Eine Trommelfellperforation ist ein Riss oder ein Loch des Trommelfells. Das Trommelfell ist eine dünne Membran, die sich am Ende des Gehörgangs befindet. Wenn Schallwellen in das Ohr eindringen, vibriert diese Membran. Sie überträgt die Vibration auf die Knochen des Mittelohrs. Ist das Trommelfell beschädigt, dann kann das Gehör darunter leiden. Ein Loch im Trommelfell wird durch Verletzungen und Mittelohrentzündungen ausgelöst. Wenn sich der Riss nicht von alleine schließt, kann eine Operation notwendig werden.
Beim Hören werden die Schallwellen vom Trommelfell erfasst und durch die drei Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel in Richtung Innenohr weitergeleitet. Ein Loch im Trommelfell führt zu einem schlechteren Hören und ist entweder durch eine Verletzung oder eine Entzündung bedingt. Ursachen eines Trommelfellrisses sind:
Bei Kindern ist meistens eine Mittelohrentzündung der Grund dafür, dass das Trommelfell nicht mehr intakt ist. Verletzungen können auf direktem Wege (häufig durch unachtsames Einführen eines Wattestäbchens in den Gehörgang) oder auf indirektem Wege (durch einen Schlag auf das Ohr) passieren.
Ebenfalls kann manchmal ein sehr lauter Knall oder eine Explosion einen Riss des Trommelfells hervorrufen (Barotrauma). Wenn eine Erkältung besteht, kann sogar auf Flugreisen das Trommelfell durch die Druckunterschiede in Mitleidenschaft gezogen werden. Aktivitäten, die ein Barotrauma verursachen können, sind:
Das Hauptsymptom einer Trommelfellrisses sind Schmerzen. Vor allem bei verletzungsbedingtem Trommelfellriss können starke Schmerzen bestehen. Durch die Beschädigung des Trommelfells kommt es auch zu (Mittelohr-)Schwerhörigkeit unterschiedlichen Ausmaßes. Es kann insbesondere bei einer entzündlichen Ursache Ausfluss bestehen. Wässrige, blutige oder eitrige Flüssigkeiten können aus dem betroffenen Ohr abfließen. Ein Riss, der sich durch eine Mittelohrentzündung verursacht wird, verursacht in der Regel Blutungen. Platzt das Trommelfell infolge einer akuten Mittelohrentzündung kann der vorher vorhandene Schmerz nachlassen. Das lässt sich mit einem Abszess vergleichen, der entleert wird.
Allgemein stellen Trommelfelldefekte eine Eintrittspforte für Krankheitserreger dar, so dass es auch nach dem Riss zu einer Mittelohrentzündung kommen kann. Zellen aus dem äußeren Gehörgang können bei Löchern im Außenbereich des Trommelfells in das Mittelohr vorwandern und dort eine chronische Vereiterung des Knochens bedingen. Besonders wenn Wasser über das defekte Trommelfell in das Ohr eindringt, kann es zu Schwindel kommen. Ebenso beschreiben einige Patienten, dass Tinnitus auftritt, ein ständiges Summen oder Klingeln im Ohr.
Zur Diagnose eines Trommelfellrisses stehen dem HNO-Arzt zwei Untersuchungsmethoden zur Verfügung:
Natürlich wird der Arzt zunächst den Patieten befragen (Anamnese), um sich ein Bild von der Situation zu verschaffen.
Mit einem speziellen Instrumen (Otoskop) führt der HNO-Arzt eine Ohrenspiegelung durch. Diese Untersuchung reicht in der Regel schon aus, um einen Riss am Trommelfell zu erkennen.
Mit einem Hörtest, kann der Arzt feststellen, ob ein Hörverlust vorliegt. Durch spezielle Tests kann die Art der Schwerhörigkeit ermittelt werden.
Weitere Ursachen von Schwerhörigkeit müssen von einem Trommelfellloch unterschieden werden. Dazu gehören ein Hörsturz (Innenohrschwerhörigkeit), Probleme in der Schallleitung innerhalb der Gehörknöchelchenkette sowie auch eine Verstopfung des Gehörgangs mit Ohrenschmalz.
Über 95 Prozent aller Risse oder Löcher des Trommelfells heilen in wenigen Tagen bis Wochen von selbst und müssen nicht behandelt werden. Wichtig ist, das Ohr absolut trocken zu halten. Beim Haarewaschen sollte kein Wasser in das Ohr dringen können. Dafür kann ein Ohrverband angelegt werden. Dringt Wasser in der Ohr ein, dann kann eine Infektion ausgelöst werden. Zudem kann Schwindel auftreten.
Um einer Entzündung vorzubeugen, verschreibt der HNO-Arzt antibiotische Ohrentropfen. In seltenen Fällen heilt die Verletzung nicht von selbst. Nur in diesen Fällen ist eine Operation notwendig.
Bei Mittelohrentzündungen mit Trommelfellperforation werden abschwellende Nasen- und Ohrentropfen sowie Antibiotika in Tablettenform gegeben.
Das Trommelfell wächst nicht von alleine wieder zusammen. Ein operativer Eingriff ist daher bei einem Trommelfellloch erforderlich, um einen Hörverlust wieder rückgängig zu machen oder auch einen Ohrfluss aufzuhalten. Ebenfalls ist die Operation zur Verhinderung weiterer negativer Auswirkungen sinnvoll.
Die Operation wird oft in örtlicher Betäubung, bei Kindern meist in Vollnarkose durchgeführt.
Bei der Tympanoplastik Typ I oder Myringoplastik wird die Gehörgangshaut zunächst eingeschnitten. Zusammen mit dem Trommelfell wird die Gehörgangshaut anschließend zur Seite geplappt. Das ganze findet unter dem Mikroskop statt. Der HNO-Arzt hat dadurch einen sehr guten Blick auf das Mittelohr und die Gehörknöchelchenkette. Der Trommelfelldefekt wird durch umliegendes Gewebe aufgefüllt (winziges Transplantat). Dies können beispielsweise Anteile von Muskelhülle, Knorpel oder Knorpelhülle sein. Anschließend werden Gehörgangshaut und Trommelfell wieder zurückgeklappt.
Im Anschluss an die Maßnahmen wird eine Tamponade eingelegt. Diese kann nach zwei bis drei Wochen wieder entfernt werden.
Selten können unerwartete Befunde oder Komplikationen eine Erweiterung oder Abänderung der Operationsmethode bedingen.
Nach der Operation darf auf keinen Fall Wasser in den Gehörgang gelangen. Drei Wochen lang müssen die Ohren beim Baden oer Duschen abgedeckt und geschützt werden. Ob das Trommelfell verschlossen ist, kann man erst bei einer Nachuntersuchung feststellen.
Ärzte der Universitätsklinik in Montreal haben ein neuartiges Verfahren entwickelt. Das Verfahren kann unter lokaler Betäubung eingesetzt werden und lässt das Trommelfell innerhalb von 20 Minuten verschließen. Dabei wird körpereigenes Fett und Hyaluronsäure verwendetm, um den Trommelfellriss zu verschließen. Das benötigte Fett wird hinter dem Ohr des Patienten entnommen und an den Trommelfellriss gebracht. Mit der Hyaluronsäure wird das Transplantat verschlossen.
Im Vergleich zur herkömmlichen Methode der Myringoplastik sind die Ergebnisse laut der Studie vergleichbar gut. Der Vorteil der Methode ist vor allem die kurze Behandlungsdauer.
Schwindelgefühl, Ohrensausen und Auslauf aus dem Ohr sind in aller Regel nicht dauerhaft. Strukturen im Operationsbereich können bei dem Eingriff beschädigt werden. Dadurch kann es unter anderem zu einer Hörverschlechterung bis hin zur Taubheit kommen. Verletzungen von Nerven wie dem Geschmacksnerv oder äußerst selten dem Gesichtsnerv können zu Lähmungen oder anderen Ausfallerscheinungen führen. Das Loch im Trommelfell kann größer werden, ein weiteres Loch kann verursacht werden oder das eingefügte Gewebe kann abgestoßen werden. Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse können auftreten. Infektionen sind möglich. Wundheilungsstörungen und Narbenbildung können nicht ausgeschlossen werden.
Schon durch konservative Maßnahmen kann in vielen Fällen eine Abheilung erreicht werden. Gelingt dies nicht, können durch die Operation die Trommelfelldefekte in aller Regel verschlossen werden. Selten ist dies durch Komplikationen jedoch nicht erfolgreich, oder es entsteht später ein neues Trommelfellloch.
Oftmals müssen Arzneimittel, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®, abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Rücksprache mit dem Arzt.
Bei der Operation darf, sofern sie in örtlicher Betäubung erfolgt, 4 Stunden vorher nichts mehr gegessen und nicht mehr geraucht werden, und 2 Stunden vorher nichts mehr getrunken werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er aufgrund der teils noch bestehenden Medikamentenwirkung für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Bis die Tamponade gezogen wird, sollte zu starke körperliche Betätigung unterlassen werden. Wasser darf drei Wochen nach der Operation nicht an das jeweilige Ohr gelangen. Ob eine Flugreise gefahrlos unternommen werden kann, muss mit dem Arzt abgesprochen werden.
Ergeben sich Auffälligkeiten, die Zeichen von Komplikationen sein können, so sollte möglichst rasch der Arzt kontaktiert werden. Leichter bräunlicher Ausfluss kann jedoch auftreten und ist in aller Regel harmlos.
aktualisiert am 13.12.2019