Die Lymphangitis ist eine Entzündung des Lymphsystems, besonders der Lymphgefäße. Zu einer Entzündung der Lymphgefäße kommt es, wenn Krankheitserreger (meist Bakterien) über infizierte Wunden in die Lymphgefäße eindringen und sich bis zum nächstgelegenen Lymphknoten ausbreiten. Die Lymphangitis kann jedoch neben Infektionen mit Krankheitserregern auch andere Ursachen haben.
Das Lymphsystem setzt sich aus verschiedenen Organen, Lymphgefäßen, lymphatischen Zellen und Lymphknoten zusammen. Es ist Teil des Immunsystems und schützt den Körper vor Krankheitserregern. Hauptaufgabe ist der Abtransport von Stoffwechselprodukten, Bakterien, Fetten und Proteinen mit der Lymphe, einer weißlichen Flüssigkeit, die durch die Lymphgefäße fließt. In den Lymphknoten werden diese Stoffe aus der Lymphe gefiltert und unschädlich gemacht. Die Lymphgefäße münden letztendlich in den Blutkreislauf.
Eine Lymphangitis entsteht meist, wenn Bakterien, Viren oder Pilze durch eine Hautwunde oder von einer bestehenden Infektion im Körper in die Lymphgefäße eindringen. Häufigste Erreger sind Bakterien und hier vor allem Streptokokken (beta-hämolysierende A-Streptokokken) oder etwas seltener Staphylokokken.
Eine Lymphangitis kann bei jedem Menschen auftreten. Besonders gefährdet sind jedoch Personen mit folgenden Erkrankungen oder Umständen:
Katzenbisse oder Hundebisse gehen mit einem erhöhten Risiko der Lymphangitis einher: Die Zähne sind stark mit Bakterien besiedelt und diese werden mit dem Biss tief in das Gewebe gebracht.
Gärtner oder Landwirte können sich bei Verletzungen mit einem Bodenpilz infizieren (Sporotrichose).
Neben infektiösen Ursachen können auch nichtinfektiöse Gründe oder Erkrankungen zu einer Lymphangitis führen:
Bei vielen Betroffenen ist eine Wunde als Eintrittspforte für die Krankheitserreger auf der Haut noch zu erkennen. Andere haben eine entzündete Körperstelle, von der die Erkrankung ausgeht. Charakteristisches Zeichen einer Lymphangitis ist ein rötlicher Streifen von der Wunde zum nächstgelegenen Lymphknoten. Dieser kann schwach oder sehr deutlich ausgebildet sein. Schmerzen oder Juckreiz können bestehen, häufig ist der Bereich gerötet, geschwollen und berührungsempfindlich. Gelegentlich kommt es zur Blasenbildung.
Zu den weiteren möglichen Beschwerden aufgrund einer Lymphangitis gehören:
Die Haut über den betroffenen Lymphgefäßen kann sich entzünden mit Ausbildung von Hautgeschwüren oder von Abszessen (abgegrenzten Eiterhöhlen).
Es kann zu einer Ausweitung der Entzündung von den Lymphgefäßen in den Blutkreislauf und damit über den gesamten Körper kommen. Es entsteht eine Blutvergiftung (Sepsis) mit Schäden an verschiedenen Organen, was lebensbedrohlich werden kann.
Die Diagnose wird in der Regel anhand des typischen Krankheitsbildes und der Krankengeschichte gestellt. In einigen Fällen wird von der Wunde eine Probe genommen, um den Erreger der Erkrankung festzustellen. Dadurch kann bei bakterieller Erkrankung im sogenannten Resistenztest das geeignete Antibiotikum herausgefunden werden. Manchmal wird eine Blutuntersuchung eingeleitet, bei der Entzündungsanzeichen festgestellt werden können. Bei unkomplizierter Lymphangitis sind in der Regel keine weiteren Untersuchungen erforderlich.
Wenn eine schwere Erkrankung (Tumor, Immunschwäche, Diabetes mellitus) bei einem Patienten mit Lymphangitis besteht, dann sind genauere Untersuchungen notwendig. Wenn ein Mensch immer wieder an einer Lymphangitis erkrankt, werden ebenfalls weitere Untersuchungen durchgeführt, um eventuelle Grundkrankheiten aufdecken zu können.
Eine Lymphangitis sollte umgehend behandelt werden, um eine Ausbreitung der Entzündung zu vermeiden. Bei einer bakteriellen Entzündung (der häufigsten Ursache einer Lymphangitis) werden Antibiotika verordnet. Meist helfen gängige Antibiotika, nur bei Therapieversagen ist ein Resistenztest nach Identifizierung des Bakteriums notwendig, um ein spezielles, sicher wirksames Antibiotikum verabreichen zu können.
Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente können zusätzlich zum Einsatz kommen. Unterstützend helfen kühle Auflagen auf entzündeten Hautstellen. Sie fördern die Durchblutung und beschleunigen die Heilung. Desinfizierende Mittel können ebenfalls auf die Hautstellen gebracht werden. Wenn möglich, sollte der betroffene Bereich ruhig gestellt und hoch gelagert werden, damit wird die Ausbreitung der Entzündung erschwert und Schwellung und Schmerzen werden reduziert.
Selten sind operative Maßnahmen zur Behandlung notwendig (Abszess-Spaltung, Entfernung von Lymphknoten oder Geschwüren).
Wie lange die Erkrankung dauert, hängt von der Ursache und Schwere der Erkrankung ab. Wird die Lymphangitis umgehend behandelt, erholen sich die Patienten innerhalb einiger Wochen bis Monate vollständig.
Eine Gefahr besteht vor allem darin, dass sich die Lymphgefäßentzündung im Körper ausbreiten kann, wenn nicht rechtzeitig mit der Therapie begonnen wird. Die Folge kann eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) mit unsicherer Prognose sein. Diese Komplikation tritt allerdings selten auf.
Wenn folgende Symptome auffallen, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden:
Außerdem ist für eine erfolgreiche Heilung die ausreichend lange Therapie mit einem Antibiotikum notwendig. Wenn Patienten die Therapie vorzeitig abbrechen oder unterbrechen, kann es zu einem Wiederaufflammen der Entzündung kommen.
Gesundheit.gv.at – Lymphangitis: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/herz-kreislauf/lymphe/lymphangitis (online, letzter Abruf: 30.11.2019)
MSD Manual, A. Damian Dhar, MD, JD – Lymphangitis: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/hauterkrankungen/bakterielle-hautinfektionen/lymphangitis (online, letzter Abruf: 30.11.2019)
Deximed, Dr. med. Susanne Meinrenken – Lymphgefäßentzündung (Lymphangitis): https://deximed.de/home/b/blut/patienteninformationen/lymphsystem-erkankungen/lymphgefaessentzuendung/ (online, letzter Abruf: 30.11.2019)
Healthline, Natalie Phillips – Lymphangitis: https://www.healthline.com/health/lymphangitis (online, letzter Abruf: 30.11.2019)
aktualisiert am 02.12.2019