MERS (Middle East Respiratory Syndrome) ist eine Viruserkrankung, deren Ursprung wahrscheinlich auf der Arabischen Halbinsel liegt. Erst seit 2012 ist die Infektion beschrieben. Aus dem Mittleren Osten sind nur eine relativ geringe Anzahl von Fällen in andere Länder gedrungen.
Bisher gab es in Deutschland seit 2012 drei Fälle von MERS (Stand: 23.06.2015). Es handelt sich bei allen drei Patienten um Personen, die die Virusinfektion aus Ländern des Mittleren Ostens verschleppt haben (zwei aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und einer aus Katar). Zwei dieser drei Patienten sind verstorben (wobei einer davon im Juni 2015 an einer anderen Krankheit verstarb, nachdem MERS überstanden war). Für weitere Ansteckungen, die in Deutschland durch diese Patienten entstanden sein könnten, gibt es keinerlei Anzeichen.
Ein Risiko in Deutschland besteht im Wesentlichen nur dann, wenn in anderen Ländern ein Kontakt zu erkrankten Personen oder zu infizierten Tieren gegeben war. Die höchste Wahrscheinlichkeit haben hierbei Menschen, die sich im arabischen Raum aufgehalten haben. Dort ist eine Ansteckung über Dromedare oder über menschliche MERS-Patienten möglich. In anderen Staaten außerhalb des Mittleren Ostens ist eine Ansteckungsmöglichkeit fast nur in medizinischen Einrichtungen gegeben, in denen sich MERS-Patienten befinden - und dort wird normalerweise dafür gesorgt, dass die Betroffenen abgeschottet sind und das Personal strenge Schutzmaßnahmen einhält.
Außerhalb dieser Umgebungen wird das Risiko einer Ansteckung mit MERS für äußerst gering gehalten. Die Übertragung des Virus kann über eine Tröpfcheninfektion (Viren gelangen über Tröpfchen in die Atemwege, z. B. nach dem Niesen einer infizierten Person) oder eine Schmierinfektion (Kontakt mit verschmierten Körperausscheidungen und -sekreten) geschehen. Die Möglichkeit, sich im alltäglichen Leben in Deutschland eine Infektion mit dem MERS-Virus zuzuziehen, gilt als verschwindend gering. Außerdem ist das Potenzial nur mäßig bis gering, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird - bei weitem nicht alle Personen, die ohne Schutzmaßnahmen mit einem Infizierten in Kontakt kamen, haben sich angesteckt.
Problematisch kann es aber werden, wenn jemand von einer Reise das MERS-Virus mitbringt und die Erkrankung nicht erkannt wird. Das kann sein, wenn Krankheitssymptome nicht ernst genommen werden oder wenn ein Arzt lediglich eine wenig gefährliche herkömmliche Erkältungskrankheit oder Grippe feststellt. Solche Patienten können dann prinzipiell viele andere Leute anstecken. Hierbei ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass keine Schutzmaßnahmen getroffen werden, oder Betroffene suchen gegebenenfalls weitere Ärzte auf, bei denen dann viele andere Patienten potenziell gefährdet sind.
Außerhalb der arabischen Region hat es bislang Südkorea auf solche Weise am härtesten getroffen: Dort brachte ein Reisender aus Arabien MERS mit und verbreitete über mehrere medizinische Einrichtungen das Virus. Die Ursache seiner Erkrankung wurde erst nicht erkannt und viele Menschen hielten sich in den betreffenden Räumlichkeiten auf. Mehr als 150 Patienten haben sich in Südkorea bislang angesteckt und über 20 Betroffene sind daran gestorben. In Deutschland ist so eine Ausbreitung bisher nicht aufgetreten, sie ist aber auch nicht ausgeschlossen. Patienten, die Krankheitszeichen wie Fieber, Atemwegsbeschwerden oder Husten bemerken und innerhalb 14 Tagen vorher im Mittleren Osten waren, sollten sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen.
MERS ist vor allem deshalb eine gefährliche Infektionskrankheit, weil circa 40 Prozent von Betroffenen daran versterben. Dabei haben Patienten, die an Vorerkrankungen wie Diabetes oder einer Immunschwäche leiden, ein erhöhtes Risiko. Auch gibt es momentan weder eine spezifische Behandlung noch eine Impfung gegen MERS.
aktualisiert am 24.04.2020