Die Milz gehört zu jenen Organen, deren Funktion beim Gesunden in aller Regel kaum auffällt. Erst wenn es im Zuge einer Verletzung zum Milzriss kommt oder die Milz schwer erkrankt, wird deren Bedeutung bewusst. Die Milz erfüllt einerseits wichtige Aufgaben im Lebenszyklus von Blutzellen. Auf der anderen Seite gehört das innere Organ zur Immunabwehr des Menschen. Eine Entfernung der Milz hat – vor diesem Hintergrund betrachtet – Folgen für den Organismus. Das Fehlen der Milz beeinträchtigt nicht unmittelbar den Gesundheitszustand des Patienten, begünstigt aber verschiedene Infektionen. Um dem erhöhten Infektionsrisiko zu begegnen, kommt es auf den richtigen Impfstatus an.
Eine Entfernung der Milz – auch als Splenektomie bezeichnet – kommt in Frage, wenn das Organ geschädigt ist. Auslöser ist in einem großen Teil der Fälle ein Milzriss (Ruptur). Dieser kann durch mehrere Ursachen entstehen. Auf der einen Seite löst eine stumpfe Gewalteinwirkung den Milzriss aus. Trotz der Lage im linken oberen Bauchraum kann zum Beispiel bei einem Unfall die Milz in Mitleidenschaft gezogen werden.
Als Milzruptur wird das Einreißen von Kapsel- oder eigentlichem Organgewebe (Parenchym) der Milz bezeichnet. Kommt es zu einer leichten Verletzung, so besteht das Ziel heute im Wesentlichen darin, das Organ zu erhalten – insbesondere, um dessen Funktion zu wahren und nicht auf entsprechende Impfungen angewiesen zu sein. Hierfür können Ärzte auf die Selbstheilung der Milz setzen oder Fibrinkleber bzw. Kunststoffnetze zur Kompression nutzen.
Die Splenektomie wird dann in Erwägung gezogen, wenn die Milz nicht mehr zu retten ist. Ein mögliches Szenario hierfür ist der Abriss des Organs am Hilus (dem "Gefäßstiel"). In jedem Fall ist ein Milzriss höherer Schweregrade eine Diagnose, die notfallmedizinisch versorgt werden muss.
Auf der anderen Seite besteht die Gefahr einer Gewebeschädigung im Zusammenhang mit Erkrankungen. So können Tumore eine Entfernung der Milz erfordern und verschiedene Infektionskrankheiten können zu einer erheblichen Volumenzunahme in kurzer Zeit führen. Eine Milzentfernung (Splenektomie) kann auch aus diesen Gründen angezeigt sein und bedarf in der Folge ebenfalls Impfungen, um das Immunsystem zu unterstützen.
Die Milz ist ein unpaariges Organ – sprich, es gibt sie im Körper nur einmal. Patienten können aber auch ohne Milz leben. Aufgrund der Funktionen, welche sie wahrnimmt, stellt die Splenektomie Arzt und Patienten allerdings vor gewisse Herausforderungen. Dies betrifft insbesondere Infektionen mit bestimmten Bakterien.
Der Hintergrund ist folgender: Phagozyten (sogenannte Fresszellen), die für die Abwehr bekapselter Bakterien wichtig sind, liegen in der Milz konzentriert vor. Aufgrund dieser Tatsache entsteht das Postsplenektomie-Syndrom: Fehlt die Milz, werden die körpereigenen Abwehrmechanismen bei einigen Patienten geschwächt. Zwar tritt das Postsplenektomie-Syndrom bei nur einem bis fünf Prozent der von einer Splenektomie Betroffenen auf. Allerdings ist die Sterblichkeit bei der Erkrankung hoch.
Das Postsplenektomie-Syndrom mündet in einer sogenannten Blutvergiftung (Sepsis), bei der sich Bakterien im Blut verteilen und an Organen Schäden verursachen. Daher sind Maßnahmen zur Vorbeugung besonders relevant. Speziell die Bakterienarten
wurden in der Vergangenheit als Auslöser der Erkrankung identifiziert. Entsprechend muss der Impfschutz nach einer Milzentfernung aufgebaut werden. Für die Immunisierung stehen verschiedene Vakzine (Impfstoffe) zur Verfügung.
Gegen Pneumokokken wird zum Beispiel auf Pneumovax® gesetzt. Der Impfstoff wird meist für Erwachsene verwendet. Die Immunisierung von Kindern erfolgt mit Prevenar®. Wie im Zusammenhang mit allen Schutzimpfungen können natürlich auch bei der Immunisierung mit Pneumovax® Nebenwirkungen auftreten. Hierbei kann es sich um
handeln. Treten nach dem Impfen Nebenwirkungen auf, sollten sich Patienten an den behandelnden Arzt wenden.
Gegen Meningokokken und gegen Haemophilus gibt es ebenfalls spezielle Impfstoffe, die nach der Milzentfernung einer gefährlichen Infektion mit diesen Bakterien vorbeugen.
Neben den genannten Impfungen ist der Aufbau eines Impfschutzes gegen die Virusgrippe anzuraten. Diese löst nämlich wiederum häufig bakterielle Infektionen aus, welche in der Folge bei Betroffenen zu Komplikationen führen können.
Damit Patienten ohne Milz und der Arzt den Überblick zum Impfstatus behalten, wird ein entsprechender Notfallausweis ausgestellt. Dieser beinhaltet alle wichtigen Informationen wie das Datum der Splenektomie, aber auch die Telefonnummer von Kontaktpersonen, und gibt Auskunft zum Impfstatus. Mit diesem Notfallpass Asplenie reduziert sich das Risiko, eine der Impfungen versehentlich nicht auffrischen zu lassen.
aktualisiert am 11.12.2017