Die Leber ist ein wichtiges Stoffwechselorgan, das sich im rechten oberen Bauchraum befindet. In der Leber wird die für die Verdauung notwendige Gallenflüssigkeit hergestellt, mit dieser werden gleichzeitig Giftstoffe und Stoffwechselendprodukte in den Darm ausgeschwemmt, um mit dem Kot ausgeschieden zu werden. Des Weiteren ist die Leber ein Speicherorgan, vor allem für Glukose (einfacher Zucker). Bei einer Lebertransplantation wird eine nicht mehr oder nur unzureichend funktionsfähige Leber operativ durch eine intakte Spenderleber ersetzt.
Funktionseinbußen der Leber, die eine Transplantation erforderlich machen, können verschiedene Ursachen haben.
Am häufigsten handelt es sich um eine Leberzirrhose, die eine Schädigung der Leberzellen mit erhöhtem Bindegewebsanteil, Absterben von Zellen und verminderter Durchblutung darstellt. Die Zirrhose tritt unter anderem auf bei Virushepatitis (Leberentzündung; Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D), bei alkoholbedingter Beeinträchtigung durch längeren Konsum oder bei Autoimmun-Hepatitis (Krankheit, bei dem das Abwehrsystem die eigenen Leberzellen angreift und schädigt).
Eine Transplantation ist auch bei Leberkrebs manchmal erforderlich. Des Weiteren kann ein akutes Leberversagen, z.B. nach starker Schädigung durch Lebererkrankungen oder durch Medikamenten- oder Pilzvergiftung, eine Transplantation notwendig machen. Es finden sich noch einige weitere Krankheitsbilder, die eine transplantationsbedürftige Gewebeschädigung in der Leber auslösen können.
Bei Leberzirrhose und anderen Lebererkrankungen finden sich oft typische Zeichen wie beispielsweise kleine Blutgefäßsternchen an der Haut, vermehrte Venenfüllung am Bauch, Rötung der Handfläche, Gynäkomastie (Brustvergrößerung beim Mann) oder Dupuytren-Kontraktur (bindegewebige Zusammenziehung der Sehnen der Handinnenfläche). Des Weiteren kann es zur Bildung von Bauchwasser (Aszites) und daher Bauchvergrößerung kommen. Ein typischer Mundgeruch kann auffällig werden. Allgemein bestehen oft Magen-Darm-Beschwerden mit Gewichtsabnahme sowie Bauchschmerzen im rechten oberen Bereich, in dem sich die Leber befindet.
Bei einem Leberversagen finden sich unter anderem Gelbsucht (Ikterus) und Bewusstseinseinschränkung, die in kurzer Zeit zum Koma führen kann.
Zur Untersuchung gehören unter anderem die Befragung des Patienten, z.B. nach Trinkgewohnheiten, das gründliche Anschauen mit der Feststellung von Hautzeichen sowie das Abtasten der Leber. Blut wird abgenommen und besonders auf Leberwerte (GOT, GPT) und Gerinnungsparameter analysiert. Es wird eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Manchmal erfolgt eine Probeentnahme aus der Leber mit anschließender feingeweblicher Untersuchung (Histologie).
Leberhautzeichen können teilweise auch bei einer Schwangerschaft auftreten. Symptome im rechten Oberbauch können auch durch Probleme der Gallenblase oder Gallenwege sowie durch Magen-Darm-Erkrankungen begründet sein.
Zunächst kann bei vielen Leberproblemen eine Behandlung der zugrunde liegenden Krankheit erfolgen, bei virusbedingter Hepatitis beispielsweise eine Therapie mit Interferonen. Alle leberschädigenden Stoffe müssen zudem weggelassen werden, wie Alkohol oder Medikamente.
Da ein komplettes Leberversagen rasch zum Tode führt, ist es nur durch eine Transplantation zu behandeln.
Für eine Lebertransplantation muss ein geeignetes Spenderorgan vorliegen. Jede Organspende in Europa erfolgt über Eurotransplant, eine Institution, die die Organe über Wartelisten vermittelt. Die Wartezeit kann nicht vorhergesehen werden und kann ein Jahr oder länger dauern.
Alternativ kann ein naher Angehöriger des Patienten unter bestimmten Voraussetzungen eine Lebendspende ermöglichen.
Damit die Leber ausreichend funktionsfähig ist, wird ein Organgewicht von mindestens 1 Prozent des Körpergewichts des Empfängers benötigt. Vom Empfänger wird eine Hälfte der Leber herausgenommen.
Die Transplantation der Leber erfolgt in Vollnarkose.
Der Bauchraum wird über einen größeren Einschnitt eröffnet. Die nicht mehr intakte Leber des Empfängers wird entfernt. Die Pfortader beziehungsweise die Blutgefäße, über die eigentlich das Blut aus den Bauchorganen in die Leber gelangt, werden für die Dauer des Eingriffes an die untere Hohlvene angeschlossen. Die Spenderleber wird daraufhin eingesetzt. Gallenwege und Gefäße des Körpers des Empfängers werden mit denen aus dem Transplantat verbunden. Unter Umständen muss der Gallengang auch direkt mit dem Dünndarm verbunden werden. Um Wundsekret und andere Flüssigkeiten aufzufangen, werden Drainageschläuche in den Bauchraum gelegt, die nach wenigen Tagen wieder herausgezogen werden können. Die Bauchwand wird zusammengenäht. Falls die Transplantatleber zu viel Platz einnimmt, so kann ein kompletter Verschluss der Bauchdecke nicht erfolgen, und ein Kunststoffnetz muss mit eingesetzt werden.
Es können unter Umständen, beispielsweise bei Komplikationen oder besonderen Gegebenheiten, im Rahmen der Transplantation weitere Maßnahmen erforderlich werden, beispielsweise eine Milzentfernung.
Die Transplantation einer Leber ist ein schwerwiegender Eingriff, der mehrere Stunden dauert.
Bei der Transplantation kann es trotz vorheriger Prüfung zu Unverträglichkeits- und Abstoßungsreaktionen kommen. In diesem Fall muss die Leber oft wieder herausgenommen und eine weitere Spenderleber transplantiert werden.
Es kann bei dem Eingriff zur Verletzung von Organen im Bauchbereich kommen, unter Umständen mit schwerwiegenden Folgen, beispielsweise einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung. Verwachsungen im Bauchraum können sich ergeben, Gallenwege oder der Darm können narbig verengt sein, was selten zu einem Darmverschluss führt. Allgemeine Probleme, wie des Blutkreislaufs oder der Nieren, können sich während der Operation ergeben. Infektionen und Wundheilungsstörungen können auftreten, was durch die bei Transplantationen erforderliche Gabe von Arzneimitteln, die das Abwehrsystem hemmen, erschwert wird. Narbenbildungen können zu ästhetischen und funktionellen Einschränkungen führen. Bauchwandbrüche entstehen manchmal im Bereich der Narben. Des Weiteren sind Blutungen und Nachblutungen, Nervenverletzungen mit meist vorübergehendem Taubheitsgefühl sowie Allergien unterschiedlichen Schweregrades möglich.
Durch die notwendigen Medikamente, die das Abwehrsystem hemmen (Immunsuppressiva), können ebenfalls Nebenwirkungen ausgelöst werden, beispielsweise stärkere Anfälligkeit gegen ansteckende Krankheiten oder Krebserkrankungen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Bei Ausbleiben von stärkeren Komplikationen wächst das Lebertransplantat von selbst gut und wird schnell wieder annähernd so groß wie das vorherige Organ. Oftmals bestehen am Anfang noch Funktionseinschränkungen.
Die Überlebensraten der Patienten, die eine Transplantatleber bekommen haben, sind nach einem Jahr ungefähr 85 Prozent und nach zehn Jahren ungefähr 70 Prozent.
Die passende Spenderleber wird - falls sich kein Lebendspender findet - von Eurotransplant vermittelt, dies kann unter Umständen mehrere Jahre dauern. Liegt ein geeignetes Organ vor und ist der Empfänger nach der Liste an der Reihe, wird er sofort informiert. Daher muss er im eigenen Interesse ständig erreichbar sein.
Immer wird getestet, ob die Leber zum Gewebe des Patienten kompatibel ist.
Arzneimittel, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®, müssen meist abgesetzt werden. Immunsuppressiva (Medikamente, die das Abwehrsystem hemmen) sowie Antibiotika sind dagegen notwendig, um eine Abstoßungsgefahr zu vermindern und dennoch einen Schutz gegen Krankheitserreger aufrecht zu erhalten.
Die Betreuung kurz nach der Operation erfolgt in den allermeisten Fällen auf der Intensivstation unter engmaschiger Beobachtung.
Immunsuppressiva müssen ein Leben lang eingenommen werden, damit es nicht später noch zu einer Abstoßung kommt.
Eine regelmäßige und häufige ärztliche Kontrolle ist notwendig, um die Funktion des Transplantats und die Gesundheit des Patienten aufrecht zu erhalten.
Bei Besonderheiten, die auf Probleme und Komplikationen hindeuten könnten, muss der Patient umgehend den Arzt kontaktieren, damit gegebenenfalls rechtzeitig eine Therapie eingeleitet werden kann.
aktualisiert am 07.12.2021