Wann der richtige Zeitpunkt für den Einsatz eines künstlichen Kniegelenkes gekommen ist, ist individuell unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es gilt abzuwägen, ob die Gründe, die für einen Gelenkersatz sprechen, diejenigen überwiegen, die dagegen sprechen. Der Schweregrad der Symptomatik und der Leidensdruck des Patienten stehen möglichen Risikofaktoren und Kontraindikationen (Gründen, die einen Eingriff verbieten) gegenüber.
Nach dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenkes gibt es immer auch einen Teil der Operierten, die mit dem Ergebnis nicht oder nur teilweise zufrieden sind. Um die Erfolgsaussichten noch weiter zu verbessern, wurden sogenannte Leitlinien "Indikation Knieendoprothese" der AWMF veröffentlicht, wann die Implantation einer Knieprothese sinnvoll ist und wann eher nicht. Dabei wird zwischen Haupt- und Nebenkriterien unterschieden. Auch Kontraindikationen und Risikofaktoren werden beschrieben.
Als Kriterien, die bei der Entscheidung für eine Knieprothese auf jeden Fall erfüllt sein sollten (Hauptkriterien), wurden festgelegt:
Die Nebenkriterien beschreiben Faktoren, die nicht erfüllt sein müssen, möglicherweise aber dennoch für einen Kniegelenkersatz sprechen können. Hierzu zählen beispielsweise:
Die Kriterien, die für einen Kniegelenkersatz sprechen, sollten sorgfältig gegen Kontraindikationen und Risikofaktoren abgewogen werden. Risikofaktoren sind Faktoren, die Komplikationen oder ein schlechteres Ergebnis für den Patienten wahrscheinlicher machen. Hierzu zählen:
Bei den Kontraindikationen (Gründen, die dagegensprechen) wird zwischen absoluten und relativen Kontraindikationen unterschieden. Absolute Kontraindikationen verbieten den Eingriff. Dies sind beispielsweise:
Relative Kontraindikationen verbieten einen Eingriff nicht strikt. Der erwartete Nutzen der Operation sollte aber die Risiken deutlich überwiegen. Zu diesen Kontraindikationen zählen:
Immer mehr jüngere Menschen (unter 60 Jahren) bekommen ein künstliches Kniegelenk. Ein solches Gelenk hat eine Lebensdauer von ungefähr 10 bis 15 Jahren. Je jünger man bei der Erstimplantation ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer oder mehrerer Wechseloperationen im Laufe des Lebens. Da Prothesen nicht unbegrenzt wieder erneuert werden können, sollte auch das Alter des Patienten bei der Erstimplantation mit in die Entscheidung für einen Gelenkersatz einbezogen werden. Möglicherweise kann eine Operation durch konsequente konservative Therapie noch einige Jahre hinausgezögert werden. Dadurch könnte für den Patienten wichtige Zeit gewonnen werden, die die Notwendigkeit späterer Wechseloperationen reduzieren kann.
Pharmazeutische Zeitung – Leitlinie: Künstliches Knie Ja oder Nein?: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2018-09/leitlinie-kuenstliches-knie-ja-oder-nein/ (online, letzter Abruf: 21.05.2021)
Bertelsmann Stiftung, Eckhard Volbracht – Immer mehr unter 60-Jährige erhalten künstliche Kniegelenke: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2018/juni/immer-mehr-unter-60-jaehrige-erhalten-kuenstliche-kniegelenke (online, letzter Abruf: 21.05.2021)
Deutsches Ärzteblatt – Knietotalendoprothese: Wann ist der Ersatz angebracht?: https://www.aerzteblatt.de/archiv/183359/Knietotalendoprothese-Wann-ist-der-Ersatz-angebracht (online, letzter Abruf: 21.05.2021)
aktualisiert am 21.05.2021