Ein künstliches Kniegelenk (Kniegelenk-Prothese) muss manchmal eingesetzt werden, wenn es bei Erkrankungen beziehungsweise Abnutzungserscheinungen zu starken Schäden mit Schmerzen im Knie gekommen ist. Es handelt sich um eine Operation, in der die Prothese als Ersatz des natürlichen Kniegelenks eingepflanzt wird. Knieprothesen gibt es in mehreren Formen.
Eine Schädigung des Kniegelenks kann durch Erkrankungen bedingt sein. Zu den ursächlichen Krankheiten gehören unter anderem Arthrose (Gelenkverschleiß), Gelenkentzündungen wie Gelenkrheuma (Rheumatoide Arthritis, Chronische Polyarthritis) sowie Entzündungen anderer Ursache, z. B. durch Krankheitserreger wie Bakterien. Ebenso können Verletzungen am Gelenk (z. B. auch der Bänder) oder Knochenbrüche in Knienähe ursächlich sein. Ein verstärkter Verschleiß im Kniegelenk ergibt sich auch durch Fehlstellungen wie O-Beine oder X-Beine.
Veränderungen in Gelenken, die durch Abnutzungserscheinungen entstehen, werden als Arthrose bezeichnet. Sie kann durch ein hohes Alter und durch starke Belastung des jeweiligen Gelenks bedingt sein, z. B. bei der Arbeit und im Sport oder durch Fehlstellungen. Manchmal sind auch Stoffwechselerkrankungen oder Erbfaktoren ursächlich für eine Arthrose.
Entzündliche Gelenkveränderungen können durch Krankheitserreger bedingt sein, z.B. Bakterien, Viren oder Pilze, durch Schuppenflechte oder weitaus häufiger durch Autoimmunprozesse. Dies sind Vorgänge, bei denen Gewebe durch die körpereigene Abwehr angegriffen wird. Im Gelenk äußert sich dies als Rheumatoide Arthritis (Chronische Polyarthritis).
Gelenkverletzungen können durch unterschiedliche Unfallmechanismen entstehen, beispielsweise durch eine Überdehnung und Überstreckung oder Verdrehung des Kniegelenks.
Bei einer Kniegelenksarthrose (Kniegelenksverschleiß, Gonarthrose) kann es zu einer Bewegungseinschränkung bis hin zur Versteifung des Gelenks kommen. Schmerzen treten häufig auf.
Eine Gelenkentzündung (Arthritis, z. B. Rheumatoide Arthritis) äußert sich ebenfalls als Schmerzen und Steifigkeit. Es kommt zu einer Formveränderung, die oft äußerlich sichtbar ist, z. B. eine Abweichung von der geraden Linie.
Bei Verletzungen kommt es zu Schmerzen. Die Beweglichkeit ist oft auch eingeschränkt, oder es zeigt sich eine übermäßige Beweglichkeit (z. B. beim Kreuzbandriss). Schwellungen können entstehen.
Nach einer Befragung des Patienten (Anamnese) erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Dabei kommen verschiedene Handgriffe und Untersuchungstechniken zum Einsatz. In bildgebenden Verfahren, z. B. Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT), können Veränderungen erkannt werden. Wichtig ist in bestimmten Fällen (z. B. beim Verdacht auf Rheumatoide Arthritis) eine Blutuntersuchung. In einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) können krankhafte Veränderungen über ein optisches Gerät gesehen und beurteilt werden.
Unterschiedliche Erkrankungen des Kniegelenks weisen oft ähnliche Symptome auf und müssen daher voneinander abgegrenzt werden. Auch um die richtige Behandlungsmethode zu wählen, muss eine Unterscheidung nach der Ursache erfolgen.
Je nach der Erkrankung können weitere Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen, bevor eine Gelenkprothese eingepflanzt wird. Nichtoperative Behandlungen, die bei vielen Kniegelenkserkrankungen vorgenommen werden, sind unter anderem die Gabe von Medikamenten, Ruhiglagerung sowie Krankengymnastik. Medikamente werden außerdem als Begleittherapie zu einer Operation verabreicht.
Falls nichtoperative Behandlungsmethoden oder alternative Operationen nicht möglich oder erfolgreich sind, so kann der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks (Prothese, Endoprothese) vorgenommen werden. Andere Operationsmöglichkeiten beinhalten z. B. eine Umstellungsoperation (Achskorrektur bei Fehlstellung) oder eine therapeutische Gelenkspiegelung (Arthroskopie).
Ziel der Knieprothesen-Operation ist es, die Schmerzen zu vermindern oder ganz aufzuheben sowie eine normale Gelenkfunktion zu erreichen. Ein solcher Kniegelenkersatz ist nicht absolut erforderlich, aber oftmals sehr sinnvoll. Der Arzt sollte gemeinsam mit dem Patienten über einen Einsatz einer Prothese entscheiden.
Die Operation kann in Vollnarkose oder in Regionalanästhesie (Schmerzausschaltung eines größeren Körperbereiches) erfolgen. Oftmals wird am Bein eine stramme Manschette angelegt, um die Durchblutung des Beines vorübergehend zu stoppen (Blutsperre). Damit können Blutungen verringert und die Sicht auf den Operationsbereich gebessert werden.
Über einen Einschnitt an der Haut wird ein Zugang zum Kniegelenk geschaffen. Im Rahmen des Eingriffs zum Einsatz einer Knieprothese wird oft die Korrektur einer Fehlstellung durch ausgleichende Maßnahmen an Kapsel und Bändern vorgenommen.
Zum Gelenkersatz gibt es mehrere Prothesenarten von verschiedenen Herstellern. Welche Möglichkeit gewählt wird, hängt von den individuellen Umständen ab, so unter anderem vom Zustand der Gelenkkapsel und der Bänder sowie vom Allgemeinzustand des Patienten. Meist wird eine Total-Endoprothese eingesetzt, bei der die gesamte Verbindung von Oberschenkelknochen und Schienbein erneuert wird (Knie-TEP). Nur manchmal genügt eine Teilprothese.
Die einfachste Art der Total-Endoprothese ist die Oberflächenprothese. Dabei werden die angegriffenen Gelenkflächen aus Knorpel vom Oberschenkelknochen und Schienbein zusammen mit einer dünnen darunterliegenden Knochenschicht abgetragen. Die freiliegenden Knochenflächen werden so bearbeitet, dass sich die Prothese genau einfügt. Diese wird dann an den beiden Knochen befestigt.
Eine markraum-verankerte Prothese wird jeweils tiefer in Schienbein und Oberschenkelknochen befestigt als die oberflächliche Prothese. Die verankerte Prothese kann bei verminderter Knochenstabilität notwendig werden. Ein dornförmiger Aufsatz der Prothese wird bei der Operation in den jeweiligen Knochenmarkraum eingeführt.
Falls die Bänder abgeschwächt sind oder herausgenommen wurden, kann eine so genannte teilgekoppelte Prothese eingesetzt werden. Dadurch kann die Gelenkstabilität bei Bewegungen verbessert werden.
Ebenfalls bei Instabilität von Bändern und Kapsel kann eine gekoppelte Prothese beziehungsweise Scharnierprothese eingesetzt werden. Hierbei sind die Anteile der Prothese wie ein Scharnier aneinander befestigt oder mit einer Art Führungsschiene versehen.
Falls auch die Gelenkfläche der Kniescheibe stark in Mitleidenschaft gezogen ist, kann diese zusätzlich ersetzt werden. Bisweilen muss das Kniescheibenband mitsamt einem kleinen Knochenanteil abgenommen und an veränderter Stelle wieder mit Schrauben befestigt werden, wenn es beispielsweise zu kurz ist.
Falls nur ein bestimmter Bereich des Kniegelenks Schäden aufweist, kann unter Umständen eine Teilprothese (Schlittenprothese) eingesetzt werden. Hierbei wird jeweils nach Entfernen des geschädigten Anteils an dieser Stelle ein oberflächlicher Gelenkflächenersatz eingearbeitet.
Die beschriebenen Prothesen können auf unterschiedliche Art und Weise eingepflanzt werden. Häufig vorgenommen wird eine zementfreie Verankerung, wenn die Prothese passgenau in den Knochen eingefügt wird. Hier dauert die Einheilung mehrere Wochen, da das Knochengewebe um die Prothese, die eine raue Oberfläche besitzt, herum wachsen muss. Möglich ist auch eine Einzementierung der Materialien mit speziellem Kunststoff (so genannter Knochenzement). Dieser verhärtet sich nach der Verarbeitung rasch, so dass das betroffene Bein bald wieder belastet werden kann. Bisweilen kommen beide Varianten an einem Kniegelenk zum Einsatz, wenn an einem Ende eine Einzementierung, am anderen Ende jedoch eine zementfreie Verankerung vorgenommen wird.
In das Operationsgebiet werden häufig Drainagen eingeführt, um Wundflüssigkeit aufzufangen. Die Schläuche können nach wenigen Tagen wieder entfernt werden. Im Anschluss an den Eingriff erhält das Knie einen Verband.
Um die Operation genauer und einfacher zu machen, können Navigationssysteme für die Instrumente verwendet werden. Hierfür sind bestimmte weitere Maßnahmen erforderlich. Die Dauer des Eingriffs wird dadurch in aller Regel kaum länger.
Komplikationen und bestimmte Umstände können es ebenfalls notwendig machen, dass eine Abänderung oder Erweiterung der Operationsmethode erfolgen muss. Manchmal zeigt sich, dass doch eine andere Prothesenart als geplant eingearbeitet werden muss.
Schwellungen und Schmerzen treten häufig auf, verschwinden in der Regel aber bald. Durch die Operation können Strukturen in der Nähe geschädigt werden. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen können auftreten. Durch Verletzung von Nerven kann es unter anderem zu Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Durch eine eventuelle Blutstauungsmanschette können Druckschäden oder Lähmungen verursacht werden. Ein Knochenbruch kann während der OP vorkommen. Manchmal kommt es zum Verschleiß, zur verminderten Beweglichkeit oder zur Steifigkeit von weiteren Gelenken. Es kann zu Beinlängenunterschieden kommen, die meist z. B. durch Schuheinlagen ausgeglichen werden können. Knochen und Muskeln können durch die Bewegungseinschränkung schwächer werden. Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass es zum so genannten Sudeck-Syndrom kommt, bei dem der Knochen stark abgebaut wird und sich eine schmerzhafte Entzündung ergibt. Es ist nicht auszuschließen, dass das eingearbeitete Fremdmaterial bricht, sich lockert oder die Kniescheibe aus dem Gelenk herausspringt. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In aller Regel ist ein sehr guter Ersatz des geschädigten Gelenks durch eine Kniegelenksprothese möglich, so dass die Schmerzen deutlich vermindert werden oder ganz verschwinden. Bewegungen sind meist wieder in einem guten Ausmaß möglich. Es ist aber nicht auszuschließen, dass nicht das gewünschte funktionelle Ergebnis erreicht wird. Ebenso können weiterhin Schmerzen bestehen. Eine gekoppelte Prothese ist umso schlechter beweglich, je stabiler die Gelenkführung ist. Die Prothese im Kniegelenk hält meist viele Jahre lang. Sie muss später eventuell gewechselt werden, was meist ebenso gut möglich ist wie eine Erstoperation. Bisweilen müssen dann auch weitere Behandlungsmaßnahmen durchgeführt werden.
In vielen Fällen müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor einer Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
Bei stärkeren Schmerzen nach der Operation kann durch den Arzt ein Schmerzmedikament gegeben werden.
Nach dem Eingriff muss das Knie einige Zeit lang besonders geschont werden. Die anderen Gelenke sollen viel bewegt werden. Krankengymnastik ist sinnvoll. Gehhilfen können notwendig werden. Auch später sollte der Patient keine großen Gewichte tragen und auch das eigene Körpergewicht nicht zu sehr anwachsen lassen. Das Gelenk sollte nicht übermäßig weit bewegt werden. Sport und andere Tätigkeiten mit Belastungseinwirkung auf das Bein dürfen erst dann ausgeübt werden, wenn der Arzt keine besondere Gefährdung mehr darin sieht.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind sehr wichtig und sollten gewissenhaft eingehalten werden. Bei Besonderheiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte der Arzt kontaktiert werden, um eine eventuell notwendige Behandlung durchführen zu können.
aktualisiert am 30.11.2023