Eine Operation an der Leber kann bei Lebertumoren, aber auch bei Leberzysten (flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen) und Leber-Abszessen (abgekapselten eitrigen Entzündungen) erforderlich sein.
Die Leber ist ein unentbehrliches Stoffwechselorgan des Menschen. Neben vielen weiteren Funktionen dient sie der Bildung von Galle (die unter anderem die Fettverdauung ermöglicht), der Verwertung von Nährstoffen sowie der Ausscheidung von Giftstoffen. Die Leber befindet sich im Bauchraum rechts oben und wiegt beim gesunden Erwachsenen etwa 1,5 Kilogramm. Das Organ lässt sich aufteilen in zwei Lappen mit jeweils vier Segmenten.
Ein Lebertumor kann gutartig oder bösartig sein. Zu den gutartigen Lebertumoren gehören das Leberzell-Adenom, das Hämangiom (Wucherung von Blutgefäßen) und weitere Arten. Vor allem Adenome entstehen häufig bei Einnahme von östrogenhaltigen Verhütungsmedikamenten. Ein von der Leber ausgehender bösartiger Tumor ist meist ein Leberzell-Karzinom (Leberkarzinom). Ursache ist sehr oft eine vorbestehende Leberzirrhose, z. B. auch durch eine chronische Hepatitis B oder C. Ebenso ist ein Giftstoff aus dem Schimmelpilz Aspergillus flavus förderlich für die Entstehung des Tumors. Noch häufiger als das Leberzellkarzinom sind jedoch Tochtergeschwülste von anderen Tumoren, die sich in der Leber abgesiedelt haben (Lebermetastasen). Weitere Arten von bösartigen Lebertumoren (z. B. Sarkom, Hepatoblastom) sind selten.
Leberzysten treten relativ häufig auf. Neben den herkömmlichen Leberzysten kann es bei einer Infektion (Aufnahme der Eier über den Mund) durch den Hunde- oder Fuchsbandwurm zu Zysten in der Leber kommen, die Larven des Wurms enthalten.
Zu den Leberzysten gehören auch Leberabszesse. Abszesse sind abgekapselte Entzündungsherde, die in der Leber meist durch Bakterieneinschwemmung durch die Pfortader entstehen. Dies kann beispielsweise durch eine so genannte Blinddarmentzündung (Appendizitis), durch eine Gallengangsentzündung oder durch eine Entzündung von Ausstülpungen des Darms (Divertikulitis) geschehen. Manchmal sind auch Amöben für den Abszess verantwortlich.
Bei gutartigen Lebertumoren treten oftmals keine Symptome auf. Bei einem Adenom kann es zum Absterben von Gewebe mit Bauchschmerzen kommen. Ebenfalls kann es manchmal zu Blutungen kommen, die unter Umständen lebensbedrohlich sein können. Beim Leberkarzinom kann es zu Schmerzen insbesondere im rechten oberen Bauchbereich kommen. Der Tumor kann in umliegende Organe und Strukturen einwachsen und eventuell als Verdickung ertastet werden. Wie bei allen bösartigen Tumoren können sich auch beim Leberkrebs Tochtergeschwülste (Metastasen) in andere Körperbereiche absiedeln und auch dort schwerwiegende Probleme bereiten.
Auch bei Bandwurmbefall (Echinokokkose) treten Symptome oft erst sehr spät auf. Es kann zu immer stärker werdenden dumpfen Schmerzen im rechten oberen Bauchbereich kommen. Da die Wurmzysten sich auch in anderen Organen absiedeln können, entstehen an diesen Stellen weitere Symptome (z. B. Knochenbrüche durch Knochenschwächung). Die Zyste besteht beim Hundebandwurm-Befall aus einer inneren Wand und einer äußeren Schutzhülle, die durch den menschlichen Körper gebildet wird. Beim Fuchsbandwurm-Befall findet sich nur eine einzelne Hülle.
Bei einem Leberabszess kommt es eventuell zu Leberschmerzen sowie zu Fieber und Krankheitsgefühl. Es kann Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Anfangs erfolgt die Patientenbefragung (Anamnese), unter anderem auch nach Risikofaktoren für Lebererkrankungen sowie nach Symptomen. Daraufhin wird eine körperliche Untersuchung vorgenommen, wobei auch die Leber abgetastet wird. Eine Blutuntersuchung ist sinnvoll, um gegebenenfalls Substanzen festzustellen, die auf einen Lebertumor hindeuten. Durch bildgebende Verfahren, z. B. Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie (CT), kann ab einer gewissen Größe (etwa 1 cm Durchmesser) die Leberveränderung dargestellt werden. Oft wird dazu ein Kontrastmittel gegeben.
Die aufgezählten Erkrankungen können ähnliche Symptome aufweisen und sich in den Untersuchungen ähnlich zeigen.
Bei Lebertumoren kommt unter Umständen auch eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung in Frage, eventuell auch zusätzlich zu einer Operation. Bei Echinokokkus-Zysten (Bandwurmzysten) erfolgt eine medikamentöse Therapie, die die Erkrankung jedoch nur aufhalten und nicht heilen kann.
Die Leber ist zwar ein Organ, das lebenswichtige Funktionen erfüllt, dennoch kann sie sich gut regenerieren. Bei gesundem Restorgan kann ein Verlust von 3/4 der Lebergröße kompensiert werden, so dass oft auch größere Befunde herausoperiert werden können.
Die Leberoperation erfolgt in Vollnarkose.
Neben der herkömmlichen Operation mittels Bauchschnitt (Laparotomie) kann unter Umständen auch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden. Dabei wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet und kann die notwendigen Maßnahmen durchführen.
Von den soliden Lebertumoren werden in der Regel operiert bösartige Wucherungen ohne Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen, einzelne Metastasen in der Leber von anderen Ursprungstumoren sowie Adenome. Dabei werden Anteile der Leber mit einem Sicherheitsabstand um den Tumor herum herausgeschnitten. Es kann manchmal ein keilförmiger Bereich ohne Beachtung von Segmentgrenzen herausgeschnitten werden (Keilexzision). Oftmals werden eines oder mehrere Segmente (Segmentresektion) oder ein ganzer Leberlappen (Lobektomie, Hemihepatektomie) entfernt.
„Normale“ Zysten ohne Bandwurmbefall und ohne Verdacht auf Bösartigkeit werden oft einfach eröffnet, um den flüssigen Inhalt abfließen zu lassen (Zystenfensterung).
Bandwurmzysten (Echinokokkus-Zysten) können auf verschiedene Weise entfernt werden. In vielen Fällen wird die Zyste mit Außenwand und Innenwand entfernt, wobei vorsichtig vorgegangen werden muss, damit die Zyste nicht platzt und sich der Inhalt mitsamt Würmern nicht im Körper verbreiten kann. Manchmal, beispielsweise wenn ein großes Blutgefäß in Nähe des Operationsgebietes verläuft, kann in die Echinokokkus-Zyste ein Wirkstoff injiziert werden, der tödlich für die Larven des Bandwurms ist, und dann der Inhalt ausgesaugt werden. Bisweilen, z. B. bei Fuchsbandwurm-Zysten, muss eine Teilentfernung (Teilresektion) der Leber vorgenommen werden.
Ein Leberabszess wird angestochen und der eitrige Inhalt über einen Drainageschlauch abgeführt. Zu dieser Maßnahme erfolgt in der Regel eine Ultraschall- oder CT-Kontrolle. Bisweilen muss eine Operation zur Eröffnung des Abszesses durchgeführt werden. Dabei wird die Abszesshöhle gespült und ein Drainageschlauch belassen, der dann nach einigen Tagen meist gezogen werden kann.
Bei Leberoperationen kann der Blutzufluss abgeklemmt werden, um eine bessere Übersicht über das Operationsgebiet zu erhalten und die Gefahr von Blutungen zu verringern. Diese Blutsperre ist problemlos für eine Stunde oder länger möglich.
Nach Entfernung von Gewebe wird dies einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) zugeführt. Dies kann manchmal schon während der laufenden OP geschehen (so genannte Schnellschnittuntersuchung), um direkt weitere erforderliche Maßnahmen durchführen zu können.
Bisweilen muss ein größerer Teil der Leber entfernt werden als vermutet. Nicht selten muss auch die Gallenblase herausgenommen werden oder weitere Organe teilweise oder komplett entfernt werden, z. B. Magen, Darm oder Zwerchfell.
Bei einer Zyste, die Galle enthält, kann eine Fistel (unnatürlicher Verbindungskanal) zum Gallengang vorliegen. Hierbei muss eventuell ein Drainageschlauch einoperiert werden oder durch Vernähen mit einem Darmstück eine Entleerung der Gallefistel ermöglicht werden.
Es kann zu Verletzungen von Strukturen und Organen in der Nähe des Operationsgebietes kommen. Gerade in der Leber kann es zu gravierenden Blutungen und Nachblutungen kommen. Es kann zu Infektionen kommen, z. B. auch zu einer unter Umständen lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung. In der Leber können sich Gallefisteln (unnatürliche Verbindungsgänge) und Gallezysten bilden. Falls das restliche Lebergewebe keine genügende Funktion besitzt, können sich gefährliche Folgen (z. B. Koma) dadurch ergeben. Dies ist oft ein vorübergehender Zustand, kann jedoch auch längerfristig verbleiben und eine Lebertransplantation notwendig machen. Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung können zu funktionellen und kosmetischen Problemen führen. Verwachsungen in der Bauchhöhle können entstehen. Falls Wurmlarven bei eröffneter Echinokokkus-Zyste in den Körper gelangen, können sich neue Zysten ausbilden. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind bei einer Leberoperation möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Meist kann ein Lebertumor durch eine Operation komplett entfernt werden. Die Prognose ist abhängig von Art und Ausdehnung des Tumors sowie vom eventuellen Vorhandensein von Tochtergeschwülsten (Metastasen). Es ist nach der Operation nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Wiederauftreten an gleicher Stelle kommt (Rezidiv) oder dass bereits Tochtergeschwülste vorliegen, die eventuell noch nicht erkannt wurden.
Bei Bandwurmzysten in der Leber besteht die Gefahr, dass sie während der Operation aufgehen und sich die Wurmlarven im Operationsgebiet verteilen. Eine allergische Reaktion kann sich ergeben, und es können neue Zysten gebildet werden. Daher muss der Operateur besonders vorsichtig vorgehen. In der Regel können die Zysten jedoch entfernt werden. Allerdings können (oft auch in anderen Organen) noch weitere Zysten vorhanden sein.
Gegebenenfalls müssen blutgerinnungshemmende Arzneimittel vor der Operation in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden. Dies kann beispielsweise Marcumar® oder Aspirin® betreffen.
Falls eine Bandwurmzyste entfernt wurde, ist die Einnahme von Medikamenten noch für längere Zeit notwendig. Dies sollte vom Patienten gewissenhaft befolgt werden.
Kontrolltermine beim Arzt sollten wahrgenommen werden.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte umgehend der Arzt beziehungsweise die Klinik informiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023