Um eine Knochenheilung bei Brüchen zu gewährleisten, werden oft körperfremde Materialien zur Stabilisierung in den Körper eingebracht (Osteosynthese). Dazu gehören unter anderem Platten, Schrauben, Marknägel, Drähte sowie speziellere Vorrichtungen wie Fixateur interne und Fixateur externe. Ist ein vollständiges Zusammenwachsen der Knochen geschehen, so können die Materialien oftmals entfernt werden.
Routinemäßig wird in 65% der Fälle das eingesetzte Material wieder entfernt. Im Allgemeinen kann nach jeder kompletten Ausheilung eines Knochenbruchs die Stabilisierungsvorrichtung herausgenommen werden. Es gibt jedoch Gründe, bei denen insbesondere die Entfernung angezeigt ist. Dazu gehören die Schwächung des Knochengewebes durch Vorhandensein des Materials, Infektionen, Einwirkungen auf den Stoffwechsel durch herausgelöste Substanzen, gelockerte Materialien sowie ein Herausragen aus der Außenhaut, was vor allem bei älteren Patienten der Fall sein kann. Bei Kindern sollte das Material immer entfernt werden, um das Wachstum nicht zu stören. Auch bei jüngeren Menschen neigt man dazu, das Material zu entfernen, damit es bei einem erneuten Bruch nicht zu Komplikationen kommt. Ebenso kann der Verbleib des Metalls im Körper ein Risiko für das Immunsystem sein und die Neigung zu Infektionen und Knochenbrüchen erhöhen.
Im Normalfall bestehen keine Beschwerden durch die Materialien. Manchmal verspürt der Patient einen störenden Druck oder Schmerzen. Bei Komplikationen durch das Osteosynthese-Material ergeben sich besondere Beschwerden.
Routinemäßig erfolgt eine Anamnese (Patientenbefragung) und körperliche Untersuchung. Die Lage der Strukturen sowie die Stabilität des mehr oder weniger zusammengewachsenen Knochens lassen sich auf einem Röntgenbild darstellen. Bisweilen empfiehlt sich auch eine Knochenszintigraphie, ein bildgebendes Verfahren mit der Gabe eines schwach radioaktiven Stoffes. Dass das jeweilige Fixierungsmaterial vorhanden ist, ist in den allermeisten Fällen bekannt.
Oftmals kann der Marknagel oder anderes Material auch belassen werden. Insbesondere sollte das Fremdmaterial nicht herausgenommen werden, wenn der Nutzen des Eingriffs geringer ist als die damit verbundenen Gefahren. Dies ist dann der Fall, wenn die zur Entfernung notwendige Operation aufwändig und mit hohen Risiken behaftet ist, die jeweilige Struktur schon fest verwachsen ist oder wenn durch Grunderkrankungen des Patienten eine Operation gefährlich ist.
Die Operation erfolgt in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose.
Grundsätzlich gilt: Je später die Metallentfernung erfolgt, desto schwieriger ist die Operation. Im optimalen Fall wird das eingesetzte Material schnell entfernt, aber nicht zu schnell. Es gilt also, den perfekten Zeitpunkt zu bestimmt, damit der Knochen stabil genug ist und es nicht erneut zum Bruch kommt. Bei Kindern wird das Fremdmaterial bereits nach wenigen Wochen entfernt. Bei Erwachsenen wird das Material, abhängig vom Ort, nach 12 bis 18 Monaten entfernt.
Die Entfernung des Metalls stellt einen kleinen Eingriff dar als der, der bei der ursprünglichen Operation notwendig war. In vielen Fällen muss nur ein kleiner Schnitt vorgenommen werden. Ansonsten kann normalerweise der zum Einsetzen benötigte Zugang erneut eröffnet werden. Gegebenenfalls kann auch eine Eröffnung des Knochens notwendig sein. Je nach Art des Materials wird dieses daraufhin herausgenommen.
Bei größeren Entfernungseingriffen wird ein Drainageschlauch gelegt, der Wundflüssigkeit ableitet. Der Schlauch kann nach einigen Tagen wieder herausgezogen werden.
In vielen Fällen kann heutzutage die Metallentfernung ambulant erfolgen, ohne dass man im Krankenhaus verbleiben muss.
Falls eine chronische Infektion um das Material wahrscheinlich ist, werden Antibiotikaträger oder eine spezielle Spül-Saug-Drainage eingelegt.
Ist die Knochenheilung entgegen der vorherigen Annahmen noch nicht weit genug fortgeschritten, können z.B. körpereigene oder -fremde Knochenstückchen oder Knochenersatzmaterialien eingepflanzt werden, oder es wird eine neue Stabilisierungsstruktur eingesetzt.
Mit der Entfernungsoperation kann auch ein Korrektureingriff der alten Narben kombiniert werden.
Durch den Eingriff können erneute Knochenbrüche oder Absplitterungen verursacht werden. Möglicherweise ist der Knochen, aus dem die Struktur entfernt wurde, in der ersten Zeit nicht sehr belastungsstabil. Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse (Hämatome) können weitere Konsequenzen nach sich ziehen. Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung können auftreten. In seltenen Fällen können Gefäße und Nerven verletzt werden. Auch können allergische Reaktionen nicht ausgeschlossen werden.
Die Prognose nach der Entfernung des Stabilisierungsmaterials ist abhängig vom Ausmaß der vorherigen Verletzung, vom Umfang des Eingriffs, von möglichen Komplikationen, vom Alter und vom Allgemeinzustand des Patienten. Komplizierte Brüche können nach der Metallentfernung immer noch Schmerzen bereiten. Das liegt oft an der Fehlstellung, die durch die erlittene Verletzung hervorgerufen wurde. In so einem Fall ist es sinnvoll, nach der Metallentfernung Reha und Physiotherapie zu absolvieren.
Medikamente, die die Blutgerinnung ungünstig beeinflussen, z.B. Marcumar® oder Aspirin®, müssen oftmals abgesetzt werden. Hierzu ist die Rücksprache mit dem Arzt erforderlich.
Der Patient sollte zwei Wochen vor bis einen Monat nach der Operation nicht rauchen, da dies die Abheilung behindern kann.
Bei ambulant stattfindender Operation muss sich der Patient abholen lassen und sollte für einen Tag kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und auch keine bedeutsamen Entscheidungen treffen.
Meist ist für einige Zeit eine Schonung des operierten Körperteils notwendig. Wundbehandlung oder Krankengymnastik können den Heilungsverlauf positiv beeinflussen.
Zeigen sich Besonderheiten, die Symptome einer Komplikation sein könnten, sollte der Arzt kurzfristig informiert werden.
Pluspatient, Jürgen Gabriel, Metallentfernung: https://www.pluspatient.de/expertensprechstunde/metallentfernung/ (online, letzter Abruf: 26.02.2020)
aktualisiert am 26.02.2020