Das Magengeschwür oder das Magenulkus gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Verdauungstrakts in Mitteleuropa. Jährlich trifft es deutschlandweit etwa 50 von 100.000 Menschen. Der größte Teil der Betroffenen ist zwischen 40 und 70 Jahre alt. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Ist der obere Verdauungstrakt intakt, wird der Magen vollständig von einer schützenden Schleimschicht ausgekleidet. Der Schleim ist alkalisch und schützt die darunterliegenden Gewebeschichten vor der aggressiven Magensäure. Weist diese Schicht Defekte auf, kann die Säure das Gewebe der Magenschleimhaut und der restlichen Magenwand angreifen. Eine Magenschleimhautentzündung und die Bildung von Magengeschwüren sind möglich. Diese können zu Schmerzen führen, aber auch lange Zeit ohne Beschwerden bleiben.
Wie es genau zu der Bildung von Geschwüren kommt, ist noch nicht geklärt. Allerdings scheint das Bakterium Helicobacter pylori eine entscheidende Rolle bei der Entstehung eines Magenulkus zu spielen. Es kann bei etwa 80 Prozent aller Betroffenen in der Magenflora nachgewiesen werden.
Vor der Ausbildung von Magengeschwüren kommt es häufig zur Erkrankung an einer Gastritis oder Magenschleimhautentzündung, die eine erste Schwächung signalisiert. Für die Entstehung der Gastritis wird Helicobacter pylori verantwortlich gemacht. Allerdings ist diese Sichtweise sehr vereinfachend. In Europa ist etwa ein Drittel aller Menschen mit dem Helicobacter-Bakterium infiziert, aber lediglich ein sehr geringer Teil davon ist im Verlauf seines Lebens von einem Magengeschwür betroffen. Wahrscheinlicher für die Entstehung einer Schleimhautentzündung oder eines Geschwürs ist ein Mix mehrerer Faktoren. Beispielsweise kann der Konsum von Alkohol und Nikotin ein Übriges zur Schwächung der Magenschleimhaut beitragen.
Nicht selten wird ein Magengeschwür zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung entdeckt. Es muss keine Beschwerden verursachen und kann auch längere Zeiträume unentdeckt überdauern. Der häufigste Hinweis auf ein Geschwür im Magen ist ein Druckgefühl und Schmerzen im Oberbauch. Der Schmerz wird häufig als brennend bis dumpf bohrend beschrieben und kann bis in den Rücken hinein ausstrahlen. Er tritt unabhängig von der Nahrungsaufnahme oder auch nach dem Essen auf. Epigastrische, also auf den Oberbauch konzentrierte Schmerzen in nüchternem Zustand, die bei Nahrungsaufnahme nachlassen, deuten eher auf ein Geschwür im Bereich des Zwölffingerdarms hin. Mitunter berichten die von einem Magengeschwür Betroffenen von Erbrechen, Übelkeit, Völlegefühl oder auch der Abneigung gegen bestimmte Speisen.
Eine der großen Gefahren, die von Magengeschwüren ausgeht, ist die akute Magenblutung. Hierbei kommt es zur Schädigung eines größeren Blutgefäßes am Grund eines Magengeschwürs. Größere Mengen von Blut fließen innerhalb kurzer Zeit den Magen ein. Symptome wie Kaltschweißigkeit, Übelkeit, aber auch massive Kreislaufprobleme bis hin zum Kreislaufkollaps und lebensbedrohlichen Schockzuständen kommen vor. Für etwa ein Zehntel aller Patientinnen und Patienten endet eine akute Magenblutung tödlich. Hinweise auf eine geschwürbedingte Magenblutung können in sogenanntem Teerstuhl und Bluterbrechen liegen. Beim Teerstuhl handelt es sich um schwarz gefärbten, schmierigen Stuhl. Seine dunkle Färbung geht auf bakterielle Abbauprozesse des Blutes im Darm zurück.
Eine weitere äußerst gefährliche Komplikation besteht in dem Durchbruch des Geschwürs durch die komplette Magenwand. Dabei kann Mageninhalt in die Bauchhöhle gelangen und eine Entzündung des Bauchfells, auch Peritonitis genannt, auslösen. Kommt es zu einem derartigen Verlauf, hat der Betroffene einen langen, leidgepflasterten Genesungsweg vor sich, der leider nicht immer zielführend ist. Etwa jede zehnte Bauchfellentzündung endet tödlich. Sie äußert sich in sehr starken Bauchschmerzen und einem angespannten, stark verhärteten Bauch.
Weniger dramatisch, jedoch ebenso behandlungswürdig sind Sickerblutungen. Auch sie können von einem Magengeschwür ausgelöst werden. Charakteristisch für eine Sickerblutung ist geringer Blutverlust, der über einen längeren Zeitraum hinweg andauert. Nicht selten ist die Blutmenge so gering, dass sie zu keiner Verfärbung des Stuhls führt. Allerdings stehen geeignete Tests zur Verfügung, um auch geringste Blutmengen im Stuhl nachzuweisen. Der permanente Blutverlust führt zu den typischen Symptomen einer Blutarmut. Hierzu zählen eine ungesund blasse Hautfarbe, Schwindel und Erschöpfungszustände. Auch Atembeschwerden können auftreten.
aktualisiert am 10.01.2022