Eine Stimmbandleukoplakie äußert sich in einem weißen Belag auf den Stimmlippenoberflächen, der scharf umrissen oder nur diffus begrenzt sein kann. Der Belag lässt sich nicht abwischen. In einem Teil der Fälle handelt es sich um eine vergleichsweise harmlose gesundheitliche Beeinträchtigung im Bereich der Stimmbänder. Bei einem anderen Teil der Patienten entwickelt sich jedoch aus einer Stimmbandleukoplakie eine bösartige Tumorerkrankung. Besonders häufig betroffen von einer Krebserkrankung im Bereich des Kehlkopfs sind männliche Patienten zwischen dem 55. und dem 65. Lebensjahr. Ob es sich bei einer Stimmbandleukoplakie um eine bösartige Wucherung, aus der sich ein Stimmbandkrebs entwickeln kann, handelt, ist äußerlich nicht zu entscheiden. Das betreffende Gewebe muss dazu gegebenenfalls entnommen und pathologisch untersucht werden.
Die Stimmbandleukoplakie gilt als typische Folgeerkrankung von übermäßigem Nikotin- und Alkoholkonsum. Aber auch der Rückfluss von Magensäure über die Speiseröhre bis zum Kehlkopf und den Stimmbändern wird als mögliche Ursache für die weißen Veränderungen auf den Stimmbändern und Stimmlippen betrachtet. Auch Patienten mit einer chronischen Kehlkopfentzündung haben ein erhöhtes Risiko für eine Stimmbandleukoplakie, aus der sich eine Krebserkrankung entwickeln kann.
Bei Betroffenen mit einer Stimmbandleukoplakie entwickelt sich eine Heiserkeit und mitunter das Gefühl von einem störenden Fremdkörper im Hals. Die Veränderung wird mithilfe einer Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie) vom Arzt festgestellt. Wer über mehrere Wochen andauernd heiser ist, sollte sich einem Arzt vorstellen.
Beim erstmaligen Auftreten einer Stimmbandleukoplakie kann eine Behandlung ohne OP (konservative Behandlung) ausreichend sein. Erfolgversprechend sind dabei neben Inhalationen auch entzündungshemmende Medikamente. Tritt keine unmittelbare Besserung innerhalb von Tagen auf, wird aufgrund der möglichen Entwicklung einer Krebserkrankung zumeist ein chirurgischer Eingriff durchgeführt. Dieser sogenannte stimmchirurgische Eingriff ist nicht ganz ohne Folgegefahren. Wird zu viel gesundes Gewebe von den Stimmbändern abgetragen, kann es zur dauerhaften Heiserkeit und dem weitgehenden Verlust der Stimme kommen.
Bildet sich die Leukoplakie im Rahmen der konservativen Therapie nicht zurück, muss im Rahmen einer Gewebeentnahme abgeklärt werden, ob es sich möglicherweise um eine bösartige Tumorerkrankung oder deren Vorstufe handelt. Fällt die Entscheidung zugunsten eines stimmchirurgischen Eingriffs, wird so behutsam wie möglich vorgegangen, um das gesunde Gewebe der Stimmlippen zu schonen. Je umfangreicher der Gewebeverlust an den Stimmlippen ist, desto größer ist die Gefahr der permanenten Beeinträchtigung der Stimme.
Eines der Verfahren, die mit Erfolg bei der Stimmbandleukoplakie angewandt werden, ist die sogenannte Hydrodissektion. Dabei wird über eine feine Kanüle eine Kochsalzlösung mit Blutungshemmer unter die Gewebeveränderungen injiziert. Durch dieses Flüssigkeitsdepot hebt sich das krankhafte Gewebe vom gesunden ab und kann mikrochirurgisch entfernt werden. Ist die leukoplakische Veränderung allerdings tiefer in das Gewebe der Stimmlippen eingewachsen, muss das Gewebe in größerem Umfang entfernt werden.
Nach der Entfernung der Leukoplakie von den Stimmbändern muss zunächst die Stimme für ein bis zwei Wochen gänzlich geschont werden. In diesem Zeitraum können die Wunden abheilen und sich neue schützende Gewebeschichten bilden. Wird den Stimmbändern nicht ausreichend Zeit zur Regenerierung gegeben, kann es zu Wundheilungsstörungen und zur Stimmbeeinträchtigung aufgrund von Vernarbungen kommen. Danach kann eine stimmtherapeutische Rehabilitations-Phase eingeleitet werden.
Gemäß eines Berichts der Deutschen Krebsgesellschaft verspricht die Lasertherapie bei der Behandlung einer Stimmlippen-Leukoplakie Erfolg. Demnach soll diese Therapieform bei etwa zwei Drittel der Patienten zu positiven Ergebnissen führen. Zeige sich allerdings nach den ersten Therapiesitzungen kein Behandlungserfolg, solle ein Wechsel der Behandlungsstrategie in Betracht gezogen werden. Neben einem chirurgischen Eingriff kommt eine Strahlentherapie infrage.
Nicht jeder weißliche Belag auf den Stimmbändern birgt die Gefahr einer Tumorerkrankung. Viele entzündliche Veränderungen im Bereich der Stimmlippen lassen sich sehr gut mit geeigneten entzündungshemmenden Medikamenten behandeln und bilden sich unter der Therapie vollständig zurück. Stellt sich bei der konservativen Therapie kein Behandlungserfolg ein, kann lediglich eine Gewebeuntersuchung Aufschluss über die Gefährlichkeit der Wucherung geben. Mögliche Behandlungsformen sind neben der operativen Entfernung die Bestrahlung und die Chemotherapie. Wird eine bösartige Wucherung nicht rechtzeitig erkannt und dementsprechend behandelt, droht die Ausbildung eines Kehlkopfkrebses mit möglichen schwerwiegenden Folgen.
Ist die umfangreiche Entfernung von Gewebe im Bereich der Stimmlippen notwendig, kann es in der Folge zu erheblichen Stimmstörungen kommen. Reicht eine stimmtherapeutische Behandlung zur Behebung der Störungen nicht aus, können weitere Operationen notwendig werden. Zur Verbesserung der Stimmqualität kann beispielsweise eine Stimmlippe mit körpereigenem Fett unterfüttert werden.
aktualisiert am 26.11.2023