Eine Röntgen-Kontrastmittelaufnahme der Lymphgefäße und Lymphknoten wird als Lymphographie (Lymphangiographie) bezeichnet.
Durch die Lymphographie können Lymphbahnen in Armen und Beinen sowie im Brust- und Bauchraum dargestellt werden. Des Weiteren eignet sich die Untersuchung zur Abbildung von Lymphknoten insbesondere im Achsel- und Leistenbereich sowie um die Hauptschlagader (Aorta) herum.
Erkrankungen, die durch die Lymphographie untersucht werden können, sind Lymphstauungen mit Flüssigkeitsansammlung (Lymphödem), insbesondere des Hauptstammes, Verletzungen von Lymphbahnen sowie Tumore, die die Lymphknoten betreffen. Bei solchen Tumoren kann es sich z. B. um Tochtergeschwülste (Metastasen) von Wucherungen anderer Organe, die sich häufig in Lymphknoten absiedeln, sowie um Lymphome handeln. Manchmal können durch die Lymphographie weitere, seltenere Erkrankungen des Lymphsystems nachgewiesen werden. Sinnvoll ist die Kontrastmitteldarstellung des Lymphsystems besonders zur Planung von therapeutischen Maßnahmen sowie zur Kontrolle des Heilungsverlaufes.
Bei einer Verletzung oder Verlegung des Lymphhauptganges kann es zu einem so genannten Chylothorax kommen. Hierbei sammelt sich Lymphflüssigkeit innerhalb des Brustraums an. Bei größeren Mengen Flüssigkeit kann es zur Funktionseinschränkung von Lunge und Herz kommen. Möglich sind auch Lymphflüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel, im so genannten Mittelfellraum oder im Bauchraum.
Bei Tumoren kommt es zur Vergrößerung der befallenen Lymphknoten. Schmerzen treten oft erst zu einem fortgeschrittenen Stadium auf. Vor allem bei Lymphomen kommt es zu weiteren unspezifischen Symptomen wie
Weitere Untersuchungsverfahren können für die jeweilige Erkrankung ebenfalls von hohem Nutzen sein. Wichtig sind bildgebende Verfahren, z. B. herkömmliches Röntgen, Ultraschall, Computertomographie und Magnetresonanztomographie (MRT). Speziell für Fragestellungen, die das Lymphsystem betreffen, kann eine so genannte Lymphszintigraphie durchgeführt werden, bei der ein leicht radioaktives Kontrastmittel gespritzt wird, um eine spezielle Bildgebung zu ermöglichen. Bei Tumoren können Blutuntersuchungen oder auch eine Probeentnahme (Biopsie) sinnvoll sein.
Flüssigkeitsansammlungen können auch anderen Ursprungs sein (z. B. Pleuraerguss). Lymphknotenschwellungen kommen auch bei anderen Erkrankungen vor, z. B. Entzündungen. Ebenfalls müssen verschiedene Arten von Tumoren unterschieden werden.
Lymphansammlungen werden eventuell durch eine Drainage vermindert, oder es wird abgewartet, dass die Flüssigkeit von alleine verschwindet, oder es erfolgt eine Operation am betroffenen Lymphgefäß. Tumore können z. B. durch Chemotherapie oder Bestrahlung behandelt werden oder operativ entfernt werden. Bei anderen Erkrankungen können weitere Therapieverfahren zum Einsatz kommen.
Um Lymphbahnen und -knoten im Inneren des Körpers abbilden zu können, muss eine Kontrastmitteleinspritzung in ein Lymphgefäß erfolgen, das in die zu untersuchende Region abfließt.
Zur Vorbereitung der Lymphographie wird zunächst ein blauer Farbstoff an der Stelle in das Gewebe gespritzt, an der später ein Lymphgefäß zur Injektion des Kontrastmittels aufgesucht werden soll. Meist erfolgt dies an einem Zehenzwischenraum. Dadurch, dass ein Teil des Farbstoffes von den feinen Lymphgefäßen aufgenommen und abtransportiert wird, können diese nach ungefähr zehn Minuten erkannt werden.
Nun wird eine örtliche Betäubung vorgenommen, bei Kindern kann auch eine Vollnarkose erfolgen.
Die Haut über dem nun sichtbaren Lymphgefäß wird eingeschnitten und das Gefäß freipräpariert. Über eine Hohlnadel, die mit einem Pumpgerät verbunden ist, wird dann das Kontrastmittel innerhalb von Stunden zugeführt. Bei gewünschter Darstellung der Lymphgefäße wird ein wässriges, bei Darstellung von Lymphknoten ein öliges Kontrastmittel gegeben. Nach der Einspritzung wird die Kanüle entfernt. Der Schnitt wird vernäht.
Die Röntgenbilder können jetzt aufgenommen werden. Oft müssen weitere Aufnahmen nach ein oder zwei Tagen erfolgen, da erst dann bestimmte Lymphknoten im Brust- und Bauchraum das Kontrastmittel aufgenommen haben.
In den allermeisten Fällen ist keine Erweiterung der Operation notwendig. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass Komplikationen dazu zwingen, weitere Maßnahmen zu treffen.
Übelkeit, Kopfschmerzen oder eine Erhöhung der Körpertemperatur können vorkommen, verschwinden in aller Regel aber nach Stunden bis Tagen. Es kann zu Schäden an der Einstichstelle und dem jeweiligen Gefäß kommen. Nervenschädigungen, Infektionen und Narbenbildung können auftreten. Durch die Röntgenuntersuchung ergibt sich eine sehr geringe Strahlenbelastung. In seltenen Fällen kann es bei Übertreten des Kontrastmittels auf den Lungenkreislauf zu einer Lungenentzündung kommen. Allergische Reaktionen, insbesondere auf das eingespritzte Kontrastmittel, sind möglich. Nur sehr selten sind diese so schwerwiegend, dass es zu lebensbedrohlichen Komplikationen oder Schäden an wichtigen Organen kommen kann.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In einem begrenzten Rahmen ist durch die Lymphographie eine gute und sinnvolle Diagnostik möglich. In vielen Fällen können andere Untersuchungstechniken wie beispielsweise Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) der Lymphgefäßdarstellung überlegen sein. Zudem ist die Lymphographie relativ aufwändig und unangenehm für den Patienten. Daher wird diese Untersuchung oft dann durchgeführt, wenn andere Untersuchungen kein eindeutiges Ergebnis geliefert haben.
Vorherige Untersuchungsbefunde, insbesondere Röntgenbilder, CT-Bilder, MRT-Bilder oder Ultraschallbefunde, sollten vom Patienten mitgebracht werden.
Einige Stunden vor der Untersuchung sollte der Patient nüchtern bleiben und auch nicht mehr rauchen. Stark blähende Speisen sollten gemieden werden.
Falls die Untersuchung beziehungsweise Behandlung unter ambulanten Bedingungen und mit Schmerzmitteleinwirkung erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Der Patient sollte viel Flüssigkeit aufnehmen, um eine schnellere Ausscheidung des Kontrastmittels zu bewirken. Haut und Urin sind für einige Zeit verfärbt. Der Bereich, an dem der Farbstoff injiziert wurde, kann für mehrere Wochen eingefärbt sein.
Bis die Nachaufnahmen erfolgt sind, muss in Absprache mit dem Arzt meist Bettruhe eingehalten werden.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hinweisen könnten, sollte schnell der Arzt gerufen werden.
aktualisiert am 16.11.2023