Als Leukoplakie werden weiß verfärbte Bereiche an den Schleimhäuten des Mund- und Rachenraums sowie des Genitalbereichs und der Harnwege bezeichnet. Die weißen Areale können scharf umrissen oder nach außen hin diffus begrenzt sein. Punktartige Verfärbungen kommen ebenso vor wie flächige. Der Belag ist mitunter deutlich erhaben (verdickt). Charakteristisch für eine Leukoplakie ist, dass sich der weiße Belag nicht abwischen oder abstreifen lässt. Besonders häufig sind Leukoplakien im Bereich des Mundes und Rachens.
In den meisten Fällen heilt die Leukoplakie im Verlauf von Wochen oder Monaten spontan, ohne äußeres Zutun, wieder ab. Bei einem kleineren Teil kommt es jedoch zu Gewebeveränderungen, die sowohl gut- als auch bösartig sein können. Diese sogenannten Dysplasien durchlaufen mehrere Stadien und können die Vorstufe zu einer bösartigen Tumorerkrankung darstellen. Daher ist es wichtig, die Leukoplakie ärztlich untersuchen zu lassen und das Gewebe im Hinblick auf eine Dysplasie zu beurteilen.
In besonderem Maß von einer Leukoplakie betroffen sind Männer mittleren und höheren Alters. In Mitteleuropa soll die Erkrankungsrate bei Frauen etwa 0,7 und bei Männern um die 2,3 Prozent betragen. Ein Teil davon weist bereits eine Dysplasie auf. Als häufige Auslöser für die weißen Verfärbungen gelten chemische und mechanische Reizungen. Zähne, die durch eine Fehlstellung permanent scheuern, gelten ebenso als Auslöser für eine Leukoplakie wie schlecht sitzende Prothesen. Bei den chemischen Reizen stehen Nikotin und Tabak an oberster Stelle. Aber auch innere Erkrankungen und Erkrankungen der Haut können Leukoplakien nach sich ziehen. Eine weitere mögliche Ursache ist die Reaktion auf Medikamente. Schließlich führen auch Schleimhautwucherungen und Tumorerkrankungen zur Weißfärbung der Schleimhäute.
Eine Sonderform der Leukoplakie, die sogenannte Haarleukoplakie, ist eine häufige Folge einer HIV-Infektion. Sie tritt vorwiegend am Zungenrand und an der Zungenunterseite auf. Auch bakterielle Infektionen wie beispielsweise die Syphilis und Pilzinfektionen können zu einer leukoplakischen Veränderung führen.
In vielen Fällen handelt es sich bei einer Leukoplakie um einen weiß verfärbten, oberflächlichen Belag, der von selbst wieder verschwindet oder medikamentös behandelt werden kann. Im Rahmen einer etwa zehntägigen Medikamentengabe wird versucht, die entzündliche Reaktion des Gewebes zu unterbinden. Schlägt dieser Versuch fehl, werden chirurgische Behandlungsmethoden angewandt. In diesen Fällen kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um eine Leukoplakie mit Dysplasie handelt, aus der eine bösartige Krebserkrankung entstehen kann. Etwa in sechs Prozent aller leichteren Leukoplakien mit Dysplasie entwickelt sich aus den Gewebeveränderungen eine bösartige Tumorerkrankung. Ist das betroffene Gewebe bereits stark verändert, beträgt die Rate 20 Prozent. Aus diesen Zahlen geht die Dringlichkeit hervor, mit der die Ausprägung und Qualität der Gewebeveränderungen beurteilt werden muss.
Die einzige sichere Methode, um eine Dysplasie nachzuweisen oder auszuschließen, ist die Biopsie. Dabei wird aus dem veränderten Gewebe eine Probe entnommen und histologisch (feingeweblich) untersucht. Je nach Ausdehnung der Leukoplakie wird die weißliche Gewebeveränderung im Rahmen eines solchen Eingriffs häufig gleich komplett entfernt.
Handelt es sich um einen oberflächlichen Belag, ist die sogenannte Hydrodissektion ein besonders schonendes Verfahren zur Entfernung einer Leukoplakie. Dabei wird mithilfe einer Kanüle eine Kochsalzlösung unter das leukoplakische Areal injiziert. Der Belag wird dadurch angehoben und kann mikrochirurgisch entfernt werden, ohne das darunterliegende Schleimhautgewebe zu verletzen.
Reichen die leukoplakischen Veränderungen allerdings bis in tiefere Gewebeschichten und hat sich bereits eine Dysplasie entwickelt, muss der gesamte betroffene Gewebebereich entfernt werden. Eine Möglichkeit dazu ist die Lasertherapie. Sie gilt ebenso wie die Hydrodissektion als vergleichsweise schonend und wird in sensiblen Bereichen wie an den Stimmlippen eingesetzt. Durch die Lasertherapie kann das dysplastische Gewebe in vielen Fällen ohne chirurgischen Eingriff komplett entfernt und die Gefahr einer Krebserkrankung gebannt werden.
Ist es in der Vergangenheit bereits zu einer Leukoplakie gekommen, die medikamentös erfolgreich behandelt wurde, bedeutet das keinen „Freibrief“ beim erneuten Auftreten der Erkrankung. Bei jedem Wiederauftreten besteht die erneute Gefahr einer Dysplasie und in der Folge einer bösartigen Erkrankung. Aus diesem Grund muss im Rahmen einer erneuten Biopsie abgeklärt werden, ob eine Dysplasie vorliegt und in welchem Stadium sie sich befindet.
aktualisiert am 12.02.2018