Wenn von einer Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina tonsillaris) gesprochen wird, sind normalerweise entzündete Gaumenmandeln (Tonsillae palatinae) gemeint. Diese liegen zwischen Mundhöhle und Rachen. Eine Mandelentzündung kann sowohl durch Viren (beispielsweise Erkältungsviren) als auch durch Bakterien (meist Streptokokken) ausgelöst werden. Sowohl bei einer bakteriellen als auch bei einer viralen Tonsillitis können, begleitend zur Therapie mit Mitteln aus der Apotheke oder vom Arzt, zahlreiche Hausmittel wie Halsumschläge oder Kräutertees hilfreich und lindernd eingesetzt werden. Gerade bei einer Mandelentzündung durch Bakterien darf man sich nicht allein auf Hausmittel und Maßnahmen zur Selbstbehandlung verlassen, sondern muss eine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen.
Bei einer bakteriellen Entzündung der Mandeln sieht man in der Regel kleine weiß-gelbe Eiterpunkte auf den Mandeln. Als Komplikation einer eitrigen Entzündung kann ein Abszess an den Mandeln (eine abgekapselte Eiteransammlung) entstehen, der ärztlich oder sogar operativ behandelt werden muss. Außerdem können Bakterien sich über die Blutbahn im Körper verteilen und an anderen Stellen zu Entzündungen führen. In seltenen Fällen kann eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) entstehen.
Bei einer durch Viren verursachten Mandelentzündung besteht die Therapie vor allem in körperlicher Schonung. Zusätzlich können entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente (zum Beispiel Ibuprofen, Paracetamol) eingenommen werden. Auch Lutschpastillen, die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken, bessern oft die Symptomatik. Geeignete Gurgellösungen aus der Apotheke oder Rachensprays, die eine ähnliche Wirkung haben wie Lutschpastillen, können zur Anwendung kommen. Spezielle antivirale Medikamente gibt es gegen eine Mandelentzündung nicht.
Wird die Tonsillitis jedoch durch Bakterien verursacht, ist das Mittel der Wahl eine Behandlung mit Antibiotika. Vor allem sind antibiotische Wirkstoffe auch wichtig, um eine weitere Ausbreitung der Bakterien im Körper und die Bildung eines Abszesses zu verhindern. Alle anderen Begleitmaßnahmen, die bei der Behandlung der viralen Mandelentzündung erwähnt wurden, sind auch bei der bakteriellen Tonsillitis sinnvoll.
Zu den klassischen Hausmitteln zur Behandlung einer Mandelentzündung zählen:
Außerdem sollte insgesamt auf eine ausreichende Flüssigkeitsmenge geachtet werden. Dabei sind warme Getränke kalten vorzuziehen. Fruchtsäfte sollten wegen ihres Säuregehaltes vermieden werden. Bei den Nahrungsmitteln sollte auf weiches und leicht zu schluckendes Essen geachtet werden. Die Befeuchtung der Raumluft kann ebenfalls lindernd wirken. Ein Gefäß mit Flüssigkeit auf der Heizung ist hier eine einfache Maßnahme.
Halswickel können warm oder kalt angewendet werden. Was besser hilft oder als angenehmer empfunden wird, muss im Einzelfall ausprobiert werden. Wärme fördert die Durchblutung und den Stoffwechsel und damit auch die Heilung. Kälte wirkt schmerzlindernd.
Für einen Zwiebelwickel werden mehrere Zwiebeln in Stücke geschnitten und in ein mit heißem Wasser getränktes und gut ausgewrungenes Tuch eingewickelt. Dieser Wickel wird dann um den Hals gelegt und am besten mit einem Schal locker befestigt. Der Wickel wird abgenommen, wenn er abgekühlt ist. Warme Halswickel können zwei Mal täglich angewendet werden.
Für einen kalten Halswickel wird ein Tuch mit kühlem Wasser (zwischen 10 und 18 Grad Celsius) getränkt, anschließend ausgewrungen und locker um den Hals gewickelt. Es ist sinnvoll, zusätzlich ein trockenes Handtuch um den Wickel zu legen. Wenn der Wickel keine kühlende Wirkung mehr entfaltet, wird er abgenommen. Kalte Wickel können einmal am Tag angelegt werden.
Eine weitere Möglichkeit für einen kühlenden Wickel ist ein Quarkwickel. Hierfür wird Quark bei Zimmertemperatur oder leicht gekühlt (nicht direkt aus dem Kühlschrank) auf ein Tuch gestrichen, abgedeckt und auf den Hals aufgelegt. Ein Schal kann helfen, den Wickel locker zu fixieren. Wenn sich der Quark erwärmt hat (nach 20 bis 30 Minuten), wird der Wickel entfernt.
Kleine Kinder sollten noch nicht gurgeln. Bei ihnen ist die Gefahr des Verschluckens zu groß. Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene können den Heilungsprozess durch regelmäßiges Gurgeln unterstützen. Die Schleimhäute werden dadurch gut befeuchtet, Bakterien, Viren und Entzündungen werden bekämpft. Gurgellösungen können mit Kochsalz (ein Teelöffel auf ein Glas Wasser) oder Apfelessig (zwei Esslöffel auf ein Glas Wasser) angefertigt werden. Gurgeln sollte man mehrmals täglich und für mindestens eine Minute. Die Flüssigkeit wird anschließend ausgespuckt und sollte nicht geschluckt werden. Das verwendete Wasser wird am besten vorher abgekocht, selbstverständlich muss es zunächst wieder ausreichend abkühlen. Es wird eine lauwarme Temperatur der Gurgellösung empfohlen.
Weitere Mittel, die in Form von Tee gut zum Gurgeln verwendet werden können, sind beispielsweise:
Auch hier sollte der Tee erst abkühlen, um Verbrennungen zu vermeiden.
Tees können zum Gurgeln genutzt oder einfach getrunken werden. Die Wärme wirkt sich positiv auf den Heilungsprozess aus. Geeignet sind auch hier Tees mit Salbei, Kamille oder diversen weiteren Heilpflanzen und Kräutern.
Zur Befeuchtung der Atemwege und zur Linderung der Entzündung sind auch Inhalationen empfehlenswert. Dazu kann heißes Wasser in einer Schüssel mit Kochsalz vermischt werden. Anschließend wird der Kopf über die Schüssel geneigt. Ein über den Kopf gelegtes Tuch verhindert, dass der Dampf entweichen kann. Nun wird der Dampf für ungefähr 15 Minuten eingeatmet. Statt Salz können auch Kamillenblüten oder bestimmte Arzneimittelzusätze in das Wasser gegeben werden.
Gerade bei einer bakteriellen Mandelentzündung sind eine ärztliche Begleitung und eine Behandlung mit Antibiotika wichtig. Hausmittel können hier begleitend, aber nicht als alleinige Maßnahmen eingesetzt werden. Wenn die Halsschmerzen und Schluckbeschwerden mehrere Tage anhalten, wenn Fieber eintritt oder wenn weiße Flecken auf den Mandeln sichtbar sind, sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.
AWMF online – Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-024l_S2k_Tonsillitis_Gaumenmandeln_2015-08-abgelaufen.pdf (online, letzter Abruf: 14.01.2022)
HNO-Ärzte im Netz – Mandelentzündung – was kann ich selbst tun?: https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/mandelentzuendung/was-kann-ich-selbst-tun.html (online, letzter Abruf 14.01.2022)
Deutsche Familienversicherung – Mandelentzündung: Ursachen, Symptome & Behandlung: https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/mandelentzuendung-ursachen-symptome-behandlung/#newssection0 (online, letzter Abruf: 14.01.2022)
Healthline, Ana Gotter - Home Remedies for Tonsillitis: https://www.healthline.com/health/home-remedies-for-tonsilitis (online, letzter Abruf: 14.01.2022)
aktualisiert am 20.01.2022