Wie erkennt man Migräne bei Kindern und was kann man dagegen tun?
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Migräne ist nicht nur eine Erkrankung des Erwachsenen. Auch Kinder und Jugendliche können Migräneanfälle bekommen. Dabei zeigt sich die Symptomatik oft anders als beim Erwachsenen. Die Dauer der Attacken unterscheidet sich ebenfalls. Bei Kindern können neben den typischen Kopfschmerzattacken zunächst Bauchschmerzen, Übelkeit und/oder Erbrechen auftreten. Die Therapie bei Kindern unterscheidet sich von der beim Erwachsenen. Ein geregelter Tagesablauf und Entspannungsverfahren stehen im Vordergrund. Medikamentös wird vor allem mit Paracetamol oder Ibuprofen behandelt. Stärkere Medikamente kommen nur in Einzelfällen zum Einsatz.
Die Symptomatik bei Kindern unterscheidet sich teilweise von der beim Erwachsenen. Zu den typischen Anzeichen gehören:
Kopfschmerzattacken, die meist beidseitig auftreten: Dabei dauern die Anfälle zwischen zwei und sechs Stunden an, selten auch bis 48 Stunden. Manchmal wird nur ein starker Druck im Kopf wahrgenommen. Augen, Stirn und Schläfen sind am häufigsten betroffen.
Bauchschmerzen: Es wird auch von abdomineller Migräne oder Bauchmigräne gesprochen. Diese kann auch ohne Kopfschmerzen auftreten.
Aura-Symptome: Das können Sehstörungen wie flimmernde Erscheinungen oder Lichtblitze vor den Augen sein, eine veränderte Wahrnehmung von Geräuschen oder eigenen Körperteilen sowie Halluzinationen (sogenanntes Alice-im-Wunderland-Syndrom). Auch Empfindungsstörungen (Taubheitsgefühl, Kribbeln) in den Armen oder Beinen und Sprachprobleme zählen zur Aura dazu.
das plötzliche Unterbrechen des Spielens
der Wunsch, sich hinzulegen und zu schlafen
Probleme, sich zu konzentrieren (zum Beispiel auf Unterricht oder Hausaufgaben)
Migräne zeigt sich bei jedem Kind anders. Es müssen nicht alle hier genannten Beschwerden auftreten, um die Diagnose Migräne stellen zu können. Je jünger die Kinder sind, desto weniger eindeutig sind oft die Symptome. Eine genaue Beobachtung des Kindes kann Hinweise auf eine Migräne liefern.
Wie wird behandelt?
Die Therapie bei Kindern sieht anders aus als die beim Erwachsenen. Bei Kindern wird vorwiegend auf begleitende Maßnahmen gesetzt. Hierzu zählen:
Ruhe: Bei einem Migräneanfall sollte sich das Kind in einem abgedunkelten und ruhigen Raum hinlegen.
Entspannungsverfahren: Progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Phantasiereisen durch den Körper sind bei Kindern gut geeignet, um die Muskulatur und den Körper allgemein zu entspannen.
ein feuchtes Tuch auf der Stirn
Wärmeanwendungen bei verspannter Nackenmuskulatur oder am Bauch bei Bauchschmerzen
leichte Massagen am Nacken, Hinterkopf oder Gesicht (auch mit Pfefferminzöl, allerdings nicht bei kleinen Kindern)
Biofeedback-Therapie: Beim Biofeedback können Körperzustände wie die Muskelanspannung über Elektroden auf der Haut gemessen und auf einem Monitor sichtbar gemacht werden. Die Kinder lernen mit Hilfe des Biofeedback-Verfahrens, den Spannungszustand der Muskulatur willkürlich zu regulieren.
Triptane wie Sumatriptan in Form von Nasensprays: Triptane werden bei Kindern nicht so häufig und nur dann eingesetzt, wenn alle anderen Maßnahmen nicht helfen.
bestimmte Betablocker, Calciumeintrittsblocker, Antiepileptika oder Antidepressiva zur Prophylaxe bei häufig auftretenden und lange anhaltenden Anfällen
Was kann man sonst noch tun?
Eltern können einiges tun, um Migräneanfällen vorzubeugen oder die Häufigkeit der Anfälle zu reduzieren. Wichtige und hilfreiche Maßnahmen sind:
Ausfüllen eines Kopfschmerztagebuchs: So können Auslöser besser erkannt werden.
Meiden von bekannten Migräne-Triggern (Faktoren, die die Attacken auslösen können)
Geregelter Tagesablauf mit ausreichend Schlaf und Erholungsphasen
Regelmäßige Mahlzeiten: Eine ausgewogene Ernährung mit Mahlzeiten zu festen Tageszeiten ist wichtig. Dadurch können Blutzuckerschwankungen vermieden werden und Migräneanfällen vorgebeugt werden.
Regelmäßige Bewegung und Sport
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Dabei sollte vor allem Wasser getrunken werden. Auf koffeinhaltige Getränke ist zu verzichten.
Vermeiden von Stress: Leistungsdruck, familiäre Anspannung und emotionale Belastungen können Migräneanfälle begünstigen. Bewegung an der frischen Luft und Entspannungstechniken können helfen.
Reduzierung der Nutzungszeit von Computer, Tablet und Smartphone: Ein hoher Konsum trägt zur Auslösung von Migräneanfällen bei.
Meiden von reizenden Stoffen wie Klebstoffen, Parfüms oder Zigarettenrauch
Mehr Ruhephasen an Tagen mit Wetterlagen, die Migräneanfälle begünstigen: Hierzu zählen vor allem Temperatur- und Luftdruckwechsel.
Es gibt also viele Punkte, die bei der Vorbeugung von Migräneattacken bei Kindern hilfreich sein können. Dabei ist es besonders wichtig, eine feste Tagesstruktur mit regelmäßigen Abläufen in den Alltag zu integrieren.
Wie ist die Prognose?
Migräne bei Kindern lässt sich durch einen regelmäßigen Tagesablauf, eine gute Schlafhygiene, das Vermeiden von Stress und die verfügbaren Medikamente gut behandeln. Bei der Hälfte der Betroffenen verschwindet sie in der Pubertät.
Quellen anzeigenQuellen ausblenden
Neurologen und Psychiater im Netz – Migräne bei Kindern und Jugendlichen: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/kinder-und-jugendliche (online, letzter Abruf: 22.09.2022)
MigräneLiga e.V., Dr. Raymond Pothmann – Kopfschmerzen bei Kindern: https://www.migraeneliga.de/kopfschmerzen-bei-kindern/ (online, letzter Abruf: 22.09.2022)
NCBI, Yasir Al Kalili; Pooja Chopra – Migraine Headache In Childhood: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK557813/ (online, letzter Abruf: 22.09.2022)
American Migraine Foundation – Migraine in Children: https://americanmigrainefoundation.org/resource-library/migraine-children/ (online, letzter Abruf: 22.09.2022)
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