Migräne kann das Leben und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Bei vielen Migräne-Patienten wirken die üblichen Therapiemaßnahmen wie Medikamente und Entspannungstechniken nicht zufriedenstellend. Gerade dann sind die Betroffenen offen für alternative Behandlungsformen. Gerade in Internetforen und sozialen Netzwerken wird immer wieder darüber berichtet, dass das sogenannte Daith-Piercing die Stärke und Häufigkeit von Migräneanfällen reduzieren kann. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür jedoch nicht.
Das Nadeln von Akupunkturpunkten am Ohr wird schon lange genutzt, um Migräneattacken positiv zu beeinflussen. Beim Daith-Piercing wird einer dieser Punkte mit einer entsprechenden Nadel durchstochen. Er liegt direkt über dem Eingang zum Gehörgang in der kleinsten Knorpelfalte am Ohr.
Migränepatienten berichten immer wieder darüber, dass sich die Stärke ihrer Kopfschmerzen verringert hat, nachdem ein Piercing an dieser Stelle gesetzt wurde. Daraus hat sich die weitläufige Meinung entwickelt, dass ein Daith-Piercing als Maßnahme zur Behandlung von Migräne geeignet sei.
Es gibt noch keine wissenschaftliche Studie, die die Wirkung des Piercings untersucht hat. Somit gibt es auch keine durch Studien belegten Ergebnisse, die eine Wirkung nachgewiesen hätten. Die positive Auswirkung des Daith-Piercings bei Migränepatienten stützt sich allein auf die Erfahrungsberichte von Betroffenen. Mediziner und Experten raten klar davon ab, sich in der Hoffnung auf Linderung der Migränebeschwerden ein Daith-Piercing stechen zu lassen. Sie gehen davon aus, dass die meisten positiven Erfahrungen mit dem Piercing auf den sogenannten Placebo-Effekt zurückzuführen sind. Dabei tritt die Linderung der Symptomatik alleine durch den Glauben an die Wirkung der Therapie ein.
Der Knorpel des Ohrs ist wenig durchblutet. Deshalb kann es hier vermehrt zu schlecht heilenden Wunden und Infektionen nach dem Stechen eines Daith-Piercings kommen. Im Rahmen einer Infektion kann es auch zu Verformungen der Ohrmuschel kommen. Auf die Dauer könnte sogar eine Verschlimmerung der Beschwerden durch die Migräne auftreten.
Auch wenn das Daith-Piercing in sozialen Netzwerken und im Internet immer wieder als Möglichkeit zur Behandlung von Migräne beworben wird, gibt es bislang keine wissenschaftlichen Belege für seine Wirksamkeit. Experten und wissenschaftlichen Fachgesellschaften zufolge überwiegen die Risiken den potenziellen Nutzen. Sie raten klar davon ab, sich in der Hoffnung auf Linderung der Migränesymptomatik ein Daith-Piercing stechen zu lassen.
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. – Die DMG warnt: Piercing ist nicht zur Therapie von Migräne geeignet!: https://www.dmkg.de/therapie-empfehlungen/migraene/die-dmkg-warnt-piercing-ist-nicht-zur-therapie-der-migraene-geeignet (online, letzter Abruf: 22.09.2022)
American Migraine Foundation – Daith Piercings and Migraine: https://americanmigrainefoundation.org/resource-library/daith-piercings-101/ (online, letzter Abruf: 22.09.2022)
Cleveland Clinic – Can a Daith Piercing Prevent Migraines?: https://health.clevelandclinic.org/can-unconventional-piercing-rid-migraine-pain/ (online, letzter Abruf: 22.09.2022)
aktualisiert am 22.09.2022