Beim sogenannten Stoma oder Anus praeter handelt es sich um einen künstlichen Darmausgang. Da die Patienten Kot fortan nicht mehr wie gewohnt in die Toilette, sondern in einen Versorgungsbeutel ausscheiden, ist die korrekte und regelmäßige Versorgung des künstlichen Darmausgangs ein Muss. Doch viele Patienten ekeln sich zunächst davor oder tragen sich mit dem Gedanken, dass sie dieser Aufgabe nicht gewachsen sind. Mit den passenden Handgriffen lässt sich ein künstlicher Darmausgang nicht nur schnell, sondern auch vergleichsweise einfach versorgen.
Es gibt verschiedene Arten von künstlichen Darmausgängen. Abhängig davon, was für ein Stoma bei den Patienten im Einsatz ist, unterscheiden sich ihre Ausscheidungen entsprechend. Dies betrifft nicht nur die Konsistenz des Stuhls, sondern auch die Häufigkeit der Ausscheidungen. Dabei gibt es verschiedene Stomaarten, die etwas anders aussehen und aufgebaut sind. Daher tun alle betroffenen Patienten gut daran, den zuständigen Arzt zu fragen, welche Stoma-Art bei ihnen geplant ist beziehungsweise angelegt ist. Auf Basis dieser Information können sie die nachfolgende Zuordnung anschließend vornehmen:
Grundsätzlich gilt es, zwischen einem ein- und einem zweiteiligen Versorgungssystem zu unterscheiden. Ein System setzt sich aus einem Versorgungsbeutel, welcher den Stuhl auffängt, und einer Hautschutzplatte zusammen. Die einteiligen Systeme, bei denen Beutel und Platte fest aneinanderhängen, sind vorwiegend bei dem Colostoma sowie bei einem Transversostoma im Einsatz. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich um breiigen bis festen Kot handelt, welchen die Patienten einmal bis dreimal täglich ausscheiden. Durch den Wechsel des Versorgungsbeutels wird die Haut regulär nicht belastet. Daher ist ein einteiliges System, bei dem sich die Hautschutzplatte und der Beutel nicht voneinander trennen lassen, ausreichend.
Bei einem zweiteiligen System können die Patienten die Hautschutzplatte und den Beutel hingegen separat wechseln. Somit haben die Patienten die Möglichkeit, die Hautschutzplatte lediglich im Abstand von drei bis vier Tagen auszutauschen, auch wenn ein häufigerer Wechsel des Beutels erforderlich wird. Zur Befestigung des Beutels gibt es einen Rastring, über den sich der Versorgungsbeutel so mit der Hautschutzplatte verbinden lässt, dass kein Stuhl auslaufen kann. Die Befestigung der Hautschutzplatte selbst ist nicht nur über einen Gürtel möglich, sie kann auch geklebt werden.
Außerdem sollten die Patienten wissen, dass zwei verschiedene Arten von Versorgungsbeuteln zum Einsatz kommen können. Die Unterscheidung erfolgt zwischen offenen und geschlossenen Beuteln. Die offenen Beutel sind als Ausstreifbeutel bekannt. Diese Beutel lassen sich somit entleeren, ohne dass es zwingend erforderlich ist, den Beutel umgehend zu wechseln. Eine Klemme dient bei diesen Beuteln als Verschluss. Dieses System kommt vor allem bei Patienten mit einem Ileostoma zum Einsatz. Dies hat einen einfachen Grund. Denn da der Stuhl sehr flüssig ist, würde ein häufiger Beutelwechsel die Haut stark in Mitleidenschaft ziehen. Bei einem Colostoma sowie beim Transversostoma findet ein geschlossenes Beutelsystem öfter Verwendung. Dies ist deshalb sinnvoll, da die Patienten nicht so oft Stuhlgang haben.
Zu der Hautschutzplatte sollten die Patienten wissen, dass diese nicht immer auf die Größe der Stomaöffnung angepasst wurde. Eventuell muss diese Platte vom Patienten erst zugeschnitten werden. Zu diesem Zweck können die Patienten eine Schablone nutzen. Diese Schablone wurde bereits auf die Größe des Stomas, welches bei den Patienten zum Einsatz kommt, angepasst. Dies spart viel Zeit und Nerven, denn somit müssen die Patienten die Größe ihres Stomas nicht immer wieder neu vermessen, sondern können komfortabel mit der Schablone arbeiten.
Neben den bereits genannten Utensilien zur Versorgung eines Stomas greifen die meisten Patienten auf das nachfolgende Zubehör zurück:
Während die Verwendung der meisten dieser Utensilien nahezu selbsterklärend ist, ist die Stomapaste und ihre Aufgabe oft zunächst nicht bekannt. Dabei handelt es sich um ein Ausgleichmaterial, welches bei Unebenheiten zum Einsatz kommen sollte. Außerdem lässt sich der künstliche Darmausgang mit dieser Paste zusätzlich abdichten. Meist findet dieses Hilfsmittel eher bei einer zweiteiligen Versorgung Verwendung, da es recht lange dauert, bis die Paste komplett ausgehärtet ist.
Reinigungslotionen, die Wasser und Seife ersetzen können, oder spezielle Pflasterlöser können ebenso zum Einsatz kommen. Sie dienen dazu, um die Klebereste von der letzten Hautschutzplatte zu entfernen. Einige Patienten greifen zusätzlich auf einen Tisch- oder Handspiegel zurück, damit sie genau sehen können, was sie tun. Auch ein Wäscheschutz kann nützlich sein, um die eigene Kleidung beim Wechsel des Versorgungsbeutels nicht versehentlich zu beschmutzen.
Die Tragezeit ist nicht nur von den Ausscheidungen der Patienten abhängig. Vielmehr spielt die verwendete Beutelart ebenfalls eine Rolle. Geschlossene Beutel können die Patienten sechs bis zwölf Stunden lang tragen. Ausstreifbeutel tragen die Patienten doppelt so lange, nämlich zwölf bis 24 Stunden. Nahezu immer verfügen diese Beutel über einen Filter nach außen. Somit wird dafür gesorgt, dass der Beutel sich nicht durch Gase aufbläht und die Patienten sowie die umstehenden Personen von keinen unangenehmen Gerüchen geplagt werden.
Wie lange ein Beutel im Einsatz sein kann, ist demnach auch davon abhängig, wie lange der integrierte Filter funktioniert. Sobald der Filter erschöpft ist, besteht kein ausreichender Schutz mehr vor unerwünschten Gerüchen. Darüber hinaus ist der Filter deshalb nicht mehr funktionsfähig, da die Luft aus dem Beutel nicht mehr über den Filter entweichen kann. Dies führt dazu, dass sich der Beutel mit Luft füllt und sich entsprechend aufbläht. Auch wenn keine Ausscheidungen erfolgt sind, kann ein Beutelwechsel demnach erforderlich werden, wenn der Filter die ihm angedachte Aufgabe nicht mehr korrekt übernehmen kann.
Um die Hautschutzplatte sowie den Versorgungsbeutel zu wechseln, müssen die Patienten den alten Beutel und die bisherige Platte zunächst behutsam entfernen. Beides landet am besten in einem Auswurfbeutel, welchen die Betroffenen anschließend zuknoten, um diesen Beutel im regulären Hausmüll zu entsorgen. Dann gilt es die Haut von außen nach innen zu reinigen. Dabei kommen nasser Zellstoff oder eine feuchte Kompresse mit ein bisschen schonender Seife zum Einsatz.
Sofern die Patienten zusätzlich noch Creme zur Pflege der Haut aufgetragen haben, gilt es, jegliche Reste, die davon noch auf der Haut verbleiben, zu entfernen. Gleiches gilt für Seifenreste. Diese Reste würden den Betroffenen das Anbringen der neuen Hautschutzplatte nur unnötig erschweren. Daher ist es ebenso sinnvoll, auf einen Einmalrasierer zu setzen, um gegen mögliche Haare in der Nähe des künstlichen Darmausgangs anzugehen.
Dies ist sinnvoll, um eine Entzündung, die sogenannte Follikulitis, zu vermeiden. Denn beim Wechsel der Hautschutzplatte können feine Härchen mit ausgerissen werden, was zu der besagten Entzündung führen kann. Damit es zu keinen Verletzungen kommen kann, rasieren die Patienten die Haare ab vom künstlichen Darmausgang. Die Haarentfernung trägt außerdem dazu bei, dass die Hautschutzplatte später besser haftet. Anschließend gilt es, die Haut mit einem Stück trockenem Zellstoff oder mit einer trockenen Kompresse zu trocknen.
Nach dem Reinigen und Enthaaren der Haut können die Patienten den neuen Beutel sowie die neue Hautschutzplatte anbringen. Womöglich muss zuvor noch eine Anpassung der Hautschutzplatte mittels der besagten Schablone erfolgen.
Im Übrigen werden die Patienten nach der Operation mit der Versorgung ihres Stomas nicht alleine gelassen. Im Krankenhaus üben sie alle erforderlichen Schritte ein, bis sie sich die Versorgung ihres künstlichen Darmausgangs zuhause selbst zutrauen.
aktualisiert am 25.02.2019