Die Leukozyten oder weißen Blutkörperchen sind Zellen, die wichtige Funktionen in der Abwehr von Fremdstoffen und Krankheitserregern haben. Nach Funktion und Gestalt werden sie in drei Untergruppen unterteilt:
Die Monozyten sind die größten Leukozyten. Sie sind sowohl an der spezifischen (gezielten) als auch an der unspezifischen (als Erstreaktion stattfindenden) Immunabwehr beteiligt und spielen damit eine wichtige Rolle in der Abwehr von Krankheitserregern. Eine zu geringe Zahl von Monozyten (Monozytopenie) tritt normalerweise gleichzeitig mit erniedrigten Werten der anderen Leukozyten auf. Dies wird häufig verursacht durch Infektionserkrankungen, Chemotherapie oder Knochenmarkserkrankungen.
Eine sehr seltene Erkrankung ist das MonoMAC-Syndrom. Die Monozyten sind sehr stark reduziert oder fehlen ganz. Ursache ist ein erblicher Defekt in den Genen. Betroffene sind anfällig für Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko, dass bestimmte bösartige Tumorerkrankungen entstehen mit schlechter Prognose für Betroffene.
Das MonoMAC-Syndrom ist äußerst selten. Das Kurzwort MonoMAC setzt sich zusammen aus den Begriffen Monozyten und MAC (Mycobacterium avium/intracellulare complex, den typischen Erregern, die bei dem Krankheitsbild Infektionen hervorrufen).
Das MonoMAC-Syndrom wurde 2010 erstmals beschrieben. Es handelt sich um eine sehr seltene Erbkrankheit. Ursache ist ein Gendefekt, der sich negativ auf die Knochenmarksfunktion und damit auf die Ausbildung von Monozyten auswirkt. Betroffene sind wegen der fehlenden Monozyten empfindlicher gegenüber Infektionserkrankungen als andere Menschen. Auch Krankheitserreger, die für gesunde Menschen ungefährlich sind, können leicht Infektionen hervorrufen. Häufig handelt es sich um Infektionen der Haut mit nicht tuberkulösen Mykobakterien. Hierbei handelt es sich um Erreger, die zu den Mykobakterien gehören, aber nicht an der Entstehung der Tuberkulose beteiligt sind. Andere bakterielle, virale (besonders durch humane Papilloma-Viren, HPV) oder Pilz- beziehungsweise Schimmelpilzinfektionen treten durch die geschwächte Immunabwehr ebenfalls häufiger auf. Außerdem besteht bei Betroffenen ein hohes Risiko, dass sich eine bösartige Erkrankung entwickelt.
Die Symptome zeigen sich, wenn Infektionen auftreten oder wenn Folgeerkrankungen wie Tumore entstehen. Die Symptome sind abhängig von dem jeweiligen Erreger, der eine Infektion hervorruft.
Ein Befall mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien führt bei gesunden Menschen nur sehr selten zu einer Erkrankung. Durch das geschwächte Immunsystem können sie bei Patienten mit dem MonoMAC-Syndrom zu Hauterkrankungen (beispielsweise Geschwüre) oder Lungenentzündungen führen.
Als Folge der Infektion mit sogenannten Onkoviren (besitzen die Eigenschaft, tumorauslösend zu sein) besteht bei Betroffenen ein deutlich höheres Risiko eines bösartigen Verlaufes. Humane Papillomaviren (HPV) führen zu Infektionen der Haut und Schleimhaut. Typische Symptome sind gutartige Zubildungen, sogenannte Warzen.
Genitale Humane Papillomaviren befallen die Schleimhaut im Genitalbereich mit entsprechenden Symptomen. Bei Patienten mit dem MonoMAC-Syndrom besteht durch das geschwächte Immunsystem ein deutlich erhöhtes Risiko, dass es durch die Viren an der Infektionsstelle zu einem unkontrollierten Wachstum der befallenen Zellen kommt. So kann sich aus der Infektion mit Humanen Papillomviren ein Genitalkrebs (Gebärmutterhalskrebs, Scheidenkrebs, Peniskarzinom oder Analkarzinom) entwickeln. Weitere durch Onkoviren ausgelöste Erkrankungen, die gehäuft im Zusammenhang mit dem MonoMAC-Syndrom beschrieben sind, sind beispielsweise das Leiomyosarkom (Tumor bestimmter Muskelzellen durch Epstein-Barr-Virus) oder das Bowen-Karzinom (Hautkrebs ausgelöst durch Epstein-Barr-Virus).
Im Verlauf der Erkrankung kann auch das blutbildende System betroffen sein. Es kann zur Entwicklung unterschiedlicher Blutkrebsarten kommen:
Weitere Symptome, die bei dem MonoMAC-Syndrom möglich sind, ähneln Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes oder schweren Schüben einer Multiplen Sklerose (MS).
Patienten mit dem MonoMAC-Syndrom stellen sich häufig wegen Hautinfektionen (zum Beispiel mit Mykobakterien) oder Infektionen des Genitalbereiches (zum Beispiel mit Epstein-Barr-Virus) vor. Der Arzt wird zur diagnostischen Aufarbeitung ein Blutbild anfertigen.
Wird im kleinen Blutbild eine Veränderung der Leukozytenzahl festgestellt (Leukozyten zu niedrig), folgt im sogenannten Differentialblutbild eine Aufschlüsselung der Leukozyten (weißen Blutkörperchen) in ihre Untergruppen.
Kleines Blutbild und Differentialblutbild ergeben zusammen das große Blutbild. Die Werte der Untergruppen der Leukozyten werden auf die Gesamtleukozytenzahl bezogen. Außerdem werden die Zellen pro Mikroliter (µl) Blut ermittelt. Die Monozyten machen etwa drei bis sieben Prozent der Gesamtleukozytenzahl aus und erreichen Werte von 285 bis 500 Monozyten pro µl Blut. Eine Übersicht über das Differentialblutbild mit allen Normwerten (Referenzwerten) gibt folgende Tabelle:
Weiße Blutkörperchen | pro Mikroliter | in Prozent |
---|---|---|
Segmentkernige neutrophile Granulozyten | 3000-5800/µl | 50-70% |
Stabkernige neutrophile Granulozyten | 150-400/µl | 3-5% |
Basophile Granulozyten | 15-50/µl | 0-1% |
Eosinophile Granulozyten | 50-250/µl | 1-4% |
Monozyten | 285-500/µl | 3-7% |
Lymphozyten | 1500-3000/µl | 25-45% |
Anmerkung: Die Referenzwerte können sich von Labor zu Labor unterscheiden, deshalb ist es sinnvoll, den Arzt zu fragen und sich die Blutwerte erklären zu lassen. Auch tageszeitliche Schwankungen können Einfluss auf die Ergebnisse nehmen.
Beim MonoMAC-Syndrom kann im großen Blutbild eine schwere Monozytopenie (wenige bis keine Monozyten) sowie eine Lymphozytopenie (Lymphzellen wie Natürliche Killerzellen und B-Lymphozyten sind erniedrigt) vor. Gentests werden für eine endgültige Diagnose durchgeführt.
Weitere Untersuchungen folgen je nach auftretenden Symptomen. Zum Beispiel werden bei Hautveränderungen Gewebeproben entnommen, um den Erreger zu identifizieren und eine gezielte Therapie einzuleiten.
Die Behandlung ist bisher nur experimentell. Zur Unterstützung des Immunsystems werden beispielsweise Interferone (spezielle Substanzen, die an der Abwehr beteiligt sind) oder Antikörper eingesetzt. Je nach Schwere und Auftreten weiterer Erkrankungen des blutbildenden Systems erhalten Patienten Knochenmarkstransplantationen. Außerdem werden die Symptome durch entsprechende Maßnahmen behandelt wie durch eine Antibiotikagabe bei Infektionen mit Bakterien.
Durch den häufig schwerwiegenden Verlauf mit der Entwicklung bösartiger Erkrankungen sind die Heilungsaussichten eher als schlecht zu beurteilen. Für etwa 50 Prozent der Betroffenen endet die Erkrankung tödlich.
Da es sich um eine erbliche Erkrankung handelt, kann man sich vor dem MonoMAC-Syndrom nicht schützen. Geeignete Maßnahmen können ein Fortschreiten oder die Schwere der Erkrankung eventuell aufhalten und helfen, Infektionen zu verhindern. Dies erfolgt durch den Einsatz von Medikamenten, die sich positiv auf das Immunsystem auswirken.
aktualisiert am 01.08.2024