Menstruationsstörungen sind deutliche Veränderungen der Regelblutung. Sie können die Häufigkeit, die Stärke oder die Dauer der Blutung betreffen, auch können zusätzliche Blutungen auftreten oder gar keine Blutung vorhanden sein. Menstruationsstörungen im Allgemeinen können auch als Zyklusstörungen oder Blutungsanomalien bezeichnet werden. Die Ursachen für die Blutungsstörungen sind sehr unterschiedlich, viele Erkrankungen im gynäkologischen Bereich machen sich durch Abweichungen der Regelblutung bemerkbar. Menstruationsstörungen gehen oftmals mit Störungen der Fruchtbarkeit einher.
Die erste Menstruation kommt bei Mädchen ungefähr im Alter von zwölf Jahren, dies kann aber mitunter deutlich abweichen. In den ersten Jahren ist die Regelblutung meist noch unregelmäßig, ohne dass eine krankhafte Ursache besteht. Etwa mit 15 oder 16 Jahren sollte sich eine regelmäßige Monatsblutung eingestellt haben. In den Wechseljahren wird die Blutung dann wieder unregelmäßig. Eine herkömmliche Zyklusdauer, also die Zeitspanne zwischen dem ersten Tag der Menstruation bis kurz vor dem nächsten Beginn der Menstruation, beträgt 28 Tage. Er beginnt definitionsgemäß mit dem ersten Tag der Regelblutung. Bei den meisten Frauen liegt der Zyklus um 26 bis 32 Tage. Durchschnittlich verliert die Frau bei einer Menstruation 150 Milliliter Blut.
Die fruchtbare Lebensphase einer Frau liegt in der Zeit zwischen der ersten Regelblutung (Menarche) und der letzten Regelblutung während der Wechseljahre (Menopause). Ein regelmäßiger, normal verlaufender Zyklus ist die Voraussetzung für die Fruchtbarkeit einer Frau.
Die normalen Veränderungen im Hormonhaushalt lassen im Zyklus zwei Phasen unterscheiden.
Zur Follikelphase gehört zu Beginn des Zyklus die Menstruation, die etwa vier Tage dauert. Daran schließt sich eine Zeit an, in der in den Eierstöcken mehrere Follikel (Eibläschen) heranreifen. Letztlich entwickelt sich nur ein Follikel aus vielen zu einem reifen Follikel weiter, um eine befruchtungsfähige Eizelle hervorzubringen. Gleichzeitig wächst in der Gebärmutter die Schleimhaut. Am Ende der Follikelphase kommt es zum Eisprung, der Ovulation. Der Follikel platzt auf und die Eizelle wird freigegeben. Die reife Eizelle aus den Eierstöcken wird von dem Trichter des Eileiters aufgenommen und über den Eileiter in Richtung Gebärmutter transportiert. Die ganze Phase dauert etwa 14 Tage, kann jedoch auch kürzer oder länger sein.
Die Zeit nach dem Eisprung wird als Lutealphase oder auch Gelbkörperphase bezeichnet. Das nun leere Eibläschen bildet das Gelbkörperhormon Progesteron, welches Veränderungen an Gebärmutterschleimhaut, Muttermund und Brüsten verursacht. Auf diese Weise wird der weibliche Körper optimal auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Nistet sich anderenfalls keine befruchtete Eizelle in die Gebärmutter ein, sinkt der Spiegel an Progesteron wieder und es kommt zur Menstruationsblutung. Auch diese ganze Phase dauert im Schnitt 14 Tage.
Der menstruelle Zyklus ist bei kaum einer Frau, die keine Hormonpräparate einnimmt, jeden Monat gleich und exakt regelmäßig. Viele äußere Faktoren wirken auf den Körper ein und können Veränderungen im Zyklus bewirken. Insbesondere Stress, extreme psychische Belastungen, Umstellungen der Lebensgewohnheiten wie ein Umzug oder ein Wechsel des Arbeitsplatzes wirken sich auf Verlauf und Dauer des Menstruationszyklus aus. Doch auch Krankheiten können dahinter stecken, wenn der Zyklus von der Normalität stark abweicht.
Der Zyklus kann dann verkürzt oder verlängert sein, die Blutung kann stärker oder schwächer auftreten, in einigen Fällen sogar ganz ausbleiben. Geringe Abweichungen vom normalen Zyklusschema, die nicht regelmäßig auftreten, sind daher meist kein Grund zu Beunruhigung. Falls jedoch Veränderungen auftreten, die die Frau bisher noch nicht kannte, falls Schmerzen auftreten oder die Blutung nicht beendet wird, sollte ein Frauenarzt aufgesucht werden. Dieser kann die Ursache der Zyklusstörungen ermitteln und eine entsprechende Therapie empfehlen und einleiten.
Generell lassen sich Ursachen von Menstruationsstörungen unterscheiden in Ursachen für Störungen mit zu viel abgehendem Blut und Störungen mit zu wenig abgehendem Blut.
Verstärkte Blutungen können durch Endometriose verursacht werden, eine Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut an einer anderen Stelle als in der Gebärmutter findet (z. B. in der Vagina). Dieses Stück Schleimhaut blutet während der Regel genauso wie das Innere der Gebärmutter, denn es wird ebenso von den entsprechenden Hormonen beeinflusst.
Eine Entzündung in der Gebärmutter (Endometritis) kann zu Blutungen führen, die auch unabhängig von der Menstruation auftreten können. Gleiches gilt für Entzündungen am Gebärmutterhals (Zervizitis) oder am Eileiter (Salpingitis/Adnexitis). Hormonelle Störungen können ebenfalls die Ursache für abnorme oder verstärkte Blutungen sein. Unregelmäßige oder verstärkte Blutungen und Zwischenblutungen können durch Wucherungen wie Polypen, aber auch durch bösartige Tumore (Gebärmutterhals- oder Gebärmutterkrebs) ausgelöst werden.
Blutungen, die mitunter schwerwiegend sind, können bei Verletzungen entstehen. Verletzungen der Genitalorgane der Frau kommen am häufigsten bei Geburten vor. Abgesehen davon können aber viele Gründe für Verletzungen mit Blutungsfolge bei Frauen vorliegen wie auch sexueller Missbrauch, Unfälle oder laienhaft durchgeführte Abtreibungsversuche. Des Weiteren kann sich nach dem allerersten Geschlechtsverkehr eine Blutung ergeben, da das Jungfernhäutchen aufreißt.
Fehlende Monatsblutungen deuten erst einmal auf eine Schwangerschaft hin. Doch es gibt noch einige andere mögliche Ursachen. Bisweilen handelt es sich nur um Stress, der die Blutungen ausfallen lässt. Hormonelle Störungen können ebenfalls eine Ursache für fehlende oder schwache Blutungen sein. Essstörungen, hauptsächlich Magersucht (Anorexie), aber auch Bulimie (Ess-Brech-Sucht), können als Mangelerscheinung eine abgeschwächte oder ausbleibende Regelblutung zeigen.
Wenn im Laufe der Pubertät gar keine Blutung auftritt (primäre Amenorrhoe), dann kann es sich um ein Ullrich-Turner-Syndrom handeln. Das Ullrich-Turner-Syndrom ist eine genetische Abweichung, bei der die Frauen nur ein X-Chromosom (anstelle der zwei X-Chromosomen) in ihren Zellen haben. Die Folge ist eine Unfruchtbarkeit der Frau und auch das Fehlen der Regel.
Die Blutung bleibt in der Pubertät auch aus, wenn das Jungfernhäutchen verschlossen ist (Hymenalatresie). Dann kommt es zwar eigentlich zur Menstruation, das Blut kann aber nicht nach außen gelangen und sammelt sich in der Scheide an. Das Jungfernhäutchen kann mit einem kleinen Eingriff eröffnet werden, damit das Blut abgehen kann.
Fehlbildungen der Gebärmutter oder der Scheide können dazu führen, dass die Blutungen abgeschwächt sind oder ganz wegfallen. Ebenfalls können Fehlbildungen am Eileiter oder Eierstock dafür sorgen, denn für die normale Menstruationsblutung ist ein Eisprung erforderlich.
Menstruations- oder Zyklusstörungen sind ein Sammelbegriff für eine ganze Reihe von Abweichungen der normalen Regelblutung. Genauer lassen sich folgende Menstruationsstörungen beschreiben:
Beschwerden bei Menstruationsstörungen kommen durch die zugrunde liegende Erkrankung zustande. Doch Beschwerden können auch die Folge der Blutungsstörung sein oder mit dieser einhergehen.
Zu den Folgen einer Zyklusstörung mit relativ viel Blutverlust gehört eine Blutarmut (Anämie). Sie ist oft dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffene schnell ermüdet und abgeschlagen ist. Sie wird rasch kurzatmig. In schwerwiegenden Fällen kann es bei Verletzungen mit Blutung zu einem Schock kommen.
Wenn die Menstruationsblutung selten oder schwach kommt oder ganz weggefallen ist, gibt es abgesehen davon meist keine weiteren Symptome. Für viele betroffene Frauen ist diese Menstruationsstörung ungewöhnlich genug.
Je nach der ursächlichen Erkrankung können weitere Auffälligkeiten bestehen. Sie können ganz unterschiedlich sein. Nicht selten kommt es beispielsweise zu Schmerzen bei den Erkrankungen beziehungsweise Zyklusstörungen. Ist die Regelblutung schmerzhaft, dann wird dies als Dysmenorrhoe bezeichnet. Weiterhin können bei Zyklusstörungen allgemeine Krankheitszeichen bestehen.
Unter dem Begriff Prämenstruelles Syndrom (PMS) werden vielfältige Beschwerden zusammengefasst, die kurz vor und zu Beginn der Menstruation auftreten können. Fast jede Frau im fruchtbaren Alter ist von einem oder mehreren dieser Symptome regelmäßig betroffen. Zu den häufigsten Problemen zählen Stimmungsschwankungen mit Reizbarkeit und Depressionen, Verdauungsstörungen, Brustspannen, Kopfschmerzen, geschwollene Beine und Augenlider, Kreislaufprobleme sowie Rücken- und Unterbauchschmerzen. Diese Symptome können von Zyklus zu Zyklus unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Viele Frauen kennen ihre typischen Anzeichen der bevorstehenden Blutung und haben sich damit arrangiert. Wird das prämenstruelle Syndrom allerdings belastend empfunden, sollte eine Hormontherapie zur Besserung der Probleme erwogen werden.
Von Dysmenorrhoe wird gesprochen, wenn die Menstruationsblutung sehr schmerzhaft verläuft und mit Bauchkrämpfen einhergeht. Es können zusätzlich auch Kreislaufprobleme und Übelkeit auftreten. Die Schmerzen sind häufig durch Besonderheiten im Aufbau der Gebärmutter bedingt, können aber auch psychisch bedingt sein oder zumindest durch psychische Belastung verstärkt werden. Treten starke Schmerzen während der Periode zum ersten Mal auf oder sind die Beschwerden anders als sonst, sollte ein Besuch beim Frauenarzt die Ursache klären. Es könnten Entzündungen der Gebärmutter oder andere Erkrankungen der Geschlechtsorgane dahinter stecken.
Eine genaue Untersuchung auf die möglichen Ursachen ist bei Menstruationsstörungen wichtig, um eine gezielte Behandlung durchführen zu können. Die Diagnostik einer solchen Störung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch (gynäkologische Anamnese). Hierbei stellt der Arzt genaue Fragen nach der Blutung und weiteren möglichen Symptomen. Außerdem fragt er nach der geschlechtlichen Entwicklung der Patientin, also wann die erste Regel aufgetreten ist oder wie sich Brust und Schamhaare entwickelt haben. Die genauen Merkmale der Blutungsstörung lassen sich darstellen, indem die Patientin einen Blutungskalender führt. Im Rahmen einer körperlichen beziehungsweise gynäkologischen Untersuchung beurteilt der Arzt die äußeren und inneren Genitalien. Um Krebs oder Krebsvorstufen auszuschließen, kann der Arzt einen Abstrich vom Gebärmutterhals nehmen (Pap-Test). Auf einem Ultraschallbild können Veränderungen der Gebärmutter erkannt werden. Eine Hormonbestimmung oder eine Messung der Entzündungswerte kann nach einer Blutentnahme erfolgen.
Die Therapie einer Blutungsstörung hängt davon ab, welche Ursache in den Untersuchungen festgestellt wurde. Vieles kann mit einer konservativen (nicht chirurgischen) Therapie behoben werden, in einigen Fällen kann ein operativer Eingriff notwendig werden.
Hormonelle Veränderungen sowie die Erkrankung Endometriose (Gebärmutterschleimhaut an unnormaler Stelle) können behandelt werden, indem Hormone gegeben werden. Die Medikamente enthalten Östrogen und Gestagen, so wie die Anti-Baby-Pille, und sie normalisieren den Zyklus.
Sollte eine Infektion (wie Gebärmutterentzündung) zu den Blutungsstörungen geführt haben, dann werden Antibiotika gegeben (falls Bakterien die verantwortlichen Erreger sind).
Stressbedingte Blutungsabweichungen und -ausfälle können durch Stressvermeidung gebessert werden. Unter anderem können sich Entspannungsverfahren eignen. Falls eine Essstörung die Blutungen vermindert hat, dann sollte sie behandelt werden, etwa durch eine Psychotherapie.
Manche Ursachen können gar nicht behandelt werden wie die angeborenen Chromosomen-Abweichungen, etwa das Ullrich-Turner-Syndrom.
Eine Operation kommt bei Zyklusstörungen in Frage, die durch Wucherungen (Tumore) ausgelöst wurden, durch Fehlbildungen oder durch Verletzungen. Bisweilen lässt sich auch eine Endometriose (Gebärmutterschleimhaut an falscher Stelle) am besten dadurch behandeln, dass sie operativ entfernt wird.
Die Prognose ist höchst unterschiedlich und hängt im Wesentlichen davon ab, welche Krankheit die Blutungsanomalien verursacht hat. Wenn diese Erkrankung erfolgreich behandelt wird, dann dürfte auch die Menstruationsstörung verschwinden.
aktualisiert am 22.11.2022