Krebserkrankungen spielen eine immer größere Rolle in der Medizin, auch aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung. Entscheidend für eine Prognose ist daher eine möglichst zuverlässige Diagnose. Zu dieser gehört in vielen Fällen die Lymphknotenbiopsie.
Eine Lymphknotenbiopsie wird durchgeführt, um eine verdächtige Lymphknotenvergrößerung abzuklären oder um bei einem bekannten bösartigen Tumor zu schauen, ob dieser bereits gestreut hat. Die Biopsie ermöglicht Aussagen über die Art des Krebses, in welchem Organ der Ursprungstumor sich gebildet hat und wie weit er schon fortgeschritten ist. Der Lymphknotenstatus ist damit ein äußerst wichtiger Faktor, um eine Prognose zu erstellen und über die weitere Therapie zu entscheiden.
Zudem kommt man mit Hilfe einer Lymphknotenbiopsie auch verschiedenen Infektionskrankheiten auf die Spur.
Lymphknoten sind die Filteranlage des Körpers, die alles abfängt, was in den Lymphbahnen definitiv nichts zu suchen hat. Dazu gehören auch Krebszellen, die gemeinsam mit der Lymphe abgewandert sind. Im menschlichen Körper befindet sich eine Vielzahl an Lymphknoten an verschiedensten Stellen, schätzungsweise hat jeder Mensch 600 Lymphknoten.
Bei einer Biopsie handelt es sich um die Gewinnung einer Gewebeprobe. Meist wird ein gesamter Lymphknoten entnommen. An der Probe erfolgt eine mikroskopische Untersuchung, um eine krankhafte Veränderung des entnommenen Lymphknotens festzustellen oder um diese auszuschließen.
Eine Lymphknotenbiopsie wird einerseits durchgeführt, um abzuklären, warum ein Lymphknoten sich vergrößert hat. Stellt der behandelnde Arzt zum Beispiel während einer Routineuntersuchung beim Abtasten oder beim Röntgen eine auffällige Gewebeveränderung wie einen vergrößerten Lymphknoten fest, wird er ohne eine weitergehende Untersuchung nicht ergründen können, was wirklich dahintersteckt, zum Beispiel eine Infektion oder tatsächlich eine Krebserkrankung. Die Biopsie ist besonders dann wichtig, wenn eine Lymphknotenschwellung über Wochen bestehen bleibt oder Begleitsymptome auftreten, die ein Hinweis auf eine Tumorerkrankung sein können.
Ist ein Primärtumor (Ursprungstumor) bereits bekannt, wird bei einer Biopsie festgestellt, ob dieser begonnen hat zu streuen. Die Lymphknotenbiopsie ist hier aussagekräftig, um zu bestimmen, in welchem Stadium sich die Tumorerkrankung befindet (Staging). Lymphknotenmetastasen schränken die Prognose oft ganz erheblich ein und erfordern andere Therapiemethoden als Tumore, die nicht gestreut haben. Insbesondere ist der Wächterlymphknoten oder Sentinel-Lymphknoten (engl. Sentinel Lymph Node) von Bedeutung. Hierbei handelt es sich um den Lymphknoten, zu dem die Lymphe aus einem Tumorgebiet als erstes abfließt.
Wird ein Lymphknoten biopsiert, kann der behandelnde Arzt genau erkennen, um welche Zellart es sich handelt. So lässt sich in den meisten Fällen feststellen, aus welchem Organ diese entarteten Zellen stammen.
Früher war es üblich, die Lymphknoten komplett aus dem betroffenen Gebiet zu entfernen, was allerdings mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden war. Ist der Wächterlymphknoten frei von Metastasten, reicht es häufig aus, nur den Primärtumor operativ zu beseitigen und das Gebiet einer Nachbehandlung zu unterziehen. Werden allerdings Metastasen im Sentinel-Lymphknoten gefunden, ist es ratsam, auch die anderen benachbarten Lymphknoten zu entfernen.
Eine Lymphknotenbiopsie des Wächterlymphknotens ist eine relativ aussagekräftige Methode zur Krebserkennung. Mit Hilfe des entnommenen Lymphknotens kann in der Regel auch herausgefunden werden, wo der Ursprungstumor eigentlich sitzt.
Allerdings ist eine gewisse Vorsicht geboten. Handelt es sich um einen großen Tumor oder hat er mehrere Herde, wird der behandelnde Arzt zur Sicherheit noch zehn weitere Lymphknoten entfernen, die in unmittelbarer Nachbarschaft liegen. Eine Lymphknotenbiopsie hilft also eine Aussage über die Prognose des Patienten zu treffen. Außerdem kann mit ihrer Hilfe die am besten geeignete Therapie festgelegt werden.
Ist der Sentinel-Lymphknoten tumorfrei, heißt das leider nicht automatisch, dass es die anderen Lymphknoten auch sind (in den meisten Fällen ist das zwar so, aber auch hier gibt es die berühmten Ausnahmen) oder dass keine Metastasen in anderen Bereichen beziehungsweise Organen bestehen.
Ob ein Krebs überhaupt streut und Metastasen bildet, kommt auch ganz darauf an, wie aggressiv dieser ist. Ein Sarkom („Weichteilkrebs“) streut zum Beispiel eher selten, während ein Karzinom wesentlich eher Metastasen bildet (besonders die aggressiven Formen wie der kleinzellige Lungenkrebs oder der schwarze Hautkrebs).
Werden Metastasen entdeckt, stehen die Heilungschancen schlechter, die Prognosen werden erheblich eingeschränkt. Zudem muss die Therapie entsprechend angepasst werden, wenn der Krebs bereits gestreut hat.
Mit Hilfe einer Lymphknotenbiopsie können ebenfalls maligne Lymphome festgestellt werden. Lymphome sind eine spezielle Art von Tumoren, die aus dem Lymphsystem stammen. Lymphome machen sich meist durch vergrößerte Lymphknoten, ein allgemeines Krankheitsgefühl und unter Umständen auch durch eine Neigung zu Infekten bemerkbar.
Da es mehrere Arten von Lymphomen gibt, sind auch die Therapien unterschiedlich. Maligne Lymphome bilden sich aus lymphatischen Zellen, die sich in verschiedenen Organen des Körpers befinden können. Sie können sich im Körper verteilen. Metastasen gehen hingegen von einem bösartigen Tumor aus, der sich als zusammenhängendes Gewebe an einer anderen Stelle befindet.
aktualisiert am 17.02.2023