Menschen, die unter einer Essstörung leiden, haben eine falsche Selbstwahrnehmung. Viele halten sich für zu dick, obwohl sie es gar nicht sind. Frauen leiden häufiger unter Essstörungen als Männer. Das kann durchaus an dem Bild liegen, was tagtäglich medial vermittelt wird: Schlank ist gleich schön. Untergewicht in Kombination mit zu wenig Körperfett kann zu Menstruationsstörungen führen. Das gilt für magersüchtige Menschen (Anorexie) ebenso wie für Betroffene, die unter Ess-Brech-Sucht (Bulimie) leiden. Beide Erkrankungen sind sehr ernst zu nehmen, da sie im schlimmsten Fall tödlich enden können.
Um einen regelmäßigen Menstruationszyklus zu gewährleisten, sollte der Körperfettanteil bei Frauen bei mindestens 22 Prozent liegen. Magersüchtige leiden meist unter einem sehr extremen Gewichtsverlust, bei dem der Körperfettanteil unter 22 Prozent fällt. Dieses extreme Untergewicht führt zu hormonellen Störungen. Der Körper kann nicht mehr ausreichend weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) bilden, wodurch die Periode ausbleibt. Ist die Regelblutung aufgrund hormoneller Störungen über drei Monate ausgeblieben, spricht der Arzt von einer sekundären Amenorrhoe. Bei Magersucht tritt diese Störung sehr häufig auf, weil das hormonelle Gleichgewicht nicht mehr vorhanden ist.
Auch bei Frauen, die unter Ess-Brech-Sucht (Bulimie) leiden, ist die Östrogenproduktion gestört. Zudem kann es sein, dass bei ihnen hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille nicht richtig wirken, da die Gefahr besteht, dass diese wieder erbrochen werden, bevor die Wirkstoffe richtig freigesetzt werden konnten.
Die Unterernährung, die durch Magersucht beziehungsweise Bulimie entsteht, versetzt den Körper in einen Ausnahmezustand. Sämtliche Reserven, die der sowieso schon gestresste Körper besitzt, werden für die Selbsterhaltung verwendet. Würde die Betroffene schwanger werden, ist nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch die des ungeborenen Kindes stark gefährdet. Eine ausbleibende Regelblutung durch fehlende Östrogenproduktion kann im übertragenen Sinne als eine Schutzfunktion gelten, weil der Körper es erst gar nicht zulässt, einen Eisprung zu ermöglichen. Weiterhin ist es möglich, dass das sexuelle Verlangen abnimmt, da durch die Mangelernährung die Sexualhormone im Blut reduziert sind. Ebenso entwickeln sich durch das Hormonungleichgewicht die sekundären Geschlechtsmerkmale zurück.
Die Hormone steuern aber nicht nur den Eisprung oder den Sexualtrieb. Durch die Abnahme des empfindlichen Hormonspiegels kann außerdem Osteoporose entstehen, da die Knochen demineralisiert werden, sprich ihnen die Mineralstoffe entzogen werden.
Leidet die Patientin unter Ess-Brech-Sucht, werden zusätzlich die Zähne durch die ätzende Magensäure während des Erbrechens in Mitleidenschaft gezogen.
Durch die Mangelernährung schuppt sich häufig die Haut und die Haare fallen aus. Außerdem sinkt die Körpertemperatur (dann bilden sich auch die sogenannten Lanugo-Haare, auch Wollhaare genannt) und der Herzschlag verlangsamt sich.
Sowohl die Magersucht als auch die Bulimie gehören unbedingt in fachkundige Hände! Da die Betroffenen in den meisten Fällen unter einer völlig verschobenen Selbstwahrnehmung leiden, sollte die ärztliche Therapie immer mit einer Psychotherapie einhergehen. Zudem müssen die Betroffenen wieder lernen, wie man richtig isst. Bei beiden Erkrankungen besteht zudem eine hohe Rückfallgefahr. Da die Krankheit potenziell tödlich verlaufen kann, sollten Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen.
aktualisiert am 21.04.2023