Die Entfernung der Milz (Splenektomie) kann aus verschiedenen Gründen in Frage kommen. Ein Milzriss – etwa durch einen Unfall – ist nur ein möglicher Anlass, die Operation durchzuführen. In der medizinischen Praxis führen auch Erkrankungen wie
zum Entschluss, bei Patienten eine Entfernung der Milz vorzunehmen.
Dieser Eingriff hat für Betroffene Folgen. Die Milz erfüllt zwei wichtige Aufgaben – einmal in der Immunabwehr, auf der anderen Seite im Rahmen des Lebenszyklus von Blutzellen.
Eine Splenektomie wird heute nur noch vorgenommen, wenn andere Therapiemaßnahmen nicht greifen oder in Frage kommen. So ist eine Milzentfernung etwa bei einer Verletzung notwendig, in deren Verlauf die Milz abreißt. Die Splenektomie wird auch im Zuge der Immunthrombozytopenie in Erwägung gezogen, einer Erkrankung, bei der die Menge an Blutplättchen (Thrombozyten) vermindert ist, die für die Gerinnung wichtig sind.
Fällt die Milz als Organ für das Immunsystem weg, besteht ein erhöhtes Risiko für gefährliche Infektionen. Aus diesem Grund werden Patienten zur Anpassung ihres Impfstatus angehalten. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf Erreger wie
Dies hat folgenden Hintergrund: Als Folge der Milzentfernung kann sich eine plötzliche Sepsis (Blutvergiftung) entwickeln. Diese gilt als schwerwiegende Komplikation, da bei einer Sepsis die Bakterien über das Blut verteilt werden und im ganzen Organismus Schäden verursachen können.
Parallel treten nach der Entfernung der Milz Veränderungen im Blutbild auf. Der Grund ist: Die gesunde Milz ist ein Filterorgan, welches aus dem Blut auffällige Zellen entfernt.
Aufgrund der Tatsache, dass die Milz als Filter für Blutzellen und deren Speicher fungiert, muss eine Splenektomie Folgen für das Blutbild haben. Diese können zwar von Patient zu Patient variieren, in der medizinischen Praxis tauchen einige Veränderungen aber immer wieder auf.
Dies betrifft zum Beispiel die Anhebung der Thrombozytenzahl. Bei den Thrombozyten handelt es sich um spezielle Blutzellen ohne Zellkern. Gebildet über bestimmte Zellen des Knochenmarks (Megakaryozyten), kommen Thrombozyten bei der Blutgerinnung zum Einsatz. Verbrauchte Zellen werden in der Milz abgebaut, beziehungsweise ist die Milz Thrombozytenspeicher. Da dieser jetzt fehlt, tritt in den Wochen nach Entnahme der Milz allgemein ein im Blutbild deutlich sichtbarer Anstieg der Thrombozytenzahl auf. Dieser Effekt kann bei etwa einem Drittel der Patienten auftreten.
Die Konzentration der Thrombozyten kann in der Folge wieder zurückgehen. Allerdings ist mit einer über längere Zeiträume erhöhten Anzahl bei den Thrombozyten zu rechnen. Aus diesem Grund sollte der behandelnde Arzt entsprechend engmaschig hinsichtlich des Thromboserisikos kontrollieren.
Parallel kann sich nach der Entfernung der Milz eine Leukozytose bemerkbar machen. Hierbei handelt es sich um ein Ansteigen der Anzahl von Leukozyten (den weißen Blutkörperchen) im Blutbild. Ursache kann ein stressbedingter Anstieg der Blutkörperchen nach der Operation (postoperativ) sein. Zudem entfällt mit der Splenektomie das Speicherorgan Milz. Im weiteren Verlauf fällt die Zahl der weißen Blutkörperchen allerdings wieder ab.
Typische postoperative Veränderungen im Blutbild nach Splenektomie sind damit:
Neben den bereits genannten Veränderungen im Blutbild entwickelt sich nach der Entnahme der Milz oft eine Erhöhung der Lymphozytenwerte (Lymphzellen). Die Zahl der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) wird allgemein von der Splenektomie nicht beeinflusst und sollte sich daher eher im Normbereich bewegen.
Aufgrund ihrer Funktion sorgt die Milz dafür, dass verbrauchte Blutzellen und Zellen mit Einschlüssen entfernt werden. Durch das Fehlen – bedingt durch die Splenektomie – reduzieren sich die Fähigkeiten des Körpers, diese Aufgabe zu erfüllen.
Daher lassen sich im Blutbild noch einige andere Veränderungen feststellen. Es treten zum Beispiel vermehrt abnorme Blutzellen auf. Hierbei kann es sich zum Beispiel um Erythrozyten (rote Blutkörperchen) mit bestimmtem eingeschlossenen Zellmaterial (basophile Chromatinreste) handeln. Diese Blutzellen werden auch als Howell-Jolly-Körperchen bezeichnet. Sie sind ein diagnostisches Merkmal. Fehlen Howell-Jolly-Körperchen, kann der behandelnde Arzt nach der Milzentfernung von einer Nebenmilz ausgehen, die noch im Körper verblieben ist.
Des Weiteren sind im Blutbild Siderozyten (Erythrozyten mit sogenannten Siderosomen/Pappenheimer-Körperchen als Einschlüsse) oder schießscheibenartig veränderte rote Blutzellen (Codozyten) als Folge der Entfernung der Milz erkennbar.
aktualisiert am 31.01.2019