In manchen Fällen tritt Milch aus der Brustdrüse aus, ohne dass sich eine Frau in der Stillzeit oder Schwangerschaft befindet. Diese unnatürliche Erscheinung wird als Milchfluss oder Galaktorrhoe bezeichnet. Die Ursache für den Milchabgang ist meist eine Hormonstörung, oftmals eine vermehrte Bildung des Hormons Prolactin. Prolactin ist dafür zuständig, dass die Muttermilch gebildet wird. Dies kann wiederum unterschiedliche Gründe haben. Von einer Galaktorrhoe sind nicht immer nur Frauen betroffen, sondern der Brustausfluss kommt auch bei Männern oder Kindern vor. Der Abgang der milchähnlichen Flüssigkeit sollte stets ärztlich abgeklärt werden, um schwerwiegende Ursachen auszuschließen oder behandeln zu können.
Im Regelfall entsteht ein krankhafter Abgang von Milch (Galaktorrhoe) dadurch, dass ein zu hoher Blutspiegel von Prolactin vorliegt. Prolactin ist ein Hormon, das normalerweise während der Schwangerschaft und Stillzeit die Milchproduktion der weiblichen Brust fördert. Prolactin wird von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet. Eine Überfunktion der Hirnanhangdrüse, ein normalerweise gutartiger Tumor des Organs (Prolactinom) oder eine andere Erkrankung der Hirnanhangdrüse können daher einen Milchausfluss bedingen. Zu den hormonellen Ursachen kann auch eine Schilddrüsenunterfunktion gehören. Manchmal löst die Anti-Baby-Pille eine Galaktorrhoe aus.
Einige Medikamente können den Milchfluss hervorrufen, ebenso Drogen oder Inhaltsstoffe von Pflanzen. Innerhalb der Brust können aber ebenfalls die Ursachen liegen. Milchfluss (Galaktorrhoe) kann sich zeigen bei einer bestimmten Brustgewebswucherung (Milchgangspapillom) bei einer Brustentzündung (Mastitis), bisweilen auch bei Brustkrebs. Sehr selten sind Nervenschäden für den Milchfluss verantwortlich.
Manchmal lässt sich keine Ursache der Galaktorrhoe ausfindig machen. Möglicherweise liegt dann eine Überempfindlichkeit des Brustdrüsengewebes auch für niedrige Mengen des Hormons Prolactin vor. Weitere mögliche Ursachen sind Stress oder eine Stimulierung der Brustdrüse (z. B. sexuelle Aktivität, ständige Brust-Selbstuntersuchung, reibende Kleidung, Hautkrankheiten).
Galaktorrhoe beim Mann kann durch einen Mangel des Hormons Testosteron zustande kommen. Bei Säuglingen kann eine Galaktorrhoe aus dem Grund bestehen, dass viel Östrogen (weibliches Hormon) von der Mutter über den Mutterkuchen in das kindliche Blut gelangt ist.
Kennzeichnend für die Galaktorrhoe ist, dass eine Flüssigkeit aus der Brustwarze austritt. Die Flüssigkeit kann manchmal wirklich milchig-weiß aussehen, muss es aber nicht. Oftmals ist sie eher klar oder gelb bis dunkel. Der Flüssigkeitsabgang kann kontinuierlich sein oder nur von Zeit zu Zeit auftreten. Auch kann die Milch entweder nur aus einer oder aus beiden Brustdrüsen herauskommen.
Zusätzliche Symptome zur Galaktorrhoe können z.B. Menstruationsstörungen beziehungsweise Abweichungen vom Monatszyklus sein. Auch Kopfschmerzen, Sehstörungen und ähnliche Symptome können vorkommen.
Sollte der Ausfluss aus der Brust blutig sein, dann kann dies ein Hinweis auf eine schwere Erkrankung wie Brustkrebs sein.
Ein Milchaustritt, der außerhalb der Schwangerschafts- oder Stillzeit geschieht, sollte bei einem Arzt näher untersucht werden. Zu Beginn des Untersuchungstermins wird der Arzt Fragen stellen (Anamnese), beispielsweise wie der Brustausfluss aussieht und wie häufig er kommt und ob es weitere Symptome gibt. Er fragt nach Medikamenten und ob nicht doch eine Schwangerschaft (oder Stillphase) besteht. Bei der körperlichen Untersuchung versucht der Arzt unter anderem, vorsichtig selbst Milch aus der Brustdrüse zu drücken. Er tastet die Brust ab. Bildgebende Verfahren wie Röntgen (Mammographie), Ultraschall oder Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) können eingesetzt werden, um Veränderungen zu erkennen. Blut wird abgenommen, um auf einen erhöhten Prolactinwert sowie auf andere Hormonspiegel zu untersuchen. Bei Frauen im entsprechenden Alter erfolgt außerdem ein Schwangerschaftstest.
Die Therapie bei einem krankhaften Milchfluss (Galaktorrhoe) hängt von der Ursache dieser Erscheinung ab. Sollte etwa ein Prolactinom (Wucherung der Hirnanhangdrüse) für einen hohen Blutspiegel des Hormons Prolactin sorgen, dann wird dieses mit Medikamenten (z. B. Bromocriptin) oder durch eine Operation behandelt. Eine Schilddrüsenunterfunktion wird mit L-Thyroxin (Schilddrüsenhormon) behandelt. Eine Brustentzündung wird gegebenenfalls mit Antibiotika oder entzündungshemmenden Mitteln behandelt. Falls eine Medikamenteneinnahme den Brustausfluss bedingt, werden die Medikamente in Absprache mit dem Arzt weggelassen.
In Ausnahmefällen ist eine Operation an der Brust möglich, um den Ausfluss zu unterbinden. Die Brustdrüsengänge können dazu entfernt werden.
Konnte die Ursache in den Untersuchungen nicht ermittelt werden, dann können Medikamente die Beschwerden bessern. Diese Mittel, beispielsweise Bromocriptin, senken den Blutspiegel des Hormons Prolactin.
Der unnatürliche Milchabgang hat gewöhnlicherweise eine gute Prognose und lässt sich durch eine Behandlung meist stoppen. Dazu gehört auch, dass die Ursache erkannt und gegebenenfalls beseitigt wird. Ansonsten helfen in der Regel die Medikamente, dass keine Milch mehr austritt.
aktualisiert am 17.12.2020