In der Kieferorthopädie beschreibt die manuelle Strukturanalyse, bis vor kurzem manuelle Funktionsanalyse oder auch klinische Funktionsanalyse genannt, eine Diagnosemethode ohne besondere technische Hilfsmittel, mit der Fehlstellungen herausgefunden und beschrieben werden können. Die manuelle Strukturanalyse wurde vom Zahnmediziner Axel Bumann ausgearbeitet.
Für die manuelle Strukturanalyse beurteilt der Untersucher ganz verschiedene Faktoren, die für die Kaufunktion, das Abbeißen und das Sprechen von Bedeutung sind. Eine Rolle für ein gesundes, normales Kauen spielen nicht nur Zähne, Kieferknochen, Kiefergelenk und Kaumuskeln, sondern auch umliegende Strukturen und ihre Aktivität, wie z.B. Kopf, Hals und Wirbelsäule.
Die manuelle Strukturanalyse befasst sich mit allen diesen Faktoren. Getestet werden durch die Beweglichkeit beziehungsweise Bewegungseinschränkungen, der Kieferzusammenschluss, Belastungsfähigkeit, Empfindlichkeit und Schmerzen. Auch werden beispielsweise Geräusche, die durch Bewegungen der Strukturen entstehen, beurteilt.
Die manuelle Funktionsanalyse kommt ohne spezielle Gerätschaften aus. Ausschlaggebend für die manuelle Strukturanalyse sind das praktische Diagnosevermögen des Arztes durch seine Hände sowie seine Erfahrung mit der Methode. Die Handgriffe müssen dem Untersucher vertraut sein. Es gibt allerdings ein speziell für die manuelle Strukturanalyse entworfenes Computerprogramm, mit dessen Hilfe eine geordnete Erfassung der Untersuchungsergebnisse möglich ist.
Diagnostiziert werden können durch die manuelle Strukturanalyse krankhafte Veränderungen in den beteiligten Muskeln und Gelenken und Positionsverschiebungen der Anteile des Gebisses. Die gegenseitige Auswirkung von Zahn- und Kieferfehlstellungen sowie der Wirbelsäulenhaltung werden durch die manuelle Strukturanalyse deutlich. Beispielsweise hängen auch Zähneknirschen und Kopfschmerzen nicht selten mit Kieferfehlstellungen zusammen.
Durch die Auswertung der Faktoren wird eine gute Planung der kieferorthopädischen Therapie ermöglicht. Die manuelle Strukturanalyse ist eine Methode, die den Vorteil bietet, dass das gesamte Zusammenspiel der Komponenten bei der Kaufunktion beurteilt werden kann. Ergänzt werden die Befunde durch den zweiten Teil der kieferorthopädischen Diagnostik, die instrumentelle Strukturanalyse. Auch bildgebende Verfahren, beispielsweise Röntgenuntersuchungen, unterstützen die Diagnose in der Kieferorthopädie. Selbstverständlich ist auch für die manuelle Strukturanalyse eine gute Patientenbefragung (Anamnese) unerlässlich.
Letzte Aktualisierung am 15.03.2019.