Das Mediastinum, zu deutsch Mittelfellraum, ist eine Körperhöhle, die sich innerhalb des Brustkorbes befindet. Es erstreckt sich vom unteren Halsbereich bis zum Zwerchfell sowie vom Brustbein bis zur Wirbelsäule. Das Mediastinum beherbergt das Herz mit den zuführenden und abgehenden Blutgefäßen, die Speiseröhre, die Luftröhre, den zum Abwehrsystem gehörenden Thymus sowie weitere Strukturen und Gewebe wie Lymphgefäße und Nervenstränge. Auch die Schilddrüse kann in Anteilen bis in das Mediastinum ragen. Gutartige und bösartige Tumore können sich im Mittelfellraum bilden und müssen oftmals operiert werden.
Prinzipiell kann ein Mediastinaltumor von jedem Gewebe ausgehen, dass sich in diesem Körperbereich befindet. Bei Kindern sind es häufig Nervengewebstumore, bei erwachsenen Patienten dagegen häufig Tumore des Abwehrsystems (Thymome, Lymphome). Durch das Vorkommen sehr verschiedener Gewebe sind viele weitere Arten von Wucherungen möglich. Auch Tochtergeschwülste von Tumoren mit anderer Ursprungsstelle können sich im Mittelfellraum absiedeln.
Bei gutartigen Wucherungen besteht manchmal eine Erbkrankheit oder eine Häufung in der Familie, die Ursache von bösartigen Tumoren kann meistens nicht festgestellt werden. Schädigende Einflüsse können unter anderem Strahlung oder langwierige Entzündungen sein.
Gutartige Befunde zeichnen sich durch eher langsames Wachstum sowie durch Fehlen von Absiedlungen in andere Organe (Metastasen) aus. Bösartige Befunde dagegen bilden Tochtergeschwülste (Metastasen) und vergrößern sich oft rasch. Eine Mischform aus gut- und bösartigem Tumor ist ein semimaligner Tumor, der nicht streut, aber an seinem Wachstumsort in das umliegende Gewebe einwächst und dieses zerstört.
Oftmals bestehen insbesondere bei kleineren Mediastinaltumoren keinerlei Beschwerden, so dass sie eventuell durch Zufall bei Untersuchungen des Brustraums entdeckt werden. Bisweilen können Schmerzen auftreten. Bei Einklemmung oder Miteinbeziehung von Organen kann es beispielsweise zu Luftnot, Schluckstörungen und Husten kommen. Je nach Art des Tumorgewebes können unter Umständen weitere spezifische Beschwerden bestehen.
Zunächst wird der Patient befragt (Anamnese) und körperlich untersucht. Durch bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Computertomographie (CT) kann der Tumor oftmals dargestellt werden. Zusätzlich wird eine Blutuntersuchung vorgenommen. Um die genaue Art des Tumors zu bestimmen, ist eine feingewebliche Untersuchung (Histologie) notwendig, die erst an entfernten Tumoren oder an entnommenen Gewebeproben möglich ist. Je nach Befund können weitere spezielle Untersuchungen notwendig sein.
Die Mediastinaltumore müssen voneinander unterschieden werden sowie von anderen den Raum einengenden Strukturen wie beispielsweise aufgeweiteten Gefäßen, Lungenausdehnung oder Zwerchfellbrüchen mit Verlagerung von Organen des Bauchraums in die Brusthöhle abgegrenzt werden.
Die Therapieform ist abhängig von der Art des Tumors. Für manche Tumore empfiehlt sich keine Operation, sondern eine Chemotherapie oder bisweilen auch eine Bestrahlung. Diese Methoden werden jedoch oftmals auch mit der Operation kombiniert, um ein besseres Ergebnis zu erhalten.
Die Operation erfolgt in Vollnarkose. An dem Lungenflügel, der sich auf der Seite befindet, an der die Operation stattfindet, erfolgt oftmals keine Beatmung.
Es können verschiedene Zugänge zum Mediastinum (Mittelfellraum) gewählt werden.
Bei der Thorakoskopie (VATS) wird die Haut an mehreren Stellen kurzstreckig eingeschnitten, um ein feines optisches Gerät mit einer Mini-Kamera sowie weitere Instrumente einzuführen. Auf einem Bildschirm kann der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet einsehen und die notwendigen Aktionen durchführen. Oftmals wird zunächst eine Gewebeprobe der Wucherung genommen. In der feingeweblichen Untersuchung (eventuell durch Schnellschnittuntersuchung, bei der das Ergebnis noch während der Operationszeit vorliegt) stellt sich heraus, ob eine größere Operation, eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung vorgenommen werden muss oder ob keine Therapie mehr notwendig ist. Bei der Spiegelung des Mediastinums können bestimmte kleinere Befunde bereits komplett herausgeholt werden, beispielsweise kleinere Zysten (Tumore mit Hohlraum), Thymus-Tumoren oder kleine Nervenwucherungen (Neurinome).
Für größere Eingriffe ist eine Spaltung des Brustbeins (Sternotomie) in Längsrichtung erforderlich.
Ebenfalls kann ein Zugang zum Brustraum zwischen den Rippen notwendig sein (Thorakotomie).
Nach der Eröffnung des Mediastinums wird die jeweilige Gewebewucherung herausgenommen. Strukturen in der Umgebung müssen dabei weitestgehend geschont werden. Um bei bösartigen Tumoren die Gefahr des Zurückbleibens von Resten gering zu halten, muss jedoch ein gewisser Sicherheitsabstand gewahrt werden. Manchmal müssen daher miteinbezogene Organe beziehungsweise Gewebe komplett oder in Teilen herausgeschnitten werden. Dies kann beispielsweise den Herzbeutel, Arterien und Venen, verschiedene Nerven, die Brustwand (eventuell mitsamt Knochenanteilen) oder Lungenbereiche betreffen.
Am Ende der Operation wird eine Drainage eingeführt, um Wundflüssigkeit und eventuell vorhandene Luft herauszuziehen.
Oftmals ist es erst während des Operationsverlaufs möglich, das Ausmaß des Eingriffs festzulegen. Bei Vorliegen von unerwarteten Befunden oder beim Auftreten von Komplikationen kann es erforderlich werden, dass die Operation erweitert oder die Methode abgeändert wird, beispielsweise von der Thorakoskopie (Spiegelung) in eine offene Operation.
Umgebende anatomische Strukturen oder Organe können bei dem Eingriff verletzt werden. Hierdurch können sich unter anderem Blutungen und Nachblutungen, aber auch Nervenschäden ergeben, bei denen es zu meist vorübergehenden Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen kann. Die Verletzung des Zwerchfellnervs (Nervus phrenicus) kann zu Atemschwierigkeiten führen, aus der Verletzung des Eingeweidenervs (Nervus vagus) können Herzrhythmusstörungen resultieren, und Beeinträchtigungen des Stimmbandnervs können Stimmstörungen und eventuell Atemnot bedingen. Des Weiteren können Entzündungen, Wundheilungsstörungen sowie ausgeprägte Narben mit eventuellen funktionellen oder ästhetischen Auswirkungen auftreten.
Besonders im Bereich des durchtrennten Brustbeins kann dies schwerwiegende Konsequenzen haben, z.B. Infektionen des Knochens oder Instabilität des Brustkorbs. Ebenfalls sind allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades nicht ausgeschlossen.
Bei Eingriffen am Thymus kann es zu einer Art Muskelschwäche (Myasthenia gravis) kommen. Werden hormonproduzierende Organe (Schilddrüse, Nebenschilddrüse) herausgenommen, so fehlen körpereigene Stoffe, die eventuell lebenslang ersetzt werden müssen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Gutartige Tumore sind in der Regel gut durch die Operation zu entfernen. Bösartige Tumore haben eine Prognose, die sich nach Ursprungsgewebe, Ausdehnung und bisheriger Metastasierung (Tochtergeschwulst-Bildung) richtet. Ebenfalls eine Rolle spielt, inwieweit Strukturen im Mittelfellraum entfernt werden müssen, oder ob dies eventuell nicht möglich ist.
Medikamente, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, wie beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, müssen oft in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden.
Rauchen kann zu Wundheilungsstörungen und weiteren Beeinträchtigungen nach der Operation führen, so dass der Patient vor dem Eingriff möglichst damit aufhören sollte.
Spezielle Atemübungen, Krankengymnastik sowie auch Brustschwimmen sind nach der Operation sehr sinnvoll, um die Gesundheit zu erhalten und Probleme zu vermindern.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
Nach der Entfernung bösartiger Befunde sollten Kontrolluntersuchungen regelmäßig durchgeführt werden.
aktualisiert am 16.11.2023