Mastopathie (übersetzt: Erkrankung der Brustdrüse) ist die Bezeichnung für eine Erkrankung der weiblichen Brustdrüsen, bei der das Brustgewebe durch Zellvermehrung (Proliferation) und Zelluntergang (Regression) umgebaut wird. Hierbei handelt es sich zwar um Wucherungen, die aber nicht bösartig sind, also keinen Krebs darstellen.
Die Mastopathie gehört zu den häufigsten Erkrankung der weiblichen Brust (Mamma) und betrifft fast die Hälfte aller Frauen, bevorzugt in der Altersklasse zwischen 30 und 50 Jahren.
Im klinischen Alltag wird die Mastopathie in verschiedene Schweregrade eingeteilt:
Der Großteil der Mastopathien (70 Prozent) wird dem Grad I zugeordnet. Kennzeichen ist eine fibröse (faserreiche), zum Teil mit flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen (fibrös-zystisch) durchsetzte Umwandlung des Bindegewebes der Brust. Die Zellen zeigen keinerlei Eigenschaften von Krebszellen, sind also komplett gutartig.
Jede fünfte Mastopathie-Patientin weist dieses Stadium auf. Charakteristisch ist eine Vermehrung der Epithelzellen (Zellen des Gangsystems der Brustdrüse). Auch hier sind die Zellen nicht bösartig. Allerdings ist das Risiko, dass sich mit der Zeit ein bösartiger Tumor der Brust entwickelt, doppelt so groß wie bei gesunden Frauen.
Jede zehnte Patientin erreicht das dritte Stadium der Mastopathie. Hier ist nicht nur eine Vermehrung der Epithelzellen (Drüsengangzellen) vorhanden, sondern auch eine gewisse Neigung zur Entwicklung eines Tumors. Das Karzinomrisiko kann bis zu fünffach erhöht sein. Aus diesem Grund wird eine Mastopathie Grad III von einigen Ärzten als Präkanzerose angesehen (das ist eine Gewebsveränderung, die zur Entartung neigt, beziehungsweise als Vorstadium eines Krebses betrachtet werden kann).
Die Ursachen der Mastopathie sind bisher nicht bis ins letzte Detail geklärt. In der Diskussion steht ein Hormonungleichgewicht zwischen den beiden wichtigsten weiblichen Hormonen Östrogen und Progesteron. Dieses Hormonungleichgewicht entsteht immer dann, wenn es im Verhältnis zu viel Östrogen (Hyperöstrogenismus) oder zu wenig Progesteron (Progesteronmangel) gibt. Auch bestimmte Krankheiten können dieses Ungleichgewicht begünstigen, wie beispielsweise die latente Hyperprolaktinämie (dies ist eine gesteigerte Bildung des Hormons Prolaktin, welches normalerweise für die Milchbildung nach der Schwangerschaft zuständig ist) oder die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).
Dieses hormonelle Ungleichgewicht regt das Brustgewebe zur Proliferation (Wucherung eines Gewebes durch Zellvermehrung) an. Insgesamt lässt sich sagen, dass das gesamte Brustgewebe auf Wachstum ausgerichtet ist, welches sich an den verschiedenen Bereichen der Brust unterschiedlich zeigt.
Mastopathie-Patientinnen leiden häufig unter einem teils starken Brustschmerz, der besonders kurz vor der Periode auftritt (prämenstruelle Mastodynie). Tastet die Patientin die Brust ab, kann sie häufig Verdichtungen des Drüsenkörpers ausmachen, die sich beim Tasten wie Schrotkugeln in der Brust anfühlen. Bei anderen Patientinnen sind sogar richtige Knoten zu tasten, die teilweise sehr druckempfindlich und schmerzhaft sind. In den meisten Fällen lassen sich diese Verhärtungen und Knoten in dem oberen, äußeren Teil der Brust tasten.
In seltenen Fällen kann es auch zu einer Sekretion aus der Brustwarze kommen, die sich durch das stimulierte Drüsengewebe erklären lässt.
Kommt eine Patientin mit einem (prämenstruellen) Brustschmerz und dem typischen Tastbefund in die Praxis, kann der Arzt schon einen Verdacht auf Mastopathie stellen. Diese Verdachtsdiagnose muss allerdings durch weitere Diagnostik bestätigt werden, und andere Erkrankungen müssen durch die Untersuchungen ausgeschlossen werden (z. B. bösartige Neubildungen).
Zur Diagnostik kommen verschiedene Methoden zum Einsatz.
Es gibt einige andere Erkrankungen an der Brust, die für eine Mastopathie gehalten werden können oder umgekehrt. Dazu gehören:
Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Krankheit. Im Anfangsstadium, also immer dann, wenn sich noch keine Knoten gebildet haben und die Patientinnen hauptsächlich unter dem zyklusabhängigen Brustschmerz leiden, können einfache Maßnahmen helfen. Dazu gehören beispielsweise bei schlimmen Schmerzen kalte Umschläge für die Brust. Wichtig ist auch, dass auf einen bequemen und gut sitzenden BH geachtet wird, der die Brust stabil hält, ohne dabei in die Haut zu schneiden und etwas abzuklemmen.
Es empfiehlt sich, methylxantinhaltige Lebensmittel zu meiden. Methylxanthin ist ein Zwischenprodukt beim Abbau von Purinen (Teil der DNA) zu Harnsäure und kommt vor allem in Tee, Kaffee und Schokolade vor. Patientinnen, die unter einer Mastopathie leiden, können also versuchen, ihre Beschwerden durch eine Ernährungsumstellung zu verbessern. Es gibt auch pflanzliche Arzneimittel, die keine Hormone enthalten und relativ nebenwirkungsarm sind. Agnus castus, oder auch Mönchspfeffer genannt, wird nicht nur bei Mastopathie, sondern auch bei dem prämenstruellen Syndrom oder bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt.
Liegt bereits ein höheres Stadium der Mastopathie vor, kommen Medikamente mit Hormonen als Inhaltsstoff zum Einsatz. Es ist möglich, die Hormone direkt lokal auf die Brust aufzutragen, etwa als Progesteron-Gel. Aber auch Tabletten mit Hormonen, die dazu dienen, das Hormonungleichgewicht zu beheben, sind auf dem Markt und werden mit Erfolg eingesetzt.
Im Einzelfall kann im dritten Stadium bei wiederholtem Auftreten sogar eine Brustentfernung und plastischer Ersatz sinnvoll sein. Eine solche Entscheidung wird aber nie leichtfertig getroffen und wird genau vorher mit der Patientin zusammen besprochen. Hier zeichnet sich eine gute und vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung aus. Wenn sich bereits Knoten gebildet haben, werden diese chirurgisch entfernt und untersucht.
Im ersten Stadium der Mastopathie ist die Prognose gut. Es besteht kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Brustkrebses (keine Präkanzerose). Oft ist es nur eine vorübergehende Symptomatik, die sich durch wenige Maßnahmen wie Eisumschläge gut behandeln lässt und oft von alleine wieder verschwindet. Trotzdem sollte die Patientin sich regelmäßig untersuchen lassen, um ein Fortschreiten in ein höheres Stadium frühzeitig zu erkennen. Bei den höheren Stadien ist erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Tumors in der Brust bekannt. Im zweiten Stadium ist das Risiko leicht erhöht, im dritten Stadium sogar schon fünffach. Hier ist eine genaue Diagnostik, eine regelmäßige Kontrolle sowie eine gute Therapie sehr wichtig.
Die Mastopathie ist eine häufige Erkrankung der Frau, die in den allermeisten Fällen zwar unangenehm, aber unbedenklich ist. In seltenen Fällen - in den höheren Stadien - kann sich das Risiko für einen Brustkrebs erhöhen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sich tatsächlich ein Tumor entwickelt.
Die Konsequenz, die aus diesem Wissen gezogen werden sollte, ist, sich regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls therapieren zu lassen. Es kann sehr hilfreich sein, die eigenen Ängste beim Arztbesuch anzusprechen. Nur so kann der Arzt darauf eingehen und Ängste durch Informationen über die Krankheit abbauen.
aktualisiert am 11.01.2022