MERS ist die Kurzbezeichnung für eine Viruserkrankung, die zu gefährlichen Störungen wie Atemnot und Nierenversagen führen kann. MERS steht für den englischen Ausdruck Middle East Respiratory Syndrome, was grob als Mittlerer-Osten-Atemwegs-Syndrom übersetzt werden kann.
Das verursachende Virus gehört zur Familie der Coronaviren und wird demnach als MERS-CoV (MERS-Coronavirus) bezeichnet. Es ist im Jahre 2012 zum ersten Mal nachgewiesen worden und die Krankheitsfälle haben sich von der arabischen Halbinsel her ausgebreitet. Aus Deutschland sind nur ganz vereinzelte Fälle bekannt, die direkt mit dem Aufenthalt in der arabischen Region zusammenhängen.
Die Erkrankung kann sehr unterschiedlich schwer sein. Einige Patienten stecken sich an und bekommen nahezu keine Beschwerden oder nur eine geringfügige Atemwegserkrankung wie bei einer Erkältung. Andere Betroffene leiden an einer schweren Störung der Atemwege und in heftigen Fällen kann MERS zum Tode führen.
MERS-CoV ist ein Virus aus der Familie der Coronaviren, zu denen auch verschiedene Erreger von anderen Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen gehören. Weitläufig verwandt mit dem MERS-Virus ist beispielsweise das SARS-Coronavirus, das in den Jahren 2002 bis 2003 vor allem in Asien zu teils tödlichen Atemwegserkrankungen führte.
Einige Anzeichen sprechen dafür, dass beim MERS die Viren von Dromedaren auf Menschen übertragen wurden. Viele zuerst Betroffene aus dem arabischen Raum standen im Kontakt zu Dromedaren (allerdings ist das nicht bei allen der Fall). Menschen, die berufsmäßig im Kontakt zu Dromedaren stehen, infizieren sich häufiger als andere Menschen. In vielen Dromedaren aus dem Mittleren Osten oder anderen Gegenden wie Afrika wurde ein Befall mit den Viren festgestellt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Virus unter Dromedaren verbreitet ist und von diesen auch auf Menschen übergesprungen ist. Eine solche Infektion, die von einer Tierart auf den Menschen weitergegeben wird, wird als Zoonose bezeichnet. Ob auch der Kontakt oder der Verzehr von Produkten, die vom Dromedar gewonnen werden, zu Infektionen führen kann, konnte noch nicht festgestellt werden.
Wie leicht die Virusinfektion zwischen zwei Menschen übertragen wird, ist noch nicht genau bekannt, da es widersprüchliche Vorkommnisse gab. Einerseits gibt es Dokumentationen darüber, dass beim Kontakt zu anderen Personen im Haushalt nur wenige Ansteckungen stattfinden, andererseits gab es vor allem in medizinischen Einrichtungen mehrmals weitreichende Serien von Ausbreitungen der Erkrankung. Das Risiko ist anscheinend groß, wenn ein Mensch im Haushalt oder am Arbeitsplatz (z. B. als Krankenpfleger oder Arzt in einer Klinik) auf Erkrankte trifft, insbesondere bei unzureichenden Schutzmaßnahmen. Anzumerken ist, dass sich bei weitem nicht alle Menschen anstecken, nachdem sie einen Kontakt zu betroffenen Patienten hatten.
Die Übertragung der MERS-Viren geschieht vornehmlich über eine Tröpfcheninfektion oder eine Schmierinfektion. Das bedeutet, dass die Erreger über Tröpfchen, die beim Niesen und Husten ausgeschleudert werden, verbreitet werden oder wenn eine andere Person mit Sekreten aus dem Nasen-Rachen-Raum und den Atemwegen eines Betroffenen in Kontakt kommt.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und ersten Symptomen) liegt in aller Regel zwischen wenigen Tagen und zwei Wochen.
Die Erkrankung MERS äußert sich anfangs in rasch einsetzenden Beschwerden. Die Beschwerden sind denen einer Grippe ähnlich. Betroffene klagen über
Zu den weiteren Beschwerden, die Betroffene häufig haben, gehören Durchfälle. Auch Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Manchmal kommt es darüber hinaus zu einem herabgesetzten Bewusstsein und zu Verwirrtheitszuständen.
Insbesondere bei Menschen mit vorbestehenden anderen Erkrankungen kann MERS einen sehr gefährlichen Verlauf nehmen wie z. B. bei
So ist in schweren Fällen als Folge der Infektion eine Lungenentzündung (Pneumonie) möglich. Daraus kann eine Schädigung der Lunge entstehen, bei der ein akutes Atemnot-Syndrom (ARDS, Acute Respiratory Distress Syndrome) eintreten kann.
Eine Sepsis ist möglich - das ist eine gefährliche Streuung der Erreger über das Blut in den ganzen Körper. Eine andere schwerwiegende mögliche Folgeerkrankung der MERS-Infektion ist ein Nierenversagen. Auch weitere Organe können stark gestört und geschädigt werden.
Ein Teil der Patienten bekommt bei MERS allerdings eine harmlose, leichte Erkrankung. Einige bemerken bloß Beschwerden wie bei einer Erkältung beziehungsweise einem gewöhnlichen grippalen Infekt. Dabei kann z. B. die Nase laufen, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen bestehen oder ein Schüttelfrost eintreten. Relativ viele Patienten entwickeln anscheinend noch nicht einmal ein Krankheitsbild, obwohl sie sich am MERS-Virus infiziert haben. In Saudi-Arabien wurde in Untersuchungen bei einer Vielzahl von Menschen eine Infektion mit dem Virus festgestellt, ohne dass sie Symptome hatten.
Menschen, die an MERS erkrankt sind, können andere Personen damit anstecken. Betroffene gelten erst ab dem Zeitpunkt, an dem die ersten Symptome auftreten, als mögliche Überträger des Virus. Es ist ungewiss, wie lange auch nach der Erkrankung die Betroffenen noch die Krankheit übertragen können. Ebenso ist es noch nicht klar, ob auch Infizierte, die ohne Krankheitssymptome bleiben, das Virus weitergeben können.
Schwerwiegende Atemwegserkrankungen, die eine Atemnot beinhalten oder auf eine Lungenentzündung hinweisen, sollten allgemein stets abgeklärt werden. Auch bei leichten Atemwegssymptomen sollte eine Diagnose erfolgen, wenn der Patient im Kontakt zu einer erwiesenermaßen oder wahrscheinlich an MERS erkrankten Person stand. Verdächtig ist insbesondere ein Beschwerdebild mit Fieber, Leistungsschwäche, Atemwegsinfekt und Husten, das
Besteht der Verdacht auf eine MERS-Erkrankung, dann muss das medizinische Personal Schutzmaßnahmen treffen (Atemschutz, strenge Hygiene).
Zur Diagnose gehört das Gespräch des Arztes mit dem Patienten (die Anamnese). Ganz besonders müssen mögliche vorangegangene Reisen in den arabischen Raum erwähnt werden oder Aufeinandertreffen mit anderen Menschen, die ähnliche Symptome hatten. Auch über Vorerkrankungen und über regelmäßig genommene Medikamente des Patienten erkundigt sich der Arzt.
Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der auch der allgemeine Gesundheitszustand überprüft wird.
Zur Untersuchung im Labor sind Proben aus den tieferen Atemwegen aussagekräftiger als aus den oberen Atemwegen. Die Erreger lassen sich in hochgehustetem Schleim (Auswurf, Sputum) nachweisen, ebenso in aus der Luftröhre direkt gewonnenem Sekret und in Material, das aus einer Spülung der tiefen Atemwege gewonnen wurde (broncho-alveoläre Lavage, BAL). Wichtige Methoden im Labor sind hier die PCR (Polymerase-Kettenreaktion), mit der sich Erbmaterial (DNA) der Viren ermitteln lässt, und der Antikörpernachweis. Spezielle Laboruntersuchungen werden auch zentral von Einrichtungen wie dem Robert-Koch-Institut (RKI) und der Uni Bonn (Virologie) durchgeführt.
Auch wenn bei hochgradigem Verdacht ein anderer Erreger nachgewiesen wurde, werden weitere Untersuchungen auf das MERS-Coronavirus durchgeführt und die Schutzmaßnahmen beibehalten. Möglich sind nämlich auch Infektionen mit mehreren Erregern zusammen (Co-Infektionen): Grippeviren (Influenza-Viren) können beispielsweise mit MERS-Viren auftreten.
Eine Vielzahl unterschiedlicher Infektionen mit diversen Erregern können zu einer Erkrankung der Atemwege mit Fieber, Husten oder Atemproblemen führen. Der Verdacht auf eine Erkrankung an MERS besteht vor allem dann, wenn sich Betroffene in den gefährdeten Gebieten oder in der Nähe von MERS-Patienten aufgehalten haben.
Bei den bisher aufgetretenen Fällen von MERS verläuft die Erkrankung zu ungefähr 40 Prozent tödlich. Gefährlich ist die Infektion hauptsächlich für Menschen, die aufgrund von Erkrankungen wie Diabetes oder einer Immunsystem-Schwächung vorbelastet sind.
Deutschland gilt als sicher bezüglich einer Infektionsgefahr der Allgemeinheit mit MERS-CoV. Fälle in Deutschland sind hauptsächlich möglich, indem die Viruserkrankung aus einem arabischen Land verschleppt wird. Bislang handelt es sich in Deutschland um wenige Einzelfälle, bei denen die Ausbreitung des Virus an weitere Personen verhindert werden konnte.
Die Therapie von MERS besteht darin, die Beschwerden zu lindern. Neben einfachen Maßnahmen kommen hier Medikamente mit schmerzhemmender und fiebersenkender Wirkung zum Einsatz wie etwa ASS (Acetylsalicylsäure, z. B. Aspirin®), Ibuprofen (z. B. z. B. Dolormin®, Neuralgin®) oder Paracetamol (z. B. ben-u-ron®). Auch gegen Husten können verschiedene Medikamente gegeben werden.
Es existieren aber bislang keine Medikamente, die das MERS-Virus gezielt bekämpfen. Auch eine Impfung ist derzeit nicht vorhanden.
Patienten mit einem schweren Verlauf der Infektion werden intensivmedizinisch behandelt. Ist eine stärkere Luftnot vorhanden, kann die Gabe von Sauerstoff sinnvoll sein.
Sollte gleichzeitig eine Infektion mit Bakterien bestehen, dann werden Antibiotika gegeben.
Um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden, müssen im Rahmen des Umgangs mit tatsächlichen oder vermuteten Fällen gründliche Hygienemaßnahmen fruchten.
Maßnahmen zur Vorbeugung sollten beim Umgang mit Patienten mit MERS sowie bei Reisen in die arabische Region eingehalten werden. Sinnvoll sind Maßnahmen wie:
Reisende in den Mittleren Osten oder andere betroffene Regionen sollten sich vorab informieren, z. B. über das Auswärtige Amt, insbesondere wenn sie an Erkrankungen wie Diabetes oder Immunschwäche leiden.
aktualisiert am 22.05.2023