Viele Migränepatienten machen sich Sorgen, dass es durch die jahrelangen Kopfschmerzattacken zu Folgeerkrankungen und zu dauerhaften Veränderungen in ihrem Gehirn kommen könnte. Inwieweit es zu sichtbaren Strukturveränderungen im Gehirn kommt, wird widersprüchlich diskutiert. Frauen mit Migräne scheinen aber im Vergleich zu Frauen ohne Kopfschmerzsymptomatik ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu haben. Für mögliche weitere Langzeitfolgen gibt es ebenfalls Hinweise.
Es wird immer wieder diskutiert, dass vor allem Frauen mit Migräne ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen aufweisen. Hier werden Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Veränderungen im Kleinhirn genannt.
Eine wissenschaftliche Studie aus den USA fand bei Frauen, die unter Migräne mit Aura litten, vermehrt kleine weiße Stellen (Läsionen) im Bereich des Kleinhirns. Bei einer Aura treten vor den Kopfschmerzen neurologische Symptome wie Sehstörungen, Sprachstörungen oder Sensibilitätsstörungen (Kribbeln, Taubheit) auf. Es wird noch kontrovers diskutiert, ob die gefundenen Auffälligkeiten wirklich Schäden der Gehirnstruktur darstellen und wenn ja, ob sie auch eine Bedeutung für die Hirnfunktion und Gesundheit der Betroffenen haben.
Was das Schlaganfallrisiko betrifft, gibt es Hinweise dafür, dass es bei Frauen mit Migräne erhöht ist. Vor allem scheint dies zu gelten, wenn eine Migräne mit Aura besteht sowie wenn zusätzliche Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder die Einnahme von Verhütungsmitteln hinzukommen. Möglicherweise normalisiert dieses Risiko sich nach dem 45. Lebensjahr wieder. Migränepatientinnen scheinen häufiger als Menschen ohne Kopfschmerzproblematik anfällig für Herzerkrankungen wie Herzinfarkte zu sein. Dies gilt vor allem ab einem Alter von 50 Jahren.
Begleiterkrankungen wie Angstzustände und Depressionen konnten bei Migränebetroffenen ebenfalls häufiger nachgewiesen werden. Die ständige Sorge vor erneuten Anfällen führt zu Stress und einem hohen Leidensdruck. Viele Betroffene ziehen sich vermehrt zurück und verlieren auch dadurch an Lebensqualität.
Inwieweit eine langjährige Migräneerkrankung die Entstehung eines Glaukoms (Grüner Star) fördert, ist noch unklar. Es scheint aber Zusammenhänge zwischen der Migräne und der Augenerkrankung zu geben.
Es gibt noch keine Studienergebnisse, die die Frage beantworten können, ob Migränepatienten im Alter schlechter bei kognitiven Tests abschneiden als Menschen ohne eine Migränevorgeschichte. Kognitive Tests prüfen Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitung, Denken und Problemlösen.
Insgesamt scheinen vor allem Frauen von den beschriebenen möglichen Folgen der Migräne betroffen zu sein. Für Männer, die insgesamt seltener an Migräne leiden, finden sich hierzu kaum Studienergebnisse.
Frauen mit Migräne sollten auf Anzeichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen achten. Bei Unsicherheiten ist eine medizinische Abklärung ratsam, gerade wenn die Migräne mit anderen neurologischen Symptomen (Aura) verbunden ist. Verändern sich die neurologischen Beschwerden im Vergleich zu sonstigen Migräneanfällen oder treten die Kopfschmerzen zeitgleich mit Sehstörungen, Sprachstörungen oder Beeinträchtigungen der Sensibilität auf, könnte es sich auch um einen Schlaganfall handeln. Es sollte sofort eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Generell wird empfohlen, weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen so gut wie möglich auszuschalten. Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung, wenig Stress und dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin wird hierfür empfohlen.
Deutsches Ärzteblatt – Migräne mit Aura hinterlässt Spuren im Gehirn: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/37101/Studie-Migraene-mit-Aura-hinterlaesst-Spuren-im-Kleinhirn (online, letzter Abruf: 28.11.2022)
Head Pain Institute – The Effects of Untreated Chronic Migraines: https://www.headpaininstitute.com/the-effects-of-untreated-chronic-migraines/ (online, letzter Abruf: 28.11.2022)
Deutsche Schlaganfall-Hilfe – Migräne mit Aura erhöht das Schlaganfall-Risiko: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/verstehen-vermeiden/risiken-erkennen-und-vermeiden/tipps-zur-vorsorge/migraene-mit-aura-erhoeht-das-schlaganfall-risiko (online, letzter Abruf: 28.11.2022)
aktualisiert am 28.11.2022