Mit welchen Schmerzsymptomen ist nach dem Kniegelenkersatz zu rechnen und wie lange dauern sie an?
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Anhaltende beziehungsweise sich verschlimmernde Schmerzen sind oft ein Grund, warum ein Kniegelenkersatz durchgeführt wird. Nicht immer sind diese Schmerzen nach der Operation vollständig verschwunden. Ebenso kann es sein, dass nach der Implantation eines Kniegelenkersatzes Schmerzen an anderen Stellen des Knies neu auftreten. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Wie lange Schmerzen nach einem Kniegelenkersatz andauern, ist stark abhängig von der Ursache.
Mögliche Ursachen für Schmerzen nach der Operation
Es gibt Schmerzen nach der Implantation eines künstlichen Kniegelenkes, die direkt mit der Operation zusammenhängen. Dazu zählen:
Wundschmerzen im Operationsgebiet: Diese sind nach einer Operation normal. Der Einsatz von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten in den ersten Tagen nach der Operation hilft, diese Schmerzen zu lindern.
Schmerzen im Operationsgebiet durch eine lokale Schwellung: Häufig zeigt sich in den ersten Tagen nach der Operation ein Gelenkerguss oder auch eine Kapselschwellung des Kniegelenkes. Durch zunehmende Bewegung des neuen Gelenkes wird diese Schwellung nach und nach abgebaut. Auch Kühlen und physiotherapeutische Maßnahmen wie manuelle Lymphdrainage können das Abschwellen beschleunigen.
Für zahlreiche Schmerzzustände sind die Ursachen komplexer:
Infektionen können die Ursache für Schmerzen nach einem künstlichen Kniegelenkersatz sein. Zusätzlich kommt es dann zur Hautrötung, Wärmebildung und Schwellung. Eventuell tritt durch die Wunde vermehrt Sekret oder Eiter aus. Mit Antibiotika und Wundspülungen muss versucht werden, die Infektion zu beseitigen.
Ebenso können Reaktionen auf das eingesetzte Metall auftreten und Schmerzen verursachen. Manchmal ist ein Wechsel der Prothese erforderlich.
Die Kniescheibe bewegt sich im gesunden Gelenk in einer dafür vorgesehenen Rinne am Oberschenkelknochen. Läuft die Kniescheibe nach der Operation nicht mehr genau in dieser Rinne, können Schmerzen im vorderen Gelenkbereich oder hinter der Kniescheibe auftreten.
Eine mangelnde Beweglichkeit des neuen Kniegelenkes kann Schmerzen auslösen. Durch eine fehlende Kniestreckung verkürzt sich die Beugemuskulatur und entwickelt oft schmerzhafte Triggerpunkte (Schmerzpunkte). Gerade in den ersten Wochen nach der Operation sollte ein Augenmerk der Therapie darauf liegen, ein ausreichendes Bewegungsausmaß in Beugung und Streckung zu erreichen. Es ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Rehabilitation.
Mangelnde Muskelkraft der kniegelenkstabilisierenden Muskulatur führt häufig zu Schmerzen. Viele Patienten haben sich vor der Operation immer weniger bewegt. Dadurch hat sich wichtige Muskulatur zurückgebildet. Diese fehlt nach der Operation, um das Kniegelenk bei Belastung zu stabilisieren und eine gerade Beinachse zu halten. Ein Training der entsprechenden Muskulatur hilft, diese Schmerzen zu reduzieren. Muskelaufbau ist eine langwierige Angelegenheit und dauert mehrere Wochen bis Monate. Auch die Fuß-, Hüft- und Rumpfmuskulatur sollte auf vorhandene Schwächen untersucht werden.
Fehlende koordinative Fähigkeiten tragen zu einer mangelnden Stabilität des Kniegelenkes und der Beinachse bei. Ein gutes Gleichgewicht, sowohl im Stand als auch in der Bewegung, schützt vor Überlastungen und daraus entstehenden Schmerzen.
Die sogenannte Propriozeption, das Gefühl für die Lage und Stellung der Gelenke im Raum, ist nach der Operation beeinträchtigt – einerseits durch den Eingriff an sich, andererseits durch das Entfernen von Strukturen, die mittels Rezeptoren entsprechende Informationen aufnehmen. Hierzu zählt das vordere Kreuzband. Die propriozeptiven Fähigkeiten müssen also teilweise neu erlernt werden. Dies erfordert Geduld und Zeit.
Ein verändertes Gangbild mit Hinkmechanismen kann zur Entstehung von Schmerzen beitragen. Oft hat sich schon vor der Operation ein Schonhinken eingestellt. Dieses „falsche“ Bewegungsmuster wieder abzutrainieren beziehungsweise mit einem gesunden zu überschreiben, kann in der Gangschule erreicht werden.
Fazit
Es zeigt sich, dass die Ursachen für Schmerzen nach dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenkes sehr unterschiedlich sein können. Manche sind relativ schnell zu beheben. Bei anderen erfordert es eine längere Therapiezeit, um eine Verbesserung und damit eine Schmerzlinderung zu erzielen. Wichtig ist immer, die genaue Schmerzursache zu ermitteln. Nur dann kann sie auch effektiv behandelt werden.
Dies gilt auch für Schmerzen, die schon vor der Operation bestehen. Liegt die Ursache in den Weichteilen (Muskeln, Sehnen und anderen Strukturen), so wird dieses Problem durch den Kniegelenkersatz zunächst nicht behoben. Solche Schmerzen werden auch nach der Operation noch vorhanden sein und müssen therapiert werden. Möglicherweise lässt sich durch rechtzeitige Behandlung weichteilbedingter Schmerzen ein Gelenkersatz hinauszögern oder sogar vermeiden. Werden die Schmerzen durch die verschlissenen Knorpel- und Gelenkflächen ausgelöst, so besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass diese Schmerzen nach der Operation deutlich reduziert oder verschwunden sein werden.
Quellen anzeigenQuellen ausblenden
Bergmann Clinics – Knie-OP: Alle Infos rund um die Knieoperation: https://www.bergmanclinics.de/orthopaedie-wiki/knie-op/ (online, letzter Abruf 11.05.2021)
Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e.V. – Was ist eine „aseptische“ Knieprothesenlockerung?: https://www.ae-germany.com/patienten/ae-fuer-patienten/fragen-zur-huefte/32-oeffentlich/patienteninformationen/knie/101-moegliche-komplikationen-knie (online, letzter Abruf 11.05.2021)
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