Ein Megaureter (Mega-Ureter) besteht, wenn der Harnleiter krankhaft erweitert ist. Die Erkrankung ist meist angeboren. Der Harnleiter ist die anatomische Struktur, die den Abfluss aus der Niere ermöglicht und sie mit der Harnblase verbindet. Die Auftreibung des Harnleiters entsteht durch eine Engstelle am Ende des Harnleiters, durch einen Rückfluss von Urin aus der Blase oder aufgrund unbekannter Ursache. Durch einen Rückstau kann es bei einem ausgeprägten Megaureter zu Schäden der Niere und zu bedrohlichen Infektionen kommen. Schwere Fälle müssen mit einer Operation behandelt werden, bei vielen Patienten kann darauf aber verzichtet werden.
Der Megaureter (erweiterter Harnleiter) kann durch verschiedene Störungen bedingt sein. Zunächst können ein primärer und ein sekundärer Megaureter unterschieden werden. Ein primärer Megaureter ist angeboren. Ein sekundärer Megaureter ist durch eine Ursache außerhalb des Harnleiters bedingt. Ein großer Teil der Megaureter-Fälle ist aber idiopathisch (ohne nachgewiesene Ursache wie Einengung oder Harnrückfluss). Die Ursache dafür bleibt im Einzelfall unklar.
Ein primärer obstruktiver Megaureter ist eine Erweiterung des Harnleiters, die aufgrund einer Engstelle vor dem Eintritt in die Harnblase bedingt ist. Die Verengung (Stenose) entsteht aufgrund einer unzureichenden Entwicklung des Harnleiters und ist somit angeboren. Vor (beziehungsweise oberhalb) der Verengung ist der Druck des Urins hoch und der Harnleiter dehnt sich stark. Ein primärer refluxiver Megaureter entsteht, wenn ein Rückfluss von Harn aus der Harnblase in den Harnleiter vorliegt (vesiko-ureteraler Reflux).
Ein sekundärer Megaureter lässt sich auch als erworbener Megaureter beschreiben. Dieser kann auf mehrere Arten entstehen. So ist ein sekundärer obstruktiver Megaureter eine Harnleitererweiterung wegen einer Erkrankung, die zu einer Einengung der Mündung des Harnleiters in die Harnblase geführt hat. Das entsteht z. B. aufgrund einer erhöhten Wandspannung der Harnblase, die durch Aufstauungen verursacht werden kann. Ursachen hierfür sind Erkrankungen wie nervlich bedingte Harnblasenstörungen oder Harnröhrenklappen (die Harnröhre liegt unterhalb der Harnblase). Ein sekundärer refluxiver Megaureter entsteht hingegen durch einen Rückfluss von Harn, der wiederum oft durch eine Verengung oder Verlegung unterhalb der Blase bedingt ist.
Im Allgemeinen wird von einem Megaureter gesprochen, wenn der Durchmesser der Harnröhre auf 10 Millimeter oder mehr erweitert ist. Häufig bleibt ein Megaureter ohne Symptome und wird bloß bei einer Routineuntersuchung entdeckt. In manchen Fällen bestehen beim Megaureter Schmerzen oder Auffälligkeiten beim Wasserlassen.
Schwerwiegende Komplikationen des Krankheitsbildes sind heutzutage sehr selten. Harnwegsinfektionen und Nierenentzündungen mit Fieber und möglicher Ausbreitung der Erreger im Körper (Sepsis, Urosepsis) können aufgrund des Megaureters entstehen. Der aufgedehnte Harnleiter kann mit einer Hydronephrose (Erweiterungen der Hohlräume in der Niere) einhergehen. Diese kann auf längere Sicht Nierengewebe zerstören und zu einer eingeschränkten Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen führen.
Ein Megaureter lässt sich gut mittels einer Ultraschalluntersuchung erkennen. Häufig fallen erweiterte Harnleiter erst bei Früherkennungs- oder Standarduntersuchungen auf dem Ultraschallbild auf, die vorher keine Symptome verursacht haben. Die weitere Untersuchung beim Megaureter kann mit mehreren speziellen Verfahren geschehen, mit denen die Harnwege und Nieren beurteilt werden können. Aufschlussreich ist die MCU (Miktionszysturethrographie, Miktionszysturethrogramm), die einen Harnrückfluss als Ursache bestätigen oder widerlegen kann. Über eine Szintigraphie (eine nuklearmedizinische Untersuchung) sind weitere Aussagen über die Nierenfunktion und den Harnabfluss möglich. Eine Ausscheidungsurographie (Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel im Urin) kann ebenfalls den Megaureter darstellen und lässt die Nierenfunktion weiter beurteilen. In Zweifelsfällen können noch andere Spezialmethoden durchgeführt werden.
Fälle der Erkrankung Megaureter müssen vor allem nach der Ursache unterschieden werden.
Die Therapie beim Megaureter hängt zum großen Teil davon ab, welche Ursache der erweiterte Harnleiter hat. Besteht eine andere Erkrankung als Ursache (sekundärer Megaureter), dann wird diese zunächst behandelt. Meist bessert sich dann auch der Megaureter.
Bei einem Megaureter aufgrund eines Rückflusses (Reflux) von Urin aus der Blase reicht eine konservative Behandlung (Behandlung ohne Operation) aus.
Eine Harnleiterenge (Obstruktion) mit daraus resultierendem Megaureter kann meist ebenfalls ohne Operation behandelt werden, sofern die Nierenfunktion regelrecht ist. Sehr oft bessert sich der Befund des Harnleiters aufgrund des Wachstums des Kindes bereits im ersten Lebensjahr.
Bei einem idiopathischen Megaureter (Megaureter ohne feststellbare Ursache) genügt normalerweise auch eine einfache Behandlung sowie die regelmäßige Kontrolle des Befundes.
Antibiotika werden insbesondere bei betroffenen Babys im ersten Lebensjahr verabreicht, um möglichen Infektionen vorzubeugen.
Ist der Megaureter durch eine ausgeprägte Engstelle des Harnleiters bedingt (obstruktiver Megaureter), dann ist häufig eine Operation angezeigt. Sie wird durchgeführt, wenn die Nierenfunktion deutlich schlechter geworden ist oder wenn der Befund zu einer schweren Infektion oder Sepsis (Verteilung von Erregern im Körper) geführt hat. Auch bei manchen Fällen des refluxiven Megaureters (Harnleiteraufweitung durch Rückfluss) kann ein Eingriff erforderlich sein. Eine typische Operation ist die Entfernung des verengten Harnleitersegments vor der Harnblase, Modellierung des Harnleiters und Schaffung einer neuen Verbindung zwischen Harnleiter und Blase. Die genaue Operationsmethode hängt jedoch vom Einzelfall ab.
Ein Megaureter bessert sich im Allgemeinen häufig von alleine, wenn das Kind wächst. Der Harnleiter streckt sich und die Erweiterung verringert sich. Ist dies nicht ausreichend der Fall oder kommt es zu Komplikationen, dann kann eine Operation helfen. Nach der Operation haben die allermeisten Patienten keine weiteren Symptome und Probleme aufgrund des Megaureters.
aktualisiert am 17.06.2019