Botox® (Botulinumtoxin A) ist ein Nervengift und aus der Behandlung von Falten im Gesicht bekannt. In Einzelfällen wird es auch zur Therapie von chronischer Migräne angewendet, wenn diese auf andere Maßnahmen nicht ausreichend anspricht. Dann wird Botulinumtoxin in verschiedene Kopf- und Halsmuskeln gespritzt, um die Häufigkeit von Migräneanfällen zu reduzieren.
Botox® wird bei chronischer Migräne, die auf Medikamente und andere Maßnahmen nicht anspricht, in verschiedene Hals- und Kopfmuskeln gespritzt. Dadurch werden diese Muskeln gezielt gelähmt. Der Stoff Acetylcholin, der für die Aktivierung der Muskulatur verantwortlich ist, wird nicht mehr freigesetzt. Die Impulsübertragung zwischen Nerv und Muskel wird unterbrochen. Dadurch kommt es zur Lähmung. Das Botulinumtoxin hemmt jedoch auch die Freisetzung weiterer Substanzen aus den Nerven wie CGRP, das bei der Entstehung von Migräne von Bedeutung ist. Weitere Wirkmechanismen sind ebenfalls denkbar und Gegenstand von Forschungen.
Die Wirkung von Botulinumtoxin hält circa drei Monate an. Danach müssen erneute Spritzen in die Muskulatur erfolgen. Werden die Zeitabschnitte verlängert oder das Botox® abgesetzt, treten meist wieder häufiger Migräneanfälle auf.
Es gibt sehr klare Regeln, wann Botulinumtoxin zur Behandlung von Migräne angewendet werden darf. Erste Voraussetzung ist, dass eine chronische Form der Migräne vorliegt. Diese ist erfüllt, wenn der Betroffene an 15 oder mehr Tagen im Monat über Kopfschmerzen von mindestens vier Stunden Dauer klagt und davon an mindestens acht Tagen an Migräne leidet. Dabei muss die Symptomatik seit mehr als zwölf Wochen bestehen. Zweite Voraussetzung für den Einsatz von Botulinumtoxin ist, dass die Beschwerden mit den üblichen Migränemedikamenten nicht ausreichend gelindert werden können oder dass der Betroffene diese Medikamente nicht verträgt.
In wenigen, selten vorkommenden Einzelfällen darf Botulinumtoxin nicht gespritzt werden. Das gilt, wenn bekannt ist, dass der Betroffene eine Unverträglichkeit gegenüber Botulinumtoxin A oder Milcheiweiß (einen Zusatzstoff des Präparates) hat. Außerdem dürfen Menschen mit bestimmten Erkrankungen des Nervensystems wie Myasthenia gravis sowie Schwangere und Stillende nicht mit Botulinumtoxin behandelt werden.
Wie bei jeder Spritze kann es zu Schmerzen an der Einstichstelle kommen. Nackenschmerzen oder ein Gefühl von Schwäche im Nacken sind möglich. Da Botulinumtoxin Muskeln lähmt, kann es vorkommen, dass Muskeln mit betroffen sind, die nicht bewegungslos gemacht werden sollten. Eine Folge kann sein, dass das Augenlid nach unten hängt. Es kann außerdem vorkommen, dass sich Kopfschmerzen in den ersten Tagen nach den Botulinumtoxin-Spritzen verstärken. In seltenen Fällen sind allergische Reaktionen mit Atemnot und anderen Symptomen möglich.
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. – Therapie der chronischen Migräne mit Botulinumneurotoxin A: https://www.dmkg.de/files/dmkg.de/Empfehlungen/DMKG%202018%20Botulinum%20Toxin%20Empfehlungen%20Chronische%20Migr%C3%A4ne.pdf (online, letzter Abruf: 19.09.2022)
NCBI, Werner J. Becker – Botulinum Toxin in the Treatment of Headache: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7766412/ (online, letzter Abruf: 19.09.2022)
WebMD, Susan Bernstein – Botox Injektions for Migraine Treatment: https://www.webmd.com/migraines-headaches/botox-migraines (online, letzter Abruf: 19.09.2022)
Johns Hopkins Medicine, Sashank Reddy – Botulinum Toxin Injectables for Migraines: https://www.hopkinsmedicine.org/health/treatment-tests-and-therapies/botulinum-toxin-injectables-for-migraines (online, letzter Abruf: 19.09.2022)
aktualisiert am 19.09.2022