Als Mesenterialinfarkt wird der Verschluss eines Blutgefäßes bezeichnet, welches bestimmte Bauchorgane versorgt. Ein weiterer häufiger Begriff für den Mesenterialinfarkt ist der Mesenterialarterienverschluss.
Der Mensch besitzt zwei sogenannte Mesenterialarterien, welche beide aus der Bauchschlagader entspringen. Von einem Mesenterialarterienverschluss ist in 85 Prozent aller Fälle die obere der beiden Mesenterialarterien betroffen. Die obere Mesenterialarterie versorgt vor allem den Dünndarm mit Blut. Aus diesem Grund ist dieses Organ in den meisten Fällen vom Mesenterialinfarkt betroffen. Weitere Organe, welche die obere Mesenterialarterie mit Blut versorgt, sind ein Teil des Dickdarms und die Bauchspeicheldrüse. Die restlichen 15 Prozent aller Fälle erleiden einen Mesenterialinfarkt an der unteren Mesenterialarterie. Dieses Gefäß versorgt neben dem Zwölffingerdarm den Magen, die Leber, die Milz und die Bauchspeicheldrüse. Ein Infarkt an diesem Gefäß hat eine weitaus bessere Prognose.
Ein Patient mit Mesenterialinfarkt muss umgehend behandelt werden. Es liegt ein akuter Notfall vor. Die Sterblichkeitsrate durch einen Mesenterialarterienverschluss liegt bis heute bei 90 Prozent. Die Diagnose Mesenterialarterienverschluss wird zumeist erst im Endstadium gestellt, wodurch die meisten der Patient kurz darauf versterben. Die Beschwerden durch einen Mesenterialarterienverschluss beginnen schleichend. Der Zustand des Patienten verschlechtert sich zusehends. Als Hauptursache für den Mesenterialarterienverschluss gelten verschleppte Thromben (Blutgerinnsel), die den Verschluss der Arterie bewirken. In vielen Fällen ging dem Mesenterialinfarkt eine große OP im Bauchraum des Patienten voraus. Zudem gehören Patienten mit Vorerkrankungen im Herz-Kreislauf-System zur Risikogruppe für einen Mesenterialinfarkt. Durch den Verschluss des Darmgefäßes werden Teile des Darms nicht mehr durchblutet. Dies führt binnen kürzester Zeit zum Absterben der betroffenen Darmabschnitte.
Die häufigste Ursache für einen Mesenterialarterienverschluss ist die Embolie. Das Blutgefäß wird bei einer Embolie durch eingeschwemmtes Material verstopft. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um ein Blutgerinnsel. Die Ärzte sprechen hierbei von einem verschleppten Thrombus. Der Thrombus verschließt die Arterie und das Blut wird am Durchfließen gehindert. Die entsprechenden Organe, welche von der Arterie mit Blut versorgt werden, erhalten keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr. Das Organgewebe stirbt ab.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich ein Blutgerinnsel direkt in der Mesenterialarterie bildet. In den meisten Fällen bildet sich das Gerinnsel jedoch in anderen Bereichen des Körpers und wird eingeschwemmt. Beispielsweise kann sich ein derartiges Gerinnsel durch eine OP oder Verletzung im Bauchraum bilden. Vorerkrankungen am Herz und an den Gefäßen begünstigen die Bildung von einem Blutgerinnsel, welches im Anschluss verschleppt wird. Thrombosen direkt in der Mesenterialarterie werden durch die Arteriosklerose begünstigt. Fetteinlagerungen, Bindegewebswucherungen und Entzündungen können zu einer Verdickung der Gefäßwand führen. Hierdurch wird der Blutfluss ebenfalls behindert und es kann sich ein Mesenterialarterienverschluss einstellen.
Die Symptome gliedern sich bei einem Mesenterialinfarkt in drei Phasen auf.
Für die Diagnose ist vor allem das Beschwerdebild des Patienten von Bedeutung. Der Patient berichtet im Erstgespräch mit dem Arzt über die Symptome. Diese Symptome der ersten Phase können allerdings aus den verschiedensten Ursachen resultieren. Aus diesem Grund ist zudem ein Blutbild von Wichtigkeit. Die Ärzte können im Blutbild bei einem Mesenterialarterienverschluss klare Veränderungen erkennen. Hohe Leukozytenwerte (vermehrte weiße Blutkörperchen) weisen beispielsweise auf entzündliche Prozesse im Körper hin. Weitere Blutwerte wie Laktat oder LDH können ebenfalls auf den Mesenterialinfarkt hindeuten.
Des Weiteren muss der Bauchraum (Abdomen) des Patienten durch Untersuchungen in Augenschein genommen werden. Spezielle bildgebende Diagnoseverfahren geben Auskunft über den Zustand der Gefäße im Bauchraum. Vor allem die Sonografie (Ultraschalluntersuchung) des Bauchraums und ein Röntgenbild des Abdomens sind hier angezeigt. Mithilfe dieser Verfahren können die Ärzte einen Mesenterialarterienverschluss unter günstigen Umständen frühzeitig auf den Bildern erkennen. Eventuell führen die Ärzte zudem eine CT (Computertomografie) durch. In manchen Fällen muss noch eine operative Maßnahme angesetzt werden, um eine zweifelsfreie Diagnose zu erstellen.
Die hohe Sterblichkeitsrate durch einen Mesenterialarterienverschluss weist darauf hin, dass der Verschluss der Arterie in vielen Fällen nicht rechtzeitig erkannt wird. Dieser Umstand resultiert aus den diffusen Beschwerden in der ersten Phase und deren Besserung in der zweiten Phase.
Die Abgrenzung von anderen Erkrankungen (Differenzialdiagnose) ist bei einem Mesenterialarterienverschluss nicht einfach. Die diffusen Symptome der ersten Phase können aus den unterschiedlichsten Ursachen resultieren. Es ist wichtig, dass die Erkrankung erkannt wird und beispielsweise von Tumorerkrankungen und weiteren Darmerkrankungen abgegrenzt wird. Anhand des Blutbildes und der bildgebenden Diagnoseverfahren können die Ärzte im günstigsten Fall eine Vielzahl an möglichen anderen Ursachen für die Symptome zielsicher abgrenzen.
Als Therapie ist bei einem Mesenterialinfarkt eine OP nötig. Der Mesenterialarterienverschluss wird von den Ärzten als ernster und dringender Notfall angesehen. Zwei Stunden nach den ersten Symptomen können bereits Teile des Darms absterben. Die Sepsis (Blutvergiftung) droht in kurzer Zeit. Im Rahmen des operativen Eingriffs versuchen die Ärzte schnellstmöglich die Durchblutung des Darms sicherzustellen. Die OP zielt in diesem Fall darauf ab, das Blutgerinnsel zu entfernen und den Blutdurchfluss zu gewährleisten. Nur auf diesem Weg lassen sich großflächige Nekrosen verhindern. Die Ärzte führen bei dieser OP einen großen Bauchschnitt durch.
Je nach Stadium, in welchem sich der Patient befindet, sind weitere operative Maßnahmen nötig. In vielen Fällen müssen die Ärzte im Rahmen der OP nicht nur die verstopfte Arterie behandeln, sondern auch den Darm. Bereits abgestorbene Darmabschnitte müssen umgehend entfernt werden, um die Sepsis zu verhindern. Nach der OP erhält der Patient Medikamente, die der Sepsis und der Bildung von weiteren Thrombosen vorbeugen.
In vielen Fällen setzen die Ärzte noch eine weitere OP an. Diese OP wird als „Second-Look-Operation“ bezeichnet. Die Ärzte vergewissern sich durch diese zweite OP, dass keine weiteren Nekrosen am Darm aufgetreten sind. Die zweite OP wird 12 bis 24 Stunden nach der Erst-OP angesetzt. Sofern weitere Nekrosen aufgetreten sind, müssen diese abgestorbenen Darmbereiche entfernt werden.
Generell zeigt der Mesenterialarterienverschluss eine ungünstige Prognose auf. Dieser Umstand resultiert aus dem kurzen Zeitfenster zwischen der ersten Phase der Erkrankung und deren Endstadium. Die Überlebenschance des Patienten steigt durch eine rechtzeitige OP von 10 Prozent auf 50 Prozent.
Die große Gefahr, die von einem Mesenterialinfarkt ausgeht, wird in vielen Fällen vorerst nicht erkannt. Erst wenn der Patient sich im Endstadium befindet, sind die Anzeichen für den Mesenterialinfarkt klar erkennbar. Dies ist der Grund für die hohe Sterblichkeitsrate durch einen Mesenterialinfarkt. Bereits innerhalb von zwölf Stunden nach dem ersten Auftreten der Symptome verschlechtert sich der Zustand des Patienten drastisch. Aus diesem Grund ist die rechtzeitige Behandlung des Patienten wichtig. Nur wenn der Mesenterialarterienverschluss frühzeitig erkannt und behandelt wird, kann der Patient unter günstigen Bedingungen gerettet werden. Bei einer zu späten Diagnose und Behandlung verstirbt der Patient. Sofern der Patient rechtzeitig behandelt wird, stehen die Chancen den Umständen entsprechend gut, dass er sich von seinem Mesenterialarterienverschluss erholt.
Mesenterialarterienverschlüsse werden in den meisten Fällen erst im Endstadium erkannt. Dadurch kommt es zu fortgeschrittenen Nekrosen am Darm und zu einer Blutvergiftung (Sepsis). Die Gefahr, daran zu versterben, ist sehr groß. Sofern ein Mesenterialarterienverschluss rechtzeitig und erfolgreich behandelt wurde, hat der Patient weitaus höhere Überlebenschancen. Er erholt sich im günstigen Fall wieder von dem Mesenterialinfarkt. Unter Umständen resultieren aus dem Ereignis und der schweren OP einige Einschränkungen bezüglich der Ernährung und der generellen Lebensführung.
Ein Mesenterialinfarkt muss operativ behandelt werden. Daher ist es dem Patienten nicht möglich, den Mesenterialinfarkt eigenständig zu behandeln. Erleidet ein Patient einen Mesenterialarterienverschluss, öffnet sich ihm nur ein kurzes Zeitfenster zwischen der ersten Phase und dem Endstadium. Daher ist es von hoher Wichtigkeit, dass der Patient die Schmerzen während der ersten Phase ernst nimmt. Im besten Fall begibt er sich direkt in die Notaufnahme. Starke Spannung des Bauches und ein Darmverschluss sind ernste Alarmsignale und deuten auf den lebensgefährlichen Notfall hin.
Einem Mesenterialinfarkt lässt sich nur schwer vorbeugen. Generell ist es wichtig, nach großen Operationen oder bei einer Gefährdung aufgrund von Herzkrankheiten oder vorbelasteten Gefäßen die Blutgerinnung herabzusetzen. Des Weiteren kann der Patient der Arteriosklerose vorbeugen. Eine gesunde Ernährung, der Verzicht auf Alkohol und Nikotin und regelmäßige Bewegung sind hierbei von hoher Wichtigkeit. Patienten der Risikogruppe sollten sich regelmäßig zu Routineuntersuchungen beim Arzt einfinden. Diese Untersuchungen können helfen, die Gefährdung im Vorfeld zu erkennen. Zudem ist die frühzeitige Erkennung eines Mesenterialinfarkts von zentraler Bedeutung, um diesen erfolgreich zu behandeln. Bei entsprechenden Symptomen stellen sich Patienten unverzüglich beim Arzt vor oder rufen einen Rettungswagen.
aktualisiert am 27.06.2022