Bei einem Lungenödem sammelt sich Flüssigkeit in der Lunge, was die Atmung erschwert und im schlimmsten Fall zum Atemstillstand führen kann. Die häufigste Ursache ist eine Herzschwäche (kardiales Lungenödem). Doch es gibt auch andere (nicht-kardiale) Ursachen, die zu einem Lungenödem führen können, wie zum Beispiel Giftstoffe (toxisches Lungenödem).
Niereninsuffizienz (Nierenfunktionsschwäche), verschiedene Krebserkrankungen und Leberzirrhose können eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge auslösen, ebenso wie eine allergische Reaktion oder der Aufenthalt in hohen Höhenlagen. Ein weiterer Auslöser für ein Lungenödem können Gift- oder Reizstoffe sein. Man spricht dann von einem toxischen Lungenödem.
Das Einatmen von Reizgasen ist in vielen Fällen verantwortlich für das toxische Lungenödem. Solche Gase können vor allem am Arbeitsplatz (beispielsweise Industrie, Landwirtschaft), aber auch im Haushalt vorkommen oder als Kampf- oder Reizgas eingesetzt werden. Zu diesen Gasen gehören:
Das Einatmen von Rauch oder von Magenflüssigkeit kann ebenfalls zu einem toxischen Lungenödem führen. Ein toxisches Lungenödem kann jedoch auch durch Giftstoffe, die über den Blutweg in die Lungen gelangen, ausgelöst werden. Hierzu zählen Medikamente wie Mittel zur Chemotherapie oder Venlafaxin (ein Antidepressivum). Drogen wie Heroin sind ebenfalls als Ursache möglich.
Durch die Einwirkung der jeweiligen giftigen Stoffe können die Wände der Lungenkapillaren (feinen Blutgefäße) und der Lungenbläschen (Alveolen) so geschädigt werden, dass Flüssigkeit in die Lunge eindringen kann.
Nitrose-Gase kommen nicht nur in Abgasen, sondern vor allem in Futtermittelsilos vor. Eine Vergiftung mit diesen Gasen kann die Folge der sogenannten Silofüllerkrankheit sein, von der vor allem Bauern betroffen sind. Aus der Oberfläche der Silage lagern sich stickstoffdioxidhaltige Dämpfe an, die dazu führen, dass sich auch noch Stunden nach dem Kontakt Flüssigkeit in der Lunge sammelt.
Während Gase wie Chlor oder Ammoniak sofort nach dem Einatmen Beschwerden auslösen, sind manche Gase schwer löslich. Frühe Warnzeichen wie Augen- oder Schleimhautreizungen, Kopfschmerzen, Husten oder Schwindel können daher fehlen, während das Gas tief in die Lunge gelangt. Dies ist zum Beispiel bei Nitrose-Gasen der Fall. Nach dem Einatmen können bis zu 24 Stunden vergehen, bis der Betroffene typische Anzeichen eines Lungenödems verspürt.
Bei einem toxischen Lungenödem kommt es zu Atembeschwerden, zum Aushusten von Schaum und infolge des Sauerstoffmangels im Blut zu einer blauroten Verfärbung der Lippen. Nach dem Einatmen des Gases muss der Patient sofort ins Krankenhaus gebracht werden, wo er intensivmedizinisch betreut und überwacht wird. Bereits bevor sich ein Lungenödem durch Symptome zeigt, lassen sich mitunter auf dem Röntgenbild der Lunge Hinweise in Form von Schatten erkennen.
Ein toxisches Lungenödem ist lebensgefährlich und muss sofort notärztlich versorgt werden. Ansonsten kann ein akutes Lungenversagen (ARDS) drohen. ARDS endet selbst bei frühzeitigem Eingreifen in der Hälfte aller Fälle tödlich. Gegen das toxische Lungenödem werden Glukokortikoide (Cortison) als Medikamente zum Einatmen gegeben oder intravenös gespritzt. Das sind entzündungshemmende Medikamente wie Prednisolon und Dexamethason.
Wird der Patient zeitnah medizinisch versorgt, kann er sich von dem toxischen Lungenödem vollständig wieder erholen. Dies ist abhängig von der Schwere der Vergiftung. In schweren Fällen kann die Lungenfunktion auch Jahre nach dem Kontakt mit dem Gas noch beeinträchtigt sein.
Techniker Krankenkasse: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/herz-kreislauf-erkrankungen/was-ist-ein-lungenoedem-2015822 (online, letzter Abruf: 12.08.2019)
Amboss: https://www.amboss.com/de/wissen/Erkrankungen_durch_Einwirkung_reizender_Gase
(online, letzter Abruf: 12.08.2019)
MSD Manuals: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/lungen-und-atemwegserkrankungen/umweltbedingte-lungenerkrankungen/kontakt-mit-gasen-und-chemikalien (online, letzter Abruf: 12.08.2019)
Web MD: https://www.webmd.com/lung/ards-acute-respiratory-distress-syndrome#1 (online, letzter Abruf: 12.08.2019)
Fath, R. Pneumo News (Ausgabe 03/2019): https://doi.org/10.1007/s15033-019-1200-3
aktualisiert am 13.08.2019