Bei einer Lähmung ist die Fähigkeit, Muskeln willentlich zu bewegen, vermindert oder vollständig erloschen. Je nach dem welches Gebiet von der Lähmung betroffen ist, können beispielsweise Arme oder Beine nicht mehr bewegt werden.
In der medizinischen Fachsprache bezeichnet man eine Lähmung, bei der Bewegungen nur sehr schwach ausgeführt werden können als Parese. Die vollständige Lähmung heißt Paralyse oder Plegie. Bei einer kompletten Lähmung beider Arme und beider Beine spricht man von Tetraplegie.
Die Muskelbewegungen sind beim Menschen von drei wichtigen Abschnitten einer Informationskette abhängig: Gehirn, Nerven und Muskeln. Im Gehirn entsteht der Wille, einen Muskel zu bewegen. Dieses Vorhaben wird als Signal über „Autobahnen", das Rückenmark und die Nerven, an den Muskel geschickt. Kommt das Signal schließlich beim Muskel an, führt er die Bewegung aus.
Bei einer Lähmung können einer oder mehrere dieser Abschnitte funktionsunfähig sein, was dazu führt, dass sich der Muskel nicht mehr oder nur noch schwach bewegt. Man unterscheidet daher:
Bei der Suche nach der Ursache einer Lähmung ist es zunächst für den Arzt wichtig zu wissen, welcher Bereich des Körpers gelähmt ist, sowie wann und unter welchen Umständen die Lähmung zum ersten Mal aufgetreten ist. Ist die Lähmung plötzlich aufgetreten oder hat sie sich langsam entwickelt und ist im Laufe der Zeit schlimmer geworden? Gibt es Vorerkrankungen, einen vorausgegangenen Unfall oder vielleicht einen Zecken- oder Tierbiss? Sind in der Familie oder im Umkreis andere Menschen erkrankt? Nimmt der Patient Medikamente oder ist in ärztlicher Behandlung?
Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt sich den gelähmten Bereich genau ansehen und die Empfindung in diesem Gebiet testen. Zusätzlich wird er Muskelreflexe und Kraft im Gesicht, an Armen, Bauch und Beinen überprüfen.
Durch die Anamnese und die klinische Untersuchung erhält der Arzt in der Regel schon wichtige Hinweise auf die Ursache der Lähmung. Um eine sichere Diagnose zu stellen, können bildgebende Untersuchungen durchgeführt werden. Zu diesen zählen das Röntgen des Kopfes und der Wirbelsäule, die Computertomographie (CT) oder die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) oder auch die Darstellung der Gefäße mithilfe eines Ultraschallgeräts (Sonographie).
Bei Verdacht auf eine Entzündung im Gehirn oder Rückenmark wird Flüssigkeit aus dem Wirbelkanal entnommen (Liquorpunktion) und im Labor untersucht. Ebenso wird eine Blutprobe im Labor auf Entzündungszeichen untersucht.
Mithilfe spezieller Geräte kann die Aktivität und die Funktion von Muskeln und Nerven überprüft werden (Elektromyographie). Bei der Elektroenzephalographie (EEG) werden die Gehirnströme aufgezeichnet und auf Veränderungen untersucht.
Vermutet der Arzt als Ursache für die Lähmungen eine erblich bedingte Erkrankung, kann eine genetische Untersuchung erfolgen. Besteht der Verdacht, dass die Lähmung von der Muskulatur ausgeht, kann diese durch eine Biopsie untersucht werden.
So unterschiedlich die Ursachen einer Lähmung sind, so unterschiedlich sind auch ihre Behandlungsmöglichkeiten und Therapieerfolge.
Einige Erkrankungen, die Lähmungen verursachen, können gut behandelt werden, sodass sich die Lähmung wieder zurückbildet. Andere Krankheiten können nicht ursächlich, sondern nur symptomatisch behandelt werden, sodass die Lähmung auf Dauer bestehen bleibt. Entscheidend für die Aussicht auf Erfolg ist, ob die Nerven- oder Muskelzellen nur leicht geschädigt oder vollständig zerstört sind.
Erkrankungen, bei denen die Lähmung durch eine Entzündung verursacht wurde, können je nach Erreger mit Antibiotika oder Virushemmenden Medikamenten behandelt werden.
Durchblutungsstörungen können ebenfalls durch spezielle Medikamente therapiert werden, in manchen Fällen ist aber eine Operation nötig, um das verschlossene Gefäß wieder zu öffnen.
Tumore werden speziell mit Chemotherapie oder Bestrahlung behandelt, in einigen Fällen kann der Tumor auch durch eine Operation entfernt werden.
Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Migräne oder Epilepsie können meist nur symptomatisch behandelt werden. Es gibt einige Medikamente, die die Beschwerden lindern können, die Krankheit als solche kann allerdings nicht geheilt werden.
Bei Einquetschungen von Nerven, zum Beispiel bei einem Bandscheibenvorfall, ist es meist möglich, durch einen operativen Eingriff die Lähmung zu beheben.
aktualisiert am 27.06.2022