Lymphozytäre Choriomeningitis, auch Armstrong-Krankheit genannt, ist eine in Europa vorkommende Erkrankung des Gehirns und der Hirnhäute. Überträger sind Nager, sogenannte Kuscheltiere, wie Hamster und Meerschweinchen. Das natürliche Reservoir ist die graue Hausmaus. Diese dient als Hauptwirt. Der Krankheitsverlauf ist individuell, die Erkrankung kann asymptomatisch oder im schlimmsten Fall tödlich verlaufen.
Die lymphozytäre Choriomeningitis ist selten, in Deutschland gibt es circa 100 Fälle pro Jahr. In der ärztlichen Praxis ist es ein wenig bekannter Erreger, der Schädigungen des Fetus verursachen kann. Schwangere sollten, wenn möglich, auf den Kontakt mit Nagern vollkommen verzichten, da das Virus schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind haben kann.
Das lymphozytäre Choriomeningitis-Virus, kurz LCMV, verursacht eine Erkrankung, die das zentrale Nervensystem angreifen kann. Diese Zoonose (eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann) wird vor allem von Mäusen, Hamstern und Meerschweinchen übertragen. Auch wenn der Mensch ein untypischer Wirt ist, kann die Infektion dennoch schwerwiegende Folgen haben. Das LCMV gehört zu der Virusfamilie der Arenaviridae.
Der Erreger ist weltweit verbreitet, tritt jedoch vor allem in Europa, Asien und Amerika auf. Vermutlich wurde LCMV aus der alten Welt auf den amerikanischen Kontinent eingeführt. Das natürliche Reservoir sind Mäuse. Hamster und Meerschweinchen können ebenfalls Träger und Überträger sein. Betroffen sind im Wesentlichen Jungtiere im Alter bis zu drei oder sechs Lebensmonaten.
Personen, die häufigen Umgang mit Nagern haben, stellen eine Risikogruppe dar. Pflegepersonal in Tierheimen oder Zoofachgeschäften sowie Laborpersonal, Tierärzte, tiermedizinische Fachangestellte und andere Berufsgruppen können sich infizieren. Privatleute, die direkten Kontakt zu ihrem Haustier haben, können ebenfalls an lymphozytärer Choriomeningitis erkranken. Meist ist eine Kontaktinfektion über Exkremente, Sperma, Speichel oder nasale Flüssigkeiten der Auslöser.
Der Mensch kann die Viren über den Mund, die Atemwege oder über offene Wunden (etwa bei Tierbissen) aufnehmen. Während der Schwangerschaft erfolgt die Ansteckung des ungeborenen Kindes diaplazentar, über die Plazenta (Mutterkuchen). Infektionen, die durch freilebende Nager verursacht werden, treten in der Regel im Winter und im Frühling auf.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch konnte noch nicht festgestellt werden.
Die Inkubationszeit beträgt sechs bis 20 Tage und die Erkrankung tritt vor allem im Herbst und Winter auf.
Verlauf und Dauer der lymphozytären Choriomeningitis können sehr unterschiedlich ausfallen. Symptome können nach dem ersten Auftreten abklingen, bevor sie mitunter nach wenigen Tagen wiederkehren, rezidiv sind. Fieber, falls es als Symptom auftritt, sollte nicht länger als zwei Wochen anhalten. Da in circa einem Drittel der Fälle LCMV asymptomatisch verläuft, kann es vorkommen, dass der Patient nichts von seiner Erkrankung mitbekommt.
Eine Mensch-zu-Mensch Übertragung ist äußerst unwahrscheinlich. Eine Ansteckung kann in der Schwangerschaft auf das Kind erfolgen. Wer eine lymphozytäre Choriomeningitis überstanden hat, ist lebenslang immun gegen eine erneute Erkrankung.
Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Erkrankung, beträgt beim Menschen etwa ein bis drei Wochen.
Die Beschwerden, die durch eine lymphozytäre Choriomeningitis verursacht werden, fallen unterschiedlich aus:
Das lymphozytäre Choriomeningitis-Virus ist besonders gefährlich für das ungeborene Kind. Es kann zu Missbildungen wie einem Wasserkopf (Hydrozephalus) kommen. Geistige und körperliche Behinderungen oder ein Abort (Fehlgeburt) sind möglich.
Wer als Erwachsener erkrankt, leidet unter Symptomen, die der Influenza, einer Virusgrippe, ähneln:
Ebenso können Appetitlosigkeit, Schwindel und Arthralgien (Gelenkschmerzen) auftreten.
Erkrankte Nager zeigen ähnliche Symptome. Tritt eine Gehirn- oder Hirnhautentzündung auf, haben die betroffenen Personen zusätzlich Symptome wie Nackensteifigkeit oder Bewusstseinsstörungen.
Bei einer Infektion in der Schwangerschaft ist eine Übertragung des Virus auf den Fetus möglich. Als Folge einer fetalen LCMV-Infektion kann es ein Wasserkopf (Hydrozephalus) resultieren.
Die Symptome und ein Kontakt zu Nagetieren sind Hinweise auf die Erkrankung. Der Nachweis wird in der akuten Phase der Krankheit über das Blut gestellt. Im Blut können spezifische Antikörper festgestellt werden (IgM- und IgG-Klasse). Eine zweite Möglichkeit ist der Nachweis des Erregers in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit, dem Liquor cerebrospinalis. Die Methode nennt man Liquoruntersuchung, die Flüssigkeit wird bei einer Lumbalpunktion (Liquorpunktion) gewonnen, indem eine Probe über eine Hohlnadel am Rücken herausgezogen wird und mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) untersucht wird.
Wer einen Hamster, Maus, Ratte oder Meerschweinchen besitzt und wissen möchte, ob das Haustier Träger oder Überträger ist, wendet sich an den Züchter oder den Tierarzt. Dieser kann labortechnisch feststellen, ob dies der Fall ist.
Die Behandlung der lymphozytären Choriomeningitis erfolgt über supportive Therapien: Das Ziel ist, die Beschwerden abzumildern und das Befinden zu verbessern. Corticosteroide (Cortison-Präparate), entzündungshemmende Medikamente oder Schmerzmittel werden verordnet. Der Verlauf der Krankheit bestimmt die symptomatische Behandlung. Die individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie, je nach Schwere der Symptome, unterliegt der ständigen ärztlichen Aufsicht. Ist der Zustand schwerwiegend, kann ein Klinikaufenthalt nötig sein.
Gegen die lymphozytäre Choriomeningitis gibt es keinen Impfstoff oder spezielle Medikamente. Um einer Ansteckung vorzubeugen, ist es ratsam, keinen Nager zu halten, der bereits mit LCMV infiziert ist. Bei der Tierhandlung oder beim Züchter kann erfragt werden, ob es sich um eine Zucht ohne LCMV handelt. Mit Labortests kann gegebenenfalls bei den Tieren festgestellt werden, ob eine Infektion besteht. Schwangere sollten nicht in Kontakt mit Hamstern kommen beziehungsweise sich keinen Hamster halten. Ansonsten existieren keine prophylaktischen Maßnahmen gegen eine Übertragung des Virus.
aktualisiert am 31.05.2019