Bei weitem die häufigste Ursache für eine Lungenembolie ist eine Thrombose der tiefen Bein- und Beckenvenen. Durch eine eingeschränkte Funktion der Venenklappen und eine Schwäche der Wände der Venen kann es hier zu einem Rückstau von Blut kommen. Das wiederum führt zur Bildung von Gerinnseln. Wenn diese Gerinnsel sich von der Wand der Vene lösen und in den Blutkreislauf gelangen, werden sie gemeinsam mit dem venösen Blut über die rechte Herzkammer in den Kreislauf der Lunge transportiert, wo sie zu einer Verstopfung von Gefäßen und somit zur Embolie führen. Abgesehen davon kann eine Lungenembolie auch aufgrund anderer Ursachen entstehen.
Eine zwar seltene, aber sehr gefürchtete Komplikation bei einer Geburt ist die Fruchtwasserembolie. Hierbei dringt Fruchtwasser in den mütterlichen Kreislauf ein. Das kann unter anderem zu einer Lungenembolie, aber auch zu einer Verlegung (Embolie) der Gefäße anderer Organe führen. Die Fruchtwasserembolie geht mit einer hohen Sterblichkeit von Müttern und Kindern einher und muss daher umgehend behandelt werden.
Die genauen Ursachen der Fruchtwasserembolie sind noch nicht geklärt. Der größte Teil der Fruchtwasserembolien tritt während einer vaginalen Geburt auf. Aber auch nach einer Geburt oder während eines Kaiserschnittes kann es zu einer Fruchtwasserembolie kommen. Die Therapie erfolgt symptomatisch: In den meisten Fällen ist eine Beatmung erforderlich, bei der erschwerend hinzukommt, dass das Herz nicht zusätzlich durch den Beatmungsdruck übermäßig belastet werden sollte.
Bei Brüchen der großen Röhrenknochen kann Knochenmark und Fett austreten und durch Verletzungen der Gefäße in den Blutkreislauf gelangen. Ein Thrombus (Pfropfen) aus Fett kann dann, genau wie bei der typischen Lungenembolie durch Beinthrombosen, die Blutgefäße des Lungenkreislaufes verschließen und somit zu einer Embolie führen. Ebenso wie bei der „normalen“ Embolie besteht auch bei der Fettembolie die große Gefahr eines Herzversagens, da durch den verringerten Blutfluss durch den Lungenkreislauf ein deutlich erhöhter Druck auf den rechten Teil des Herzens herrscht.
Bei fehlerhaft durchgeführten Injektionen oder anderen Eingriffen in das Gefäßsystem kann Luft in die Gefäße gelangen. Diese führt zu einer gefährlichen Luftembolie. Auch andere Gase, zum Beispiel CO2 bei einer Bauchspiegelung, können versehentlich in den Blutkreislauf gelangen eine Luftembolie verursachen.
Ragt ein Tumor in das Gefäßsystem hinein, was bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen häufig der Fall ist, besteht die Möglichkeit, dass sich Teile des Tumors ablösen und mit dem Blut weggespült werden. So gelangen sie, genau wie Blutgerinnsel bei einer Thrombose, über die rechte Herzkammer und lösen eine Verstopfung der Lungengefäße aus.
Lungenembolien mit ungeklärter Ursache sind selten. In den meisten Fällen liegt eine Vorerkrankung vor, so dass schnell auf die wahrscheinlichste Ursache geschlossen werden kann. Bei akuten Verletzungen oder nach Operationen ist der Grund für die Lungenembolie meist klar. Kommt es zu einer unerwarteten Lungenembolie ohne erkennbare Ursache, so sollte der Patient im Anschluss an die Akutbehandlung gründlich auf mögliche Ursachen untersucht werden. Es könnten zum Beispiel ein unerkanntes Gefäßleiden oder Probleme im Gefäßsystem ursächlich sein, was behandelt werden sollte.
aktualisiert am 26.05.2020