Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe „Lungenembolie“ und „Lungeninfarkt“ häufig synonym gebracht. Dies ist medizinisch nicht korrekt, da es sich um zwei unterschiedliche Vorgänge handelt. Daher wird im ärztlichen Sprachgebrauch streng zwischen Embolie und Infarkt unterschieden.
Ein Lungeninfarkt ist häufig die Folge einer Lungenembolie. Dies ist aber längst nicht bei jeder Embolie der Fall. Bei der Diagnose einer Embolie ist zu klären, ob auch gleichzeitig ein Infarkt vorliegt.
Bei einer Lungenembolie wird eine Lungenarterie verstopft. Dies geschieht in den meisten Fällen durch ein Gerinnsel, welches aus den Bein- oder den tiefen Beckenvenen stammt. Aber auch andere Ursachen wie zum Beispiel eine Fruchtwasserembolie bei einer Schwangerschaft oder ein Tumor kommen in Frage. Bei Knochenbrüchen können sogenannte Fettembolien auftreten.
Der Ausdruck Infarkt bedeutet allgemein, dass das Gewebe hinter betroffenen Gefäßen nicht mehr ausreichend versorgt wird und abzusterben beginnt. Dies kommt so auch in der Lunge vor.
In der rechten Herzkammer kommt das sauerstoff-arme Blut aus dem Körperkreislauf an. Dieses wird von dort über die Lungenarterien in die Lunge gepumpt, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Von der Lunge fließt das nun sauerstoff-reiche Blut zurück zum Herzen, diesmal in die linke Herzkammer. Diese pumpt es dann weiter in den großen Kreislauf, um die Organe mit Sauerstoff zu versorgen.
Auch das Lungengewebe muss mit sauerstoff-reichem Blut versorgt werden. Hierzu gibt es die Bronchialarterien, die sogenannten „Vasa privata“, die „privaten Gefäße“ der Lunge. Diese entspringen aus dem linken Teil des Herzens, führen also sauerstoff-reiches Blut. Über diese Gefäße wird das Gewebe der Lunge mit Sauerstoff versorgt.
Normalerweise ist die Versorgung des Lungengewebes durch die Bronchialarterien sichergestellt, die in aller Regel nicht von der Embolie betroffen sind, da sie (anders als die Lungenarterien) aus dem linken Teil des Herzens kommen. Kommt es bei einer Lungenembolie zu einem erhöhten Druck infolge des Rückstaus in die rechte Herzkammer, kann dies allerdings dazu führen, dass die Versorgungsgefäße der Lunge nicht mehr in der Lage sind, diese ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. In diesem Fall spricht man von einem Lungeninfarkt, der schnellstmöglich behoben werden sollte, da sonst Schäden im Gewebe der Lunge bestehen bleiben können.
Da die Bronchialarterien Blut aus der linken Herzkammer mit sich führen, sind sie bei einer Lungenembolie nicht primär betroffen. Eine Lungenembolie führt also nicht automatisch zu einem Lungeninfarkt.
Wird ein Organ nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, kann es das nur für einen sehr begrenzten Zeitraum kompensieren. Andernfalls stellt das Gewebe seine Funktion ein und stirbt ab. Bei einem Lungeninfarkt kommt es zu einer Mangelversorgung, da die Bronchialarterien die Lunge nicht mehr ausreichend versorgen. In Folge dessen stirbt das Lungengewebe im Versorgungsbereich der betroffenen Arterie ab. Je nachdem, wie groß das betroffene Areal ist, sind die Auswirkungen unterschiedlich schwerwiegend.
Bei einem Lungeninfarkt kommt es üblicherweise zu einer Einblutung in die Lunge. Das kann sich durch blutigen Auswurf bemerkbar machen. Betroffene bekommen Schmerzen in der Lunge, einen erhöhten Puls und Atemschwierigkeiten. Eine weitere häufige Folge des Lungeninfarkts ist eine Lungenentzündung (Infarktpneumonie). Unbehandelt kann ein Lungeninfarkt zum Tod des Patienten führen.
aktualisiert am 30.09.2016