Das Enterostoma – ein künstlicher Darmausgang – löst bei Patienten mit Erkrankungen, bei denen möglicherweise ein solcher Eingriff bevorsteht, Bedenken und Unsicherheit aus. Die Furcht, keinem geregelten Alltag mehr nachgehen zu können, gewinnt an Substanz. Mediziner setzen auf den Anus praeter (wie der künstliche Darmausgang ebenfalls bezeichnet wird) nur in begründeten Fällen. Eine Situation kann die Behandlung von Tumorerkrankungen des Darms sein. Im Fall entzündlicher Erkrankungen – wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa – ist eine Anlage des künstlichen Darmausgangs mitunter angezeigt.
Chronisch entzündliche Erkrankungen des Darms – kurz einfach CED – sind Beschwerdebilder, die in Deutschland mehrere hunderttausend Menschen betreffen. Die genaue Fallzahl schwankt je nach Quelle. Bekannt sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Bevor Patienten die Diagnose in den Händen halten, liegt eine mitunter schon langjährige Leidensgeschichte hinter ihnen.
Zur Behandlung der CED gehört heute ein breites Spektrum unterschiedlicher möglicher Therapien – das Stoma (künstlicher Ausgang) eingeschlossen. Die Angst, automatisch irgendwann einen künstlichen Darmausgang zum bekommen, ist allerdings unbegründet. Ein Teil der Betroffenen wird mit dem Thema Anus praeter nie konfrontiert. Es kommt vielmehr auf individuelle Rahmenbedingungen an. Der behandelnde Spezialist wird über diese Form der Therapie nur in ganz bestimmten Situationen nachdenken. Spricht eine CED nicht auf Medikamente wie erhofft an, ist die Veränderung im Darm besonders weitreichend oder kommt es zu Komplikationen, ist an einen künstlichen Darmausgang zu denken.
Müssen sich Ärzte im Rahmen einer entzündlichen Erkrankung des Darms für den Anus praeter entscheiden, kommen auf Patienten Veränderungen zu. Die Befürchtung, in Zukunft immer in der Lebensqualität stark eingeschränkt zu sein, ist oft unbegründet. Aus Sicht der Ärzte reicht in vielen Fällen eine temporäre Verlegung des natürlichen Darmausgangs. Das bedeutet nichts anderes, als dass zu einem späteren Zeitpunkt ein Stoma wieder zurückverlegt werden kann.
Ob es sich um einen nur vorübergehend angelegten künstlichen Darmausgang oder ein endgültiges Stoma handelt, lässt sich ausschließlich für den einzelnen Fall beurteilen. Ist eine CED sehr stark ausgeprägt, kann das Entfernen des ganzen Dickdarms notwendig sein (vor allem bei schwerer Colitis ulcerosa). In solch einem Fall bleibt das Stoma dauerhaft. Will der Arzt einen erkrankten Darmabschnitt bei einer CED entlasten oder ein Operationsfeld für die Heilung schonen, kommt das vorübergehende Stoma in Frage.
Auch wenn beide Varianten Ängste auslösen – aus medizinischer Sicht macht der Eingriff in bestimmten Fällen Sinn und kann in letzter Konsequenz Patienten mit schwerer CED einen Teil der Lebensqualität zurückgeben.
aktualisiert am 04.12.2018