Chronische Lebererkrankungen führen zu einem Umbau der Leber. Durch diesen Umbau erhöht sich der Druck im Pfortadersystem. Das Pfortadersystem ist Blutkreislauf aus vielen Venen. Das Blut aus dem Magen-Darm-Trakt und der Milz wird über diese Venen zur Pfortader (Vena portae) und anschließend zur Leber transportiert. Da die Leber nicht mehr richtig funktioniert, funktioniert auch dieser Blutkreislauf nicht mehr optimal. Die Folge ist eine Erhöhung des Blutdrucks innerhalb des Pfortaderkreislaufs. Im Bereich der Speiseröhre und des Magens können sich Krampfadern bilden (Ösophagusvarizen und Magenfundusvarizen). Kommt es zu einer Blutung, dann kann diese lebensbedrohlich sein. Aus diesem Grund werden Ösophagusvarizen in einigen Fällen behandelt, um eine lebensbedrohliche Blutung zu verhindern. Das Behandlung erfolgt im Rahmen einer Spiegelung (endoskopische Behandlung).
Über Mund und Rachen wird ein biegsames optisches Instrument (Endoskop) in die Speiseröhre oder bis zum Mageneingang vorgeschoben. Dies ist in der Regel nicht schmerzhaft, aber es kann gelegentlich unangenehm werden, vor allem dann, wenn eine Würgereiz auftritt. Dagegen hilft ein Beruhigungsmittel, mit dem der Rachen örtlich betäubt wird. In Ausnahmefällen wird der Eingriff in Narkose durchgeführt.
Es werden folgende Verfahren eingesetzt:
Abbinden (Gummiband-Ligatur): Die Krampfader wird über einen kleinen Zylinder an der Spitze des Endoskops angesaugt und anschließend mit einem Gummiring abgeschnürt. In nur einer Sitzung lassen sich mehrere Krampfadern so abbinden. Dieses Verfahren hat sich bewährt hat und wird am häufigsten eingesetzt.
Veröden (Sklerotherapie): Bei diesem Verfahren wird ein Verödungsmittel gezielt in die Krampfadern und ihre Umgebung gespritzt. Dies führt zu einer leichten Entzündung der Speiseröhrenwand. Diese heilt narbig ab. Dadurch werden die Krampfadern beseitigt. Bei akuten Blutungen im Magen, seltener in der Speiseröhre, kann statt eines Verödungsmittels auch ein Kleber aus Fibrin verwendet werden.
Alle Verfahren werden so oft durchgeführt bis alle Krampfadern verschwunden sind. Sie können auch in Kombination mit anderen Behandlungen (z.B. Ballon-Tamponade) eingesetzt werden.
In manchen Fällen kommen anstelle des endoskopischen Eingriffs andere Methoden (z.B. offene Operation) oder eine Kombination mit anderen Verfahren in Betracht. Hier trifft der Arzt die für den Patienten sinnvollste Entscheidung.
Komplikationen treten selten auf. Das liegt daran, dass der Arzt unter Sicht arbeiten kann. Obwohl die Speisröhre schon krankhaft verändert ist, sind (z.B. Engstellen) Verletzungen und eine Durchstoßung (Perforation) der Wand von Speiseröhre oder Magen, die eine Behandlung oder Nachoperation erfordern, sehr selten. Auch Verletzungen des Kehlkopfes, Zahnschädigungen sowie für Blutungen aus Magen-, Dünndarm- und Dickdarmkrampfadern oder Verschlüsse der Pfortader oder Darmvenen kommen als Folge der Behandlung sehr selten vor.
Stärkere Blutungen können auftreten. Durch eine Ballon-Tamponade kann die Blutung gestoppt werden. In selten Fällen ist eine Bluttransfusion erforderlich.
Nach der Behandlung treten für einige Tage Schmerzen hinter dem Brustbein auf. Sie können mit Schmerzmittel behandelt werden. Gelegentlich kommt es vor, dass Blut abgehustet wird. Auch mit Fieber muss gerechnet werden. Sehr selten sind Lungenentzündungen, die durch Einatmen von Mageninhalt vorkommen kommen. Ein Rippenfellerguss (Pleuraerguss) kann in sehr seltenen Fällen ebenfalls auftreten.
Nach der Verödung sind Entzündungen der Speiseröhrenwand möglich. Sie können zu großen Schleimhautgeschwüren führen und die Bildung unnatürlicher Verbindungsgänge (Fisteln) zwischen Speise- und Luftröhre mit Atembehinderung begünstigen. In sehr selten Fällen kann sich die Entzündung ausbreiten und den Mittelfellraum erfassen. Die Entzündung kann sich auch auf das Rippenfell oder den Herzbeutel ausweiten.
Äußerst selten kommt es zu einer allgemeinen Blutvergiftung (Sepsis) mit der Gefahr einer Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis).
Wenn Narbenstränge als Folge der Behandlung entstehen, dann können sie die Speiseröhre einengen und Schluckbeschwerden verursachen.
In etwa 10 Prozent der Fälle führt die Behandlung nicht zum Erfolg. Ist solchen Fällen ist eine offene Operation erforderlich. Ist die Behandlung erfolgreich verlaufen, dann können trotzdem erneut Krampfadern in der Speiseröhre auftreten (Rezidiv).
In der Regel müssen blutgerinnungshemmende Medikamente (z.B. Marcumar®, Aspirin®) vor der Behandlung abgesetzt werden, um die Blutungsgefahr zu verringern.
10 Stunden vor der Behandlungen dürfen Patienten nichts mehr essen und auch nicht mehr rauchen
bis 2 Stunden vor der Behandlung dürfen Patienten klare Flüssigkeit (Tee, Mineralwasser) trinken. In den letzten zwei Stunden darf auch nichts mehr getrunken werden.
Kontrollen nach der Behandlung sind sinnvoll. Empfohlen werden in der Regel alle sechs Monate Kontrollendoskopien.
aktualisiert am 18.11.2022