Bei vielen Patienten mit belastungsabhängigen Herzschmerzen liegt eine Verengung einer oder mehrerer Herzkranzarterien vor, die Durchblutungsstörungen des Herzmuskels verursacht. Bei der Ballonkatheterdilatation werden die Verengungen mit einem kleinen Ballon erweitert. Oft wird anschließend eine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt, um die Gefäßwand in der neuen erweiterten Position zu halten.
Durch die Dehnung entstehen kleine Verletzungen in der Gefäßwand. Wenn diese abheilen, kommt es manchmal zu überschießendem Wachstum der Wandzellen und des Bindegewebes. Dabei kann das Gefäß sich wieder verengen oder sogar verschließen. Wenn ein Patient zu diesem übererschießenden Zellwachstum neigt, muss der Stent erneuert und dabei das Wachstum der Gefäßwandzellen und Bindegewebszellen gehemmt werden.
Das ist mit z.B. einer speziellen Strahlenbehandlung möglich, der
endovaskulären ("im Blutgefäß") angewendeten
Strahlentherapie.
Die Behandlung wird von dem Kardiologen und einem Arzt für Strahlentherapie gemeinsam vorgenommen und von einem Medizinphysiker überwacht. Dabei wird ein besonderer Plastikkatheter von der Leistenschlagader aus bis in die Kranzarterien eingeführt. Eine kleine radioaktive Strahlenquelle wird im diesem Katheter bis in die verengte Stelle geschickt und verbleibt dort etwa 3-4 Minuten lang, bevor sie wieder entfernt wird. Die abgegebene Bestrahlung hat eine Eindringtiefe von nur 8 Millimetern. Sie ist nicht sicht- oder spürbar und hinterlässt keine Radioaktivität im Körper.
Dieses Verfahren hat sich als besonders wirksam erwiesen, wenn es bereits einmal zu einer Wiederverengung eines Herzkranzgefäßes trotz Stent gekommen ist (sogenannte in-stent-Restenosen). Wenn man sie wieder freimacht, kommt es in solchen Gefäßen bei mindestens 60 % der Behandlungen zu weiteren Verengungen. Die Strahlenbehandlung kann die Häufigkeit von neuen Verengungen im Behandlungsabschnitt auf unter 15 % senken.
Die allgemeinen Risiken dieses Eingriffs sind die gleichen wie bei anderen Herzkathetereingriffen (Gefäßverletzung, Blutung in die Leiste, Schlaganfall,
Embolie, Kontrastmittelunverträglichkeit, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt). Hinzu treten die speziellen Risiken einer Strahlenbehandlung: Verletzung oder Aufdehnung der Gefäße, Entzündungen, Rhythmusstörungen, Wiederverengung der behandelten Gefäße, Notwendigkeit einer Bypassoperation und sehr selten bösartige Tumoren und Tod. Weil die Bestrahlung räumlich auf das erkrankte Gefäßgebiet begrenzt ist und seine sehr geringe Eindringtiefe hat, schätzt man das Risiko für diese Komplikationen als sehr klein ein.
Die Strahlendosis für den Gesamtkörper entspricht etwa 1 % der Dosis aus einer Röntgenaufnahme der Lunge.
Autor:
Dr. Peter Köhler
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