Trommelfellperforationen oder -rupturen (Risse) können durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkungen entstehen. An einer direkten Verletzung des Trommelfells ist meist das Wattestäbchen schuld, das eigentlich das Ohr reinigen sollte, aber zu tief in den Gehörgang eingeführt wurde. Eine indirekte Verletzung kann durch eine Druckveränderung entstehen, zum Beispiel beim Tauchen. Da gerade Taucher auf ein intaktes Trommelfell angewiesen sind, stellt sich bei einem Patienten, der sich diesem Sport intensiv widmet, oft die bange Frage: Wie schnell darf ich wieder tauchen und darf ich überhaupt wieder tauchen? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt auf die Schwere der Verletzung an. Mit einer frischen Ruptur oder Perforation besteht zunächst absolutes Tauchverbot.
Bei einem direkten Trauma wurde meist ein Fremdkörper unsachgemäß in den Gehörgang eingeführt. Ein indirektes Trauma des Trommelfells entsteht, wenn sich der Luftdruck plötzlich verändert, zum Beispiel durch einen Schlag auf das Ohr oder durch zu schnelles Ab- oder Auftauchen. Gerade Anfänger neigen dazu, nicht auf einen ausreichenden Druckausgleich zu achten.
Ist der Trommelfellriss durch falsches Auf- bzw. Abtauchen entstanden, handelt es sich um ein Barotrauma des Mittelohrs. Ein Barotrauma geht jedoch nicht immer mit einer Perforation des Trommelfells einher. Die Symptome sind plötzlich einsetzender stechender Schmerz, Drehschwindel, Hörverlust, eventuell auch ein Tinnitus. Zudem kann es zu Blutungen aus dem Gehörgang kommen. Entsteht der Riss aufgrund mangelnden Druckausgleichs, ist es möglich, dass die Luft mit einem Zischen aus dem Ohr entweicht.
Im Mittelohr befindet sich unser Gleichgewichtssinn. Kann Wasser von außen eindringen (eben durch eine Trommelfellperforation oder einen -riss), wird das Gleichgewichtsorgan einseitig stimuliert. Die Folge sind Übelkeit, Erbrechen, Drehschwindel, aber auch Orientierungslosigkeit. Im schlimmsten Fall endet diese Verletzung bei Tauchern tödlich.
Zunächst ist es wichtig, dass der betroffene Patient umgehend einen Arzt aufsucht. Dieser wird zunächst anhand eines Anamesegesprächs feststellen, wie es zu der Verletzung kam. Danach folgt die Untersuchung, nach der entschieden wird, ob ein operativer Eingriff notwendig ist.
Ist das Loch im Trommelfell klein, ist kein operativer Eingriff erforderlich und ist „nur“ eine Blutung entstanden, kann der Patient oftmals nach ein bis zwei Wochen wieder dem Tauchsport nachgehen. Ist ein operativer Eingriff notwendig, muss mit einem Tauchverbot von mindestens sechs Wochen, oft auch länger, gerechnet werden.
Auch hier gilt: Bevor sich der Patient wieder ins Wasser wagt, sollte eine ärztliche Kontrolle erfolgen. Grundsätzlich sollte eine solche Untersuchung nur durch einen HNO-Arzt durchgeführt werden, der eine spezielle Ausbildung hat und beurteilen kann, ob das Trommelfell schon so weit wieder intakt ist, um keine dauerhafte Schädigung zu riskieren.
Taucht der betroffene Patient ohne Rückmeldung des behandelnden Arztes, besteht die Gefahr, dass das Trommelfell irreparabel geschädigt wird.
aktualisiert am 22.08.2019