Der Fuß ist ein im Aufbau äußerst filigraner Körperteil, muss aber gleichzeitig enorme Belastungen aushalten. Bei einer Verletzung bedarf diese Besonderheit der Zusammenarbeit unterschiedlicher Spezialisten. Vielerorts finden sich daher orthopädische Behandlungszentren, die Ärzte, Physiotherapeuten und die Orthopädietechnik in einem Gebäude vereinen.
Die weiterführende therapeutische Behandlung eines Bruches hängt von der vorangegangen Erstversorgung ab. Im Mittelpunkt stehen die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit von Muskeln und die Vermeidung von Komplikationen im Verlauf des Heilungsprozesses.
Der behandelnde Orthopäde muss Art und Umfang der krankengymnastischen Behandlung auf einem Rezept vorgeben. Dennoch wird der Physiotherapeut in einem Vorgespräch auf anatomische Besonderheiten eingehen und weitere Erkrankungen erfragen, um eine individuell zugeschnittene Therapie einleiten zu können.
Entscheidend für die Anschlussbehandlung ist, ob eine konservative (nichtoperative) oder eine chirurgische Maßnahme nach dem Mittelfußbruch vorgenommen wurde.
Eine aktive Physiotherapie ist gemeinsam mit dem Patienten darauf ausgerichtet, die Beweglichkeit und Belastbarkeit des Fußes wiederherzustellen. Dies kann erst nach Abnahme der stützenden Schiene oder Gipses erfolgen. Bei einem guten Therapieverlauf ist dies nach vier bis sechs Wochen im Bereich des Möglichen.
Nach einem operativen Eingriff können behutsame physiotherapeutische Maßnahmen schon während der ersten sechs Wochen stattfinden, da eine gewisse Stabilität des Fußes durch Schrauben und Platten gewährleistet ist.
Liegt beim Patienten noch ein Gipsverband an, hat die Vermeidung von Komplikationen durch die vorangegangene Behandlung Vorrang. Mögliche Probleme können durch den Gipsverband an sich auftreten. Hierzu gehören
Aber auch die unmittelbaren Folgen eines operativen Eingriffes wie Schwellungen können durch eine Physiotherapie unterstützend vermieden werden. Dabei kommt die passive Therapie in Form einer manuellen Lymphdrainage oder einer schonenden Mobilisierung von Muskeln und Gelenken zu Anwendung.
Das Lymphsystem ist neben den Blutgefäßen das zweite Gefäßsystem unseres Körpers. Es besitzt die wichtige Aufgabe, den Transport von Nähr- und Abfallstoffen zwischen Zellen und dem Blutsystem zu gewährleisten. Außerdem entsorgt es Krankheitserreger und ist auf diese Weise Teil unseres Immunsystems. Lymphbahnen verlaufen vielfach direkt unter der Haut und können im Rahmen eines chirurgischen Eingriffes durchtrennt werden. In diesem Fall ist der Abtransport der Lymphflüssigkeit nicht mehr sichergestellt.
Der Physiotherapeut versucht, mit bestimmten Handgriffen den Ablauf der Lymphflüssigkeit in Richtung Blutgefäße zu aktivieren. Er kann somit Schwellungen zum Abklingen bringen und Infektionen vorbeugen.
Bewegungsübungen für den Fuß sind nicht möglich, wenn dieser in einem Gipsbett ruhig gestellt ist. Durch die Bewegung anderer, gesunder Gelenke der unteren Extremitäten (Bein, Fuß) können die betroffenen Mittelfußknochen mit bewegt werden. Nur ein Physiotherapeut kann entscheiden, mit welchen Übungen die Durchblutung sowie die Beweglichkeit und Kraft ohne Beeinträchtigung des Bruches erzielt werden kann.
Gerade in den ersten Tagen kann außerdem eine Kühlung des Fußes eine deutliche Abnahme einer Schwellung bewirken. Wichtig ist, ausnahmslos Kühlpads aus dem Kühlschrank zu verwenden. Eiskompressen aus dem Gefrierfach oder Eiswürfel können bei direktem Hautkontakt zu lokalen Erfrierungen führen. Wichtig ist auch die Hochlagerung des Fußes. Auf diese Weise beugt man einer Schwellung vor und kann eine Linderung der Schmerzen erreichen.
Die Abnahme des Gipsverbandes oder einer Schiene wird vom Arzt angeordnet. Seine Entscheidung stützt sich auf den Heilungsverlauf des Knochens, welcher er durch eine Röntgenaufnahme beurteilt hat. Anhand dieses Bildes wird der Orthopäde bestimmte Bewegungen des Fußes freigeben.
Für eine erfolgreiche Heilung ist es sinnvoll, die Verordnung krankengymnastischer Übungen unbedingt wahrzunehmen. Zwar gibt es jede Menge Literatur und Ratgeber, dennoch sollten keine Übungen ohne vorherige fachkundige Anleitung durchgeführt werden. Gerade die Übertragung eines zweidimensionalen Bildes in eine dreidimensionale Bewegung bereitet manchen Menschen Schwierigkeiten. Haben Patienten eine Übung einmal live gesehen, sind Internet und Bücher eine ausgezeichnete Stütze für die selbstständige Wiederholung.
Die Krankengymnastik beginnt schrittweise mit leichten Greifbewegungen. Das vorsichtige Spreizen der Zehen ist meist schon möglich. Zu Beginn ist es sinnvoll, den Mittelfuß behutsam zu umfassen, um ihn stabilisierend zu sichern.
Bei der nächsten Übungsphase dürfen bereits Bewegungen in den Mittelfuß hinein ausgeführt werden. Eine Stabilisierung des Mittelfußes durch das oben beschriebene Halten ist nicht mehr notwendig. Wenn der Patient erste Beuge- und Streckelemente gut bewältigt, können komplexere Greifübungen hinzukommen. Die Sensorik (Gefühlssinn) kann langsam gesteigert werden, indem der Patient gefordert ist, zunehmend dünnere Stäbe zu greifen. Ähnlich dem Aufbau von Body-Workouts ist eine abgesetzte Durchführung von beispielsweise drei Sätzen à zwölf Wiederholungen von Vorteil.
Die Mittelfußknochen geben dem Fußgewölbe den knöchernen Halt. Dem Training des Fußgewölbes kommt somit eine entscheidende Bedeutung zu. Dabei wird die Verschieblichkeit der Mittelfußknochen untereinander und gegen die Ferse (Verwringung) wiederhergestellt. Eine einfache, aber effiziente Übung kann schon mit einem Blatt Papier erreicht werden. Der Patient stellt den Fuß im Sitzen, ohne Körpergewicht, auf das Blatt. Während der Therapeut dieses vorsichtig unter dem Fuß nach außen wegzieht, hält der Patient mit dem Ballen des kleinen Zehs passiv dagegen. Hier genügt es, dass der Ballen die Berührung mit dem Boden nicht verliert. Diese Verwringung des Mittelfußes wird auch in die entgegengesetzte Richtung, also zur Körperinnenseite durchgeführt.
Eine bekannte Übungseinheit nennt sich Pinguin, wobei wohl weniger die Fußstellung als die häufigen Stürze der Pinguine bemerkenswert sind – wie bei Glatteis gilt beim Mittelfußbruch Vorsicht. Für den Pinguin als Übung wird eine weiche Unterlage benötigt. Eine Matratze oder eine mehrfach zusammengelegte Wolldecke genügt vollkommen. Stellen Sie sich auf diesen Untergrund, die Fußspitzen zeigen nach außen, während Sie die Fersen fest zusammenhalten. Heben Sie die geschlossenen Fersen nach oben. Da die Unterlage nachgibt, sind die Vorderfüße bemüht, die Stabilität des Körpers aufrechtzuerhalten. Zwar ist der Vorfuß nach unten abgepolstert, dennoch sollte diese Übung erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Genesung durchgeführt werden.
Mit dieser Übung kann einer Fehlstellung des Fußes entgegengewirkt werden. Wichtig ist es, eine Sitzhaltung zu finden, bei der das Bein im rechten Winkel angewinkelt bleibt. Das Knie kann durch einen Ball oder Ähnliches im rechten Winkel gehalten werden. Eine Hand umfasst die Ferse von hinten, um diese zu stabilisieren. Die andere Hand umgreift den Mittelfuß von der Fußinnenseite und bewegt den Fuß vorsichtig in schraubenartigen Bewegungen.
Am einfachsten hilft die Vorstellung, wie sich eine Schmetterlingsraupe vorwärts bewegt. Übertragen auf den Fuß bedeutet das: Drücken Sie zuerst die Zehen in den Boden. Sie halten den Fuß quasi an dieser Stelle fest am Boden, während die Ferse nachgezogen wird. Dabei wölbt sich der Fußrücken nach oben. Diese Aufgabe beansprucht die Gelenkigkeit der Mittelfußknochen und stärkt das Fußgewölbe.
Die sogenannte Spiraldynamik dient gleichfalls der Stabilität und Kräftigung des Mittelfußes. Die Methode geht von der Annahme aus, dass alle Bewegungen des menschlichen Körpers einen spiralförmigen Ursprung haben. Eine wesentliche Idee ist, den Patienten selbst zu motivieren, die natürlichen Bewegungsabläufe des Fußes zu erfahren. Mit diesem Wissen kann der Körper dann gezielt stabilisiert und aktiviert werden. Die Spiraldynamik wird von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten angeboten.
Die PNF ist darauf ausgerichtet, durch bestimmte Reize die Muskulatur im Fuß zu aktivieren. Sowohl durch Berührungsreize als auch durch verbale Aufforderungen oder bildhafte Anweisungen sollen Kraft und Beweglichkeit eingeübt werden.
Von großer Bedeutung für eine wirkungsvolle Behandlung eines Mittelfußbruches ist die Entlastung und Ruhigstellung des Fußes. Die Orthopädietechnik bietet hier unterschiedliche Hilfsmöglichkeiten an.
Die einfachste Möglichkeit zur Entlastung bietet eine Unterarmgehstütze. Um jedoch eine langsame Gewöhnung des Fußes an eine leichte Belastung zu erreichen, ist der sogenannte Vorfußentlastungsschuh das Mittel der Wahl. Dieser Schuh zeichnet sich durch eine besonders steife und hinten überhöhte Sohle aus, die eine mögliche Abrollbewegung des Fußes verhindert.
Je nach Schwere der Erkrankung muss der Entlastungsschuh bis zu mehreren Wochen (ein bis zwei Monate) getragen werden. Noch während sich der Fuß im Gips befindet, kann es mitunter sinnvoll sein, den Schuh zu verwenden und eine vorsichtige Belastung zu ermöglichen.
Wird der Entlastungsschuh über einen längeren Zeitraum benötigt, sollte an ein physiotherapeutisch unterstütztes Gangtraining sowie an passive Bewegungseinheiten gedacht werden. Vorbeugend wird meist eine antithrombotische Therapie (Verhinderung eines Blutgerinnsels) durch den Arzt in die Wege geleitet.
Wenn der Arzt die komplette Freigabe der Bewegung und Belastung erteilt, ist der Schuh langsam zu entwöhnen. In gleichem Maße, in dem die Entwöhnung stattfindet, beginnt der Fuß selbstständig an Stabilität zu gewinnen. Der Schuh sollte dann nicht mehr verwendet werden, auch wenn anfänglich eine natürliche Unsicherheit ein vorsichtiges Laufen erforderlich macht. Physiotherapeutische Maßnahmen können in diesem Stadium helfen, die Kraft und Sicherheit wieder auf das ursprüngliche Niveau zu bringen.
Wird ein Entlastungsschuh vom Arzt als notwendig erachtet, wird er ein entsprechendes Rezept ausstellen. Die weitere Beratung und ein individuelles Angleichen an den Fuß wird ein Sanitätshaus umsetzen.
Physiotherapie ist eine wichtige unterstützende Maßnahme im Heilungsprozess von Mittelfußfrakturen. Leider sind vor allem die gesetzlichen Krankenkassen bei der Kostenübernahme oft überfordert. Eine ausreichende krankengymnastische Versorgung ist kaum gewährleistet. Krankengymnastik und Entlastungsschuhe werden dennoch von den meisten gesetzlichen Kassen übernommen. Wichtig ist dennoch die eigene Mitarbeit des Patienten, soweit dies der Allgemeinzustand zulässt.
Nutzen Sie die Zeit zu Hause, um regelmäßig die erlernten Übungen durchzuführen. Bei Schwierigkeiten und Fragen haben Sie in Ihrem behandelnden Arzt und Physiotherapeuten jederzeit einen kompetenten Partner.
aktualisiert am 23.05.2019