Von Menstruationsstörungen wird dann gesprochen, wenn die Regelblutung stark verändert ist. Das kann die Dauer, die Menge der Regelblutung und die Häufigkeit der Menstruation betreffen. Manche Antidepressiva können durch ihre Wirkstoffe das hormonelle Gleichgewicht im Körper stören und so Menstruationsstörungen verursachen.
Der Menstruationszyklus liegt normalerweise zwischen 25 und 31 Tagen. Der Zyklus beginnt mit dem Einsetzen der Blutung und läuft dann über verschiedene Phasen in der Gebärmutter und in den Eierstöcken ab. Das alles ist hormonell gesteuert. Es kann aber vorkommen, dass manche Medikamente dieses empfindliche Zusammenspiel der Hormone stören. Darunter fallen unter anderem trizyklische Antidepressiva (beispielsweise Imipramin oder Amitryptilin) und manche Neuroleptika (beispielsweise Risperidon).
Die trizyklischen Antidepressiva werden zum Beispiel zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Sie wirken direkt auf die Dopaminrezeptoren im Körper (Dopamin ist ein Botenstoff, der „Glücksgefühle“ auslösen kann). Auf diese Weise wird die Ausschüttung des Hormons Prolaktin gesteigert, das den Eisprung unterdrückt. Außerdem ist es dafür zuständig, dass während einer Schwangerschaft oder während der Stillzeit Milch in der Brust gebildet wird. So kann es nicht nur zu Störungen der Menstruationsphase kommen, sondern auch zu Milchabsonderungen der Brust, selbst wenn die Patientin gar nicht schwanger ist. Zum Teil kann die Regelblutung durch die Einnahme von Antidepressiva ganz ausbleiben. Der Mediziner spricht dann von einer Amenorrhö. Die Amenorrhö oder andere Menstruationsstörungen können auch durch Neuroleptika ausgelöst werden, die ebenfalls zu den psychisch wirksamen Medikamenten (Psychopharmaka) zählen.
Trizyklische Antidepressiva sind sehr starke Medikamente. Deswegen sollte je nach Rat des behandelnden Arztes nur die wirklich notwendige Dosis eingenommen werden, diese am besten vor dem Schlafengehen. Grund hierfür ist, dass die Wirkstoffe in ihrer Zusammensetzung eine sehr lange Halbwertszeit haben (bis zu 30 Stunden).
Depressionen sind eine ernstzunehmende Erkrankung. Die betroffene Patientin sollte Medikamente auf gar keinen Fall selbstständig absetzen oder schon gar nicht die Dosis erhöhen. Treten Beschwerden wie Menstruationsstörungen auf, sollte die Patientin mit ihrem behandelnden Arzt darüber sprechen. Eventuell besteht die Möglichkeit, auf ein anderes Präparat umzusteigen. Weiterhin kann es helfen, wenn der Arzt die Höhe des Hormons Prolaktin im Blut bestimmt und eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke und Gebärmutterschleimhaut durchführt, um den Einfluss der Medikamente zu ergründen. Leidet die Patientin unter einer Amenorrhö, also unter einem Ausbleiben der Regelblutung durch die Antidepressiva, kann diese mit Tabletten wieder herbeigeführt werden. Hierüber muss die Betroffene selbst entscheiden.
aktualisiert am 19.03.2020