cortisol zu gewöhnen. Resultiert Morbus Cushing jedoch aus einem Mikroadenom in der Hypophyse, stehen keine vorbeugenden Maßnahmen zur Verfügung.
aktualisiert am 28.02.2023